Der deutsch-finnischer Hafentag hat in diesem Jahr die Vorreiterrolle Nordeuropas in den Mittelpunkt gestellt. Die enge Kooperation zwischen Deutschland und Finnland sollte zum Motor für Wachstum und Innovation im Ostseeraum werden.

»Innovationsstärke ist das Thema der Region, über das wir uns definieren«, sagte Christian Ketels, Experte für wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit und Strategie der Harvard Business School, anlässlich des Hafentags in Lübeck vor mehr als 330 Vertretern der Logistikbranche, des Konsularischen Korps und der Politik.[ds_preview]

Traditionell stehen Ketels zufolge die Ostseeländer hier bei den Veränderungen innerhalb der Europäischen Union ganz oben. Diese Region stehe für drei Prozent der Top-Unternehmen weltweit, die Forschung und Entwicklung voranbringen. Beide Länder könnten gemeinsam Lösungen für die Klimaneutralität entwickeln und erfolgreich vermarkten, so der Experte. Vor allem die Hafenwirtschaft sei hier bereits ein Treiber.

»Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Kooperation«, stimmte Gastgeber Sebastian Jürgens, Geschäftsführer der Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG) zu. »Die Hafenwirtschaft möchte sich an die Spitze der Bewegung setzen. Wir sind eine umweltfreundliche Region und schon jetzt Vorreiter bei Emissionsreduktion im Ostseeraum.« Emissionsarm sei vor allem die Kombination Schiff-Schiene. Es sei daher dringend erforderlich, dass die EU nicht einzelne Projekte für klimaneutrale Antriebe, sondern ganze Ketten wie in der Hafenwirtschaft und Logistik fördern sollte, betonte er. Die Häfen sollten die Herausforderungen der Zukunft gemeinsam angehen, sich auf bestimmte Technologien fokussieren und diese Schritt für Schritt voranbringen.

Neuer finnischer Botschafter erstmals bei deutsch-finnischem Hafentag

Beim Hafentag zum ersten Mal dabei war Finnlands neuer Botschafter in Deutschland, Kai Sauer. »Die Bedeutung dieser Veranstaltung als Netzwerk-Plattform ist mir bereits vertraut. Hier treffen sich deutsche und finnische Unternehmen, hier leiten sie neue Kooperationen und Partnerschaften ein«, sagte er. Lübeck sei ein bedeutender Handelspartner für sein Land, die Beziehungen seien sehr alt und für Finnland sehr wichtig. Ohnehin sei das nordeuropäische Land auf eine funktionsfähige Schifffahrtsbranche angewiesen, denn es wickle den Großteil seines Handels über den Seeweg ab. Die Veränderungen der geopolitischen Lage und der damit verbundene Beitritt Finnlands in die NATO stärke das Bündnis und vor allem den Ostseeraum: »Wir bringen unsere Cyber-Fähigkeiten ein.«

Auch für den Honorarkonsul der Republik Finnland in Lübeck Bernd Jorkisch ist der Ostseeraum ein Chancenraum, der trotz der vielen Spannungen Veränderungen durch die Energiewende, die Energiekosten, den Ukraine-Krieg eine große Zukunft vor sich habe. »Die nordeuropäischen Länder stehen bei der BIP-Verschuldung deutlich besser da als die südeuropäischen Länder«, betonte er. Eine engere Kooperation zwischen Deutschland und Finnland sei erfolgsversprechend, schon seit zehn Jahren sei die Bundesrepublik der größte Handelspartner Finnlands.

Ketels zog daher die Schlussfolgerung: »Chancenraum Ostsee – absolut! Aber wie verwandeln wir aus einem Chancenraum einen Erfolgsraum?« Eine Möglichkeit wäre es, aus den Herausforderungen zur Rettung des fragilen Ökosystems Ostsee neue Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, für die es in der Region, in Europa und auch weltweit einen Markt gibt.

Deutsch-finnischer Hafentag
Dicht gefüllte Reihen beim deutsch-fnnischen Hafentag mit mehr als 330 Teilnehmern