Ein stärkeres Ladungsaufkommen und Tonnageengpässe in Nordamerika und Europa verschaffen den Bulk-Reedereien Rückenwind am Chartermarkt.

Im Dry-Cargo-Segment hat der Auftrieb bei den Frachtraten für kleinere und mittlere Ladungspartien bis zur Panamax-Klasse diese Woche an Breite gewonnen.[ds_preview] Der Baltic Dry Index legte bis gestern auf 1.855 Punkte zu – ein Anstieg um 97 Zähler gegenüber der Vorwoche.

Die größten Steigerungen verzeichneten Makler erneut auf Routen im Atlantik, wobei sich nach einhelliger Meinung die Kapazitätsengpässe im Panamakanal zunehmend auf die Verfügbarkeit von Schiffsraum auswirken. Die schrittweise Absenkung der Transit-Slots aufgrund von Dürre und Wassermangel in dem zentralamerikanischen Land begrenzt immer mehr den Zustrom von Bulkern aus Fernost zurück in den Atlantik. Gleichzeitig nimmt die Befrachtungsaktivität zum Ende des Geschäftsjahres noch einmal zu.

Raten bei Panamax-Bulkern gestiegen

Vor diesem Hintergrund verbesserte sich das Ratenniveau (TC5) der Panamax-Bulker bis gestern um +13% gegenüber der Vorwoche auf gut 18.300 $/Tag. Bei einem spürbar vermehrten Ladungsaufkommen von der Ostküste der USA bis hinunter nach Zentralamerika sprang die Durchschnittsrate for Rundreisen im Nordatlantik bei Anlieferung in der Skaw-Gibraltar-Range um mehr als ein Viertel auf 25.715 $/Tag.

Das japanische Handelshaus Jera nahm Maklern zufolge im Laufe der Woche mehrere Schiffe aus dem Markt, unter anderem die 2022 gebaute »BBG Singapore« (81.974 tdw) als Relet von Louis Dreyfus für eine Rundreise mit Anlieferung im marokkanischen Jorf Lasfar zur US-Ostküste und zurück zu 27.000 $/Tag. Außerdem charterte das Unternehmen laut Berichten die 2017 gebaute »Axios« (81.960 tdw) mit Anlieferung »Passing Cape of Good Hope« zu 19.000 $/Tag + 500.000 $ Ballastbonus für eine Kohleverschiffung ex Kolumbien nach Japan. Die Aussichten im Panamax-Segment werden weiterhin günstig für die Reeder beurteilt – mit wachsenden Tonnageengpässen auch im Mittelmeer und dem Schwarzen Meer, wie zu hören ist.

Anziehende Raten im Atlantik prägten auch die Supramax- und Handysize-Märkte diese Woche. Die Schwerpunkte lagen dabei im US-Golf, am Kontinent sowie an der Ostküste Südamerikas. Die Durchschnittsrate der Supras im Zeitcharter-Trip-Business kletterte bis gestern um +7,5% auf gut 13.900 $/Tag. Im US-Golf näherte sich das Niveau für Fronthauls nach Fernost der 40.000-Dollar-Marke für Ultramaxe. Am Kontinent und im Mittelmeer schraubte sich das Spitzenniveau für Trips nach Asien und nach Nordamerika höher über die 20.000-Dollar-Marke hinweg.

Im Handysize-Sektor zog die Durchschnittsrate für den 38.000-Tonner um +9 % auf 11.658 $/Tag, getrieben u.a. durch starke Zuwächse in Europa und im US-Golf. Ein größerer Frachter mit 39.000 tdw Intake erzielte zu Wochenanfang eine starke Rate von 18.000 $/Tag für einen Trip ex UK via Kanada zurück mit Getreide zum Kontinent. Noch deutlich höhere Erträge von bis zu 28.000 $/Tag erzielten Schiffe im US-Golf für kurze Trips in die Karibik sowie zum Kontinent.

Ratenniveau im Capesize-Segment vergleichsweise statisch

Vergleichsweise statisch präsentierte sich das Capesize-Segment. In der ersten Wochenhälfte mussten die Reeder bei schwächerer Aktivität im Pazifik Einbußen hinnehmen. Ab Wochenmitte ging es dort aber wieder aufwärts, das Ratenniveau erholte sich bis gestern auf 22.200 $/Tag und notierte damit sogar einen Tick höher als in der Vorwoche.

Die Raten der Rohöltanker standen diese Woche auf der Mehrzahl der Routen mehr oder weniger unter Druck. Für Verunsicherung in Bezug auf die Ladungsmengen ab Januar sorgte die unerwartete Vertagung des OPEC-Ministertreffens, offenbar aufgrund von Differenzen über die weiteren Fördermengen. Ein mögliches Szenario mit negativen Konsequenzen wäre eine erneute Drosselung der Produktion ab Januar zur Stützung des Ölpreises, der sich trotz Kriegs im Nahen Osten in den vergangenen Wochen von 90 Richtung 80 $/Barrel (Brent) abgeschwächt hat.

Die durchschnittlichen Spoteinnahmen der VLCC sackten auf Wochensicht um -10% auf rund 59.000 $/Tag ab. Für die Suezmaxe blieb das Spot-Level bei leichten Zuwächsen im Atlantik und Abschlägen im Persischen Golf ungefähr unverändert bei 55.000 $/Tag. Die Aframaxe verschlechterten sich bei lahmender Nachfrage im gesamten Atlantik deutlich um -17% auf durchschnittlich gut 48.000 $/Tag.(mph)