Container, Seefracht, welthandel, Frachtraten, Spotraten, Exporte, Importe, Linienreedereien, Containermarkt
Print Friendly, PDF & Email

Eine Gruppe großer Ladungskunden um Amazon, Electrolux, Philips, Ikea und Tchibo haben eine »historische Ausschreibung« für emissionsfreie Schifffahrtsdienste, um die Emissionen in der Lieferkette zu reduzieren.

Mitglieder der Zero Emission Maritime Buyers Alliance (ZEMBA) haben eine Ausschreibung für 600.000 TEU über einen Zeitraum von drei Jahren auf mit emissionsfreien Kraftstoffen betriebenen Seeschiffen veröffentlicht. Damit will man rund 1 Mio. t Kohlenstoffemissionen  einsparen. Die Ausschreibung ist die erste große, von Käuferseite geleitete Initiative zur Beschleunigung des Übergangs zu emissionsfreien Kraftstoffen für die Schifffahrt. [ds_preview]

ZEMBA wurde im März 2023 als gemeinnützige Mitgliedsorganisation vom Aspen Institute, Amazon, Patagonia und Tchibo gegründet, um die kommerzielle Einführung von emissionsfreien Schifffahrtsdiensten in großem Maßstab zu beschleunigen, einen wettbewerbsfähigen Markt für diese Dienste zu schaffen und zur Reduzierung der Emissionen beizutragen. Für diese erste Ausschreibung hat ZEMBA mehr als 20 Mitglieder gewonnen, darunter Amazon, Bauhaus, Brooks Running, Chewy, Electrolux Group, Flexport, Green Worldwide Shipping, IKEA, Levi Strauss & Co, lululemon, Meta, Moose Toys, New Balance, Nike, Patagonia, Philips, Schneider Electric, Sport-Thieme und Tchibo.

Im Rahmen des Request for Proposals (RfP) werden Angebote für Transportdienstleistungen von einzelnen Reedereien oder Konsortien eingeholt, die im Vergleich zu herkömmlichen fossilen Brennstoffen über den gesamten Lebenszyklus hinweg eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen um mindestens 90 % erreichen. Bei der Wahl der Kraftstoffe werden Sicherheits- und Landnutzungsaspekte berücksichtigt, insbesondere in Bezug auf biogene Stoffe. Die Bereitstellung von Schifffahrtsdiensten, die mit neuen, saubereren Kraftstoffen betrieben werden, wird für 2025 erwartet.

ZEMBA wird Angebote berücksichtigen, die die folgenden Kriterien erfüllen:

  • Ausreichende Kapazität zur Deckung des Gesamtbedarfs der ZEMBA-Mitglieder von mehr als 600.000 TEU über eine Entfernung von 6.000 sm/~11.000 km über drei Jahre.
  • Zugang zu Kraftstoffen, die im Vergleich zu herkömmlichen fossilen Kraftstoffen über den gesamten Lebenszyklus hinweg eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen um mindestens 90 % ermöglichen.
  • Transparente Kraftstoffemissionen über den gesamten Lebenszyklus, um die behauptete Emissionsreduzierung zu bestätigen.

RfP soll Markt für emissionsfreie Kraftstoffe schaffen

Im Rahmen des RfP wird ZEMBA eine Umwelt-Zuschlag für die aggregierte Nachfrage seiner Mitglieder aushandeln. Der Umweltzuschlag berücksichtigt die zusätzlichen Kosten für den Betrieb eines Schiffes mit emissionsfreien Kraftstoffen. Die endgültige Auftragsvergabe erfolgt bilateral zwischen den ZEMBA-Mitgliedern und dem erfolgreichen Bieter. Darüber hinaus verlangt ZEMBA im Rahmen des Ausschreibungsverfahrens von den Bietern Zusicherungen bezüglich der Schiffe und der Kraftstoffe. Der Bieter, der den Zuschlag erhält, muss außerdem die von den ZEMBA-Mitgliedern geforderte Emissionsreduzierung durch Dritte bestätigen lassen.

Das RfP von ZEMBA ist darauf ausgerichtet, einen neuen Markt für emissionsfreie Kraftstoffe zu schaffen und langfristige, skalierbare Lösungen für die gesamte Schifffahrtsindustrie zu entwickeln. »In diesem Sinne können die Kriterien für die Lebenszyklus-Emissionen bei künftigen RfP von 90 % nach oben verschoben werden, wenn sich die technologische Innovation entfaltet und nachhaltige Kraftstoffe, Infrastruktur und Lieferketten eingeführt werden«, heißt es.

Das RfP  wurde in Zusammenarbeit mit Partnern von Lloyd’s Register, einem führenden Anbieter von Klassifizierungs- und Compliance-Dienstleistungen für die Schifffahrts- und Offshore-Industrie, Neoteric Energy and Climate LLC, einer auf Klima- und Energiefragen spezialisierten Beratungsfirma mit Erfahrung in der Durchführung von RfPs für die Sustainable Aviation Buyers Alliance (SABA), und der Anwaltskanzlei Pillsbury als externer Rechtsberater entwickelt.

ZEMBA ist eine Initiative von Cargo Owners for Zero Emission Vessels (coZEV), einer Plattform für Ladungseigner, die gemeinsam auf einen dekarbonisierten maritimen Sektor hinarbeiten und dabei vom Energie- und Umweltprogramm des Aspen-Instituts unterstützt werden. Das coZEV 2040 Ambition Statement hat bisher 19 globale Marken mit dem Ziel vereint, bis 2040 ausschließlich emissionsfreie Schiffe für ihre Seefracht einzusetzen. Auf der COP27 in Sharm El Sheikh, Ägypten, veröffentlichte coZEV den coZEV-Fahrplan bis 2040, der die Maßnahmen aufzeigt, die Frachteigentümern zur Verfügung stehen, um eine vollständige Dekarbonisierung ihrer Seefracht bis 2040 zu ermöglichen. ZEMBA wird in den kommenden Monaten weitere Ankündigungen machen.