Bei der bremischen Hafenorganisation Bremenports laufen die Vorbereitungen für die Sturmflutsaison – unter anderem mit einem Hochwasserschutzlagezentrum »auf Probe«.
Die erwartete Sturmflutsaison sorgt bei Bremenports bereits für einige Arbeit. Hochwasser? Gerade war eher das Gegenteil der Fall, heißt es seitens der Hafenmanagementgesellschaft: Draußen am Strom herrschte extremes Niedrigwasser weit unter den Normalwerten. Dennoch wurde jetzt in der 12. Etage des Sail City das Hochwasserschutz-Lagezentrum eingerichtet – zur Probe für einen Tag.
Eines sei sicher, so Christian von Detzen, zuständig für den Hochwasserschutz: »Die Sturmflutsaison wird kommen – und dann ist gute Vorbereitung alles.« Von Deetzen ist einer von denen, die im Fall des Falles im Lagezentrum schnell und routiniert reagieren müssen.
Dieser Fall tritt ab Alarmstufe 2 ein: Einem prognostiziertem Wasserstand von mehr als 2,50 m über dem mittleren Hochwasser. Dann wird der bremenports-Besprechungsraum im zwölften Stock des Sail City wie jetzt umgehend in ein Lagezentrum verwandelt: »Wir brauchen etwa eine halbe Stunde, um alle dafür nötigen Kabel zu legen und die Rechner und Programme zu starten«, erklärt von Deetzen. Nach diesen 30 Minuten soll der mit zahlreichen Monitoren ausgestattete Raum dann komplett einsatzbereit sein: Neben Live-Bildern und aktuellen Momentaufnahmen von den technischen Anlagen längs der Deichlinie, flimmern dann die aktuellen Pegeldaten und Prognosen der Wetterdienste über die Bildschirme. Auch Videokonferenzen mit den Einsatzkräften von THW, bremenports oder der Feuerwehr und Telefonate sind von dort aus möglich.
Aus dem Lagezentrum, wo alle nötigen Informationen zusammenlaufen, hat dann die jeweilige Einsatzleitung die Situation entlang der gut 21 km langen Deichlinie Bremerhavens und insbesondere in den Häfen umfassend im Blick und will je nach Situation reagieren. Dazu gehört im Fall des Falles beispielsweise auch das In-Marsch-setzen der eigenen Bremenports-Einsatzgruppen, oder zum Beispiel die Alarmierung der Kräfte des Technischen Hilfswerks.
Sturmflutordnung für Sturmflutsaison
Wann genau welche Maßnahmen ergriffen werden müssen, ist im Detail in der sogenannten »Sturmflutordnung« geregelt, die jeweils Punkt für Punkt abgearbeitet wird. So gibt es je nach Wasserstandsvorhersage drei Alarmstufen und eine Vorwarnstufe, die jeweils unterschiedliche Sicherheitsschritte erfordern: Wenn mit einem Wasserstand von mehr als zwei Metern über dem normalen Hochwasser gerechnet wird, gilt beispielsweise Alarmstufe eins. Dann müssen erste Tore oder Deichscharte geschlossen werden – während andere Durchlässe noch offengehalten werden können. Ab drei Metern über dem normalen Hochwasser heißt es dann aber umgehend »alle Schotten dicht« entlang der Deichlinie.
Damit bei Sturmflutwarnungen letztlich auch wirklich alles funktioniert wird nicht nur – wie jetzt – das Lagezentrum rechtzeitig vor den ersten größeren Sturmfluten zur Probe eingerichtet: Um sicherzustellen, dass alle technischen Anlagen im Fall des Falles auch funktionieren und geschlossen werden können wird jedes Jahr zudem eine sogenannte Deichverschlussschau durchgeführt, bei der alle knapp 70 Schließobjekte entlang der Bremerhavener Deichlinie auf ihre Funktion getestet werden. »Wenn es hart auf hart kommt muss sichergestellt sein, dass jeder Handgriff sitzt und die Tore, Schieber oder Deichscharte in kurzer Zeit geschlossen werden können. Sonst haben wir den Fluss hinter dem Deich und da gehört er nicht hin«, betont von Deetzen.
Letztlich gehe es bei Sturmfluten vor allem darum »schneller als die Weser zu sein« – und dabei sind insbesondere die Wetterprognosen durchaus hilfreich: »Droht eine Sturmflut wissen wir das Dank der Wetterprognosen heute sicher mindestens zwei Tage vorher – relativ konkrete Anhaltspunkte dafür gibt es sogar schon sechs Tage vorher«, so von Deetzen.
Stehe das Wasser dann allerdings tatsächlich vor dem Deich, könne sich die Situation manchmal schnell ändern: »Wenn sich bei einem Pegelstand von 2,50 m über dem Normalhochwasser, die Windstärke oder die Windrichtung überraschend auch nur um 10 bis 20 Grad dreht, können aus den prognostizierten 2,50 m schnell auch über 3 m werden – deshalb ist es eben wichtig, hier aus dem Lagezentrum ad hoc, reagieren zu können. Und das dann eben manchmal auch buchstäblich schnell wie der Wind.« Das zur heutigen Übung: »Aufbau und Einrichtung des Lagenzentrums haben gut und schnell geklappt, alles funktioniert – das gibt ein gutes Gefühl für den möglichen Ernstfall, denn gut vorbereitet sein, ist eben letztlich alles.«