In Flensburg sollte die FSG eigentlich drei LNG-Bunkerschiffe bauen. Das mit 62 Mio. € vom Bund geförderte Projekt droht jetzt jedoch zu kippen.
Einen Tag vor Weihnachten vergangenen Jahres hatte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck in Flensburg den Bau von drei LNG-Bunkerschiffen angekündigt und den Förderbescheid über 62 Mio. € gleich mit dabei. Das Geld ist jedoch nicht für die Werft bestimmt, sondern geht an das Bieter-Konsortium Nordic Titan, das die Reederei Nordic Hamburg mit dem niederländischen Gasversorger Titan LNG gegründet hatte. Damals hieß es aus Habecks Ministerium, dass sich dieser Verbund nach einem »wettbewerblichen Verfahren« für die FSG als Bauwerft entschieden habe. [ds_preview]
Dies scheint nun nicht mehr gesichert zu sein, wie der NDR berichtet. Eine Anfrage der CDU-Bundestagsabgeordneten Petra Nicolaisen hat nun ergeben, dass der Auftrag noch immer nicht unterschrieben ist. Grund sind demnach erhebliche Kostensteigerungen auf Seiten der Werft. Deshalb werde jetzt geprüft, ob das Bauprogramm von drei Schiffen auf nur noch zwei Einheiten reduziert werden kann.
FSG verweist auf gestiegene Kosten
Unklar ist, ob eine Realisierung des Projektes dann noch unter der Betankungsschiff-Förderrichtlinie des Ministeriums möglich ist. Das Geld ist an dieses Haushaltsjahr geknüpft, für Nachverhandlungen bleibt also nicht mehr viel Zeit.
Die FSG braucht dringend diesen Auftrag. Aktuell hat die Flensburger Traditionswerft, die zusammen mit Nobiskrug zur Tennor Holding des Risiko-Investors Lars Windhorst gehört, lediglich ein Schiff im Orderbuch. Sie baut eine mit LNG betriebene RoRo-Fähre für die australische Reederei SeaRoad, die im Februar auf Kiel gelegt worden war. Dem Vernehmen nach gibt es Gespräche mit SeaRoad über einen zweiten Auftrag, jedoch wurde bislang noch nichts Konkretes bekannt.
Auftrag für FSG auf dem Prüfstand
Laut dem NDR-Bericht gibt es derzeit bei Nordic Titan zwar keine Pläne, den Auftrag an eine andere Werft zu vergeben. Die vorgesehene Förderung sei auf Grundlage des damals vorliegenden Schiffbauvertragsentwurf beschlossen worden. Andererseits muss der Auftrag nicht zwangsläufig an die FSG gehen. Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) nennt als Voraussetzung, »dass die Schiffe bei einer Werft in Deutschland oder in einem anderen EU-Staat gebaut werden.«
Die Werft in Flensburg hat turbulente Zeiten einschließlich einer Insolvenz hinter sich. Im Juni hatte Geschäftsführer Philipp Maracke das Unternehmen verlassen. Ein Nachfolger ist offenbar noch nicht gefunden.
Gleichzeitig war bekannt geworden, dass Tennor im »Rahmen einer Umstrukturierung« von den Niederlanden in die Schweiz umziehen und Anteile an einen neuen Investor verkaufen wollte. Weitere Informationen blieben jedoch aus. Berichtet wird zudem, dass FSG-Vorbesitzer Kristian Siem einen Betrag von 144 Mio. € von Windhorst fordert.