Die EU will Akteure in den Häfen der Mitgliedsländer zusammenbringen, um die wachsende Drogenkriminalität zu bekämpfen.
In einer Europäischen Hafenallianz sollen alle relevanten öffentlichen und privaten Akteure enger zusammenarbeiten, um den zunehmenden Drogenschmuggel und die kriminelle Unterwanderung von Logistikzentren zu unterbinden. Angesprochen sind unter anderem lokale Behörden, Strafverfolgungsbehörden einschließlich des Zolls, EU-Agenturen und die private Hafenwirtschaft. [ds_preview]
Zum einen soll das Risikomanagement verbessert und zum anderen sollen die Kontrollen verstärkt werden. Vorgesehen ist auch die Anschaffung und Finanzierung modernster Ausrüstung zum Scannen von Containern und anderen Transportmitteln.
Europa ist weltweiter größter Kokain-Markt
»Europa hat inzwischen die USA als größten Kokainmarkt der Welt abgelöst und entwickelt sich immer mehr zu einer weltweiten Drehscheibe für den Drogenhandel. Diese beunruhigende Tendenz wollen wir durch verstärkte Anstrengungen wieder rückgängig machen«, sagt EU-Kommissar Margaritis Schinas. Mehr als 220 Mio. $ wolle die EU zusätzlich ausgegeben, heißt es.
Nach Angaben der Internationalen Schifffahrtskammer werden fast 9 % des gesamten Kokains, 45% des gesamten Cannabis und 30% aller amphetaminartigen Aufputschmittel auf dem Seeweg transportiert. Kolumbien steht als Herkunftsland weiter an der Spitze, doch gelangt zunehmend auch Rauschgift aus Bolivien, Brasilien und Peru vornehmlich über den Parana und die Häfen in Paraguay nach Europa.
Neben der Bestechung des Personals in den Häfen und auf den Schiffen nutzten die Kriminelle zuletzt verstärkt falsche Container-Referenzcodes, um die Ware außer Landes und zu den Zielmärkten zu schmuggeln. Antwerpen, Rotterdam und Hamburg gehören laut Europol zu den am stärksten von Kriminellen infiltrierten Häfen weltweit.
Die Entwicklung ist aus Sicht der EU alarmierend: Der europäische Kokainmarkt ist zwischen 2011 und 2021 um 416% gewachsen. Der Profit der organisierten Kriminalität aus illegalen Aktivitäten, einschließlich Drogenhandel, beläuft sich auf schätzungsweise rund 139 Mrd. € pro Jahr, also etwa 1% des BIP.
In diesem Jahr seien in den europäischen Häfen bereits 30,5 Mio. Pillen chemischer Drogen, 103,5 t Kokain, 163,4 t Cannabis und 3,3 t Heroin beschlagnahmt worden. Zu den größten Drogenfunden gehörten 8 t Kokain im Hafen Rotterdam im August. Im selben Monat entdeckte der Zoll im Hamburger Hafen 1,8 t Kokain im Wert von rund 400 Mio. € – versteckt zwischen Katzenstreu auf einem Containerschiff.