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Vorstand und Aufsichtsrat der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) raten den Aktionären, das Angebot von MSC anzunehmen. Der Betriebsrat ist dagegen.

Die Führungsgremien des Hamburger Terminalbetreibers sind gemäß § 27 des Wertpapiererwerbs- und Übernahmegesetzes (WpÜG) verpflichtet, das Übernahmeangebot von MSC zu bewerten. Wie erwartet, gibt es ein zustimmendes Votum. [ds_preview]

In den Verhandlungen mit der Stadt Hamburg und MSC seien weitgehende Zusagen für die langfristige Entwicklung der HHLA erreicht worden, heißt es zur Begründung. Im Ergebnis halten beide Gremien den Angaben zufolge den Angebotspreis von 16,75 € je A-Aktie »für angemessen.«

MSC lockt HHLA-Aktionäre mit Investitionsversprechen

Die Stadt Hamburg und die weltgrößte Container-Reederei MSC hatten im September angekündigt, dass MSC bei der HHLA einsteigen soll. Derzeit hält die Stadt rund 69% an der HHLA. Diese soll künftig in einem Gemeinschaftsunternehmen geführt werden, wobei die Stadt 50,1% und MSC 49,9% der Anteile halten sollen. Die Zusagen in der vorläufigen Rahmenvereinbarung umfassen laut einer Mitteilung insbesondere die folgenden Aspekte:

  • Bereitstellung von zusätzlichem Eigenkapital in Höhe von insgesamt 450 Mio. € für Investitionen,
  • Wahrung der Neutralität und Unabhängigkeit des HHLA-Geschäftsmodells, insbesondere der Intermodal-Tochter Metrans. Damit sei sichergestellt, dass alle Kunden den gleichen Zugang zu allen HHLA-Terminals und -Dienstleistungen in ganz Europa erhalten.
  • Die HHLA behält die Entscheidungshoheit über ihre Investitionsplanung bei der Modernisierung der Containerterminals in Hamburg und beim internationalen Ausbau des Intermodalnetzes. Die Stadt Hamburg und MSC unterstützen die Vorhaben mindestens 775 Mio. € in den Jahren 2025 bis 2028.
  • Für mindestens fünf Jahre sind betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. Die Mitbestimmung im HHLA-Konzern bleibt gewahrt.

»Als Vorstand haben wir die für die HHLA und unsere Stakeholder relevanten Aspekte der Transaktion in den letzten Wochen in intensiven Gesprächen mit der Stadt Hamburg und MSC aktiv aufgegriffen und in der verbindlichen vorläufigen Rahmenvereinbarung weitgehend abgesichert«, sagt die Vorstandschefin Angela Titzrath.

HHLA-Angebot gilt noch bis 20. November

Dank der Zusagen stünden in den kommenden Jahren erhebliche zusätzliche Mittel zur Verfügung, um die erfolgreiche Entwicklung der HHLA zu einem führenden europäischen Logistikunternehmen noch aktiver und schneller voranzutreiben, so Titzrath. Sie sei zuversichtlich, dass in den kommenden Wochen auch eine Verständigung über die noch offenen Punkte mit der Stadt Hamburg und MSC möglich sei.

Die Annahmefrist für das Angebot begann mit der Veröffentlichung der Angebotsunterlage am 23. Oktober und endet am 20. November um 24:00 Uhr (MEZ). Der Vollzug der Transaktion steht noch unter dem Vorbehalt bestimmter behördlicher Genehmigungen sowie der Zustimmung der Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg.

Gewerkschaften und Betriebsrat lehnen MSC-Einstieg ab

Widerstand regt sich dagegen weiter auf der Arbeitnehmerseite. Dem Konzernbetriebsrat gehen die Zusagen nicht weit genug. »Die Risiken überwiegen die Chancen bei Weitem. Die HHLA und die Hamburger Hafenwirtschaft werden geschädigt«, sagte Christian Baranowski, Vorsitzende des Konzernbetriebsrats. Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen seien daher massiv gefährdet. Die Betriebsräte appellieren an die Bürgerschaftsabgeordneten, dem MSC-Deal nicht zuzustimmen.

Ähnlich äußert sich die Gewerkschaft Verdi. Das zwischen HHLA, MSC und der Stadt Hamburg geschlossene Business Combination Agreement (BCA) habe wichtige kritische Themen aufgenommen, die aus Sicht der Gewerkschaft einer zusätzlichen Absicherung per Tarifvertrag bedürften. So wird kritisiert, dass die Mitbestimmung durch den Aufsichtsrat nicht ausreichend geregelt worden sei.