Der Einsatz von HFO-Kraftstoff in Verbindung mit einem Scrubber zur Abgasreinigung bringt für Reedereien in der aktuellen Marktlage keine finanziellen Vorteile mehr. Schuld daran ist die überproportionale Verteuerung des konventionellen Kraftstoffs.
Die Nachrüstung eines Abgaswäschers für den Schiffsbetrieb mit konventionellem höherschwefeligem Schweröl ergibt für Reedereien kurzfristig keinen finanziellen Sinn mehr. Entsprechende Investitionskosten können aufgrund von Verwerfungen am Rohölmarkt in vielen Fahrtgebieten seit einiger Zeit nicht mehr gedeckt werden. [ds_preview]
Die Crux dabei ist die verringerte Preisdifferenz zwischen höherschwefeligem Treibstoff (Heavy Fuel Oil/HFO) und schwefelarmem Treibstoff (Very Low Sulphur Fuel Oil/VLSFO). Der Schiffsbetrieb mit Scrubber lohnt sich nur, wenn HFO mit einem deutlichen Preisabschlag zu VLFSO gehandelt wird, der die anteiligen Investitionskosten für den Abgaswäscher übertrifft. Dies ist nach Berichten von Maklern nicht mehr gegeben.
»Scrubber Spread« unter Mindestgrenze
Nach Angaben des Preisinformationsdienstes Argus liegt das durchschnittliche Preisgefälle zwischen VLSFO und HFO (»Scrubber Spread«) aktuell bei 73 $/t. Im August sei es sogar auf ein Mehrjahrestief von 64 $/t gesunken. Als Mindestgrenze für einen wirtschaftlichen Scrubber-Betrieb mit HFO-Einsatz gilt in der Branche etwa 100 $/t. Grund für die aktuell sehr hohe Bewertung von HFO gegenüber VLSFO sind Produktengpässe an den Märkten.
Einerseits fließt aufgrund von Produktionskürzungen des OPEC-Schwergewichts Saudi-Arabien weniger »saures« Rohöl mit höherem Schwefelgehalt aus der Golfregion zu Raffinerien weltweit. Andererseits ist mit Russland aufgrund von Sanktionen ein wichtiger Lieferant von höherschwefeligem Schweröl und Diesel teilweise vom Weltmarkt abgeschnitten worden.
Am stärksten haben sich die Treibstoffpreise in Europa angeglichen. In Rotterdam betrug der »Scrubber Spread« gestern nur 37 $/t bei Marktpreisen von 612 $/t für VLSFO und 575 $/t für HFO. Reedereien dürften somit Probleme haben, am Chartermarkt einen angemessenen Ratenaufschlag für Schiffe mit Scrubber zu erzielen, da die operativen Kostenvorteile für die Befrachter bei der jetzigen Preisstruktur sehr gering sind.
Seit dem 1. Januar 2020 müssen Schiffe schwefelarmen Kraftstoff wie ULSFO oder VLSFO nutzen, um die Grenzwerte der Weltschifffahrtsorganisation IMO für Schwefelemissionen einzuhalten. Mit einem Scrubber an Bord können sie jedoch weiterhin das weniger teure Schweröl (HFO) verwenden. Derzeit sind nach Angaben der Schifffahrtsorganisation Bimco 13 % der Massengutfrachter, Container- und Tankschiffe mit einem solchen System ausgestattet. (mph)