Die norwegische Vard-Werftengruppe hat die Arbeiten an der bislang 182,9 m langen Expedtionsyacht »REV Ocean« nach einer zweijährigen Pause wiederaufgenommen.
Dafür sind seitens Vard ein paar wesentliche Änderungen an der Megayacht, die als schwimmende Forschungseinrichtung konzipiert ist, vorgesehen, wie jetzt bekannt wurde.[ds_preview]
Denn die für die REV Ocean Foundation des norwegischen Industriellen Kjell Inge Røkke geplante Yacht, die ursprünglich schon 2020 von der Werft abgeliefert werden sollte, war bislang zu schwer.
Erst im Februar dieses Jahres wurde vor einem Schiedsgericht in Ålesund der Klage von Røkke entsprochen, dass die von Vard erbaute »REV Ocean« schwerer geworden ist als vertraglich vereinbart. Dies führte zu einem deutlichen höheren Tiefgang. Die Vard-Werft, ein Tochterunternehmen des italienischen Staatskonzerns Fincantieri, musste entsprechend einige Konzeptionsänderungen erarbeiten, damit Røkke nicht vom Vertrag zurücktritt bzw. das Schiff mit einem erheblichen Preisnachlass von der Werft übernimmt. Schon im Jahr 2021 gab es erste Berichte, dass sich die Gesamtkosten des Projekts aufgrund der Komplikationen und Verzögerungen auf mehr als 500 Mio. $ belaufen könnten.
Vard und REV einigen sich
Wie die REV Ocean Foundation nun mitteilte, wurde mit dem Schiffbauer Vard eine Vereinbarung über die Fertigstellung getroffen. Um die Funktionalität des Schiffes zu gewährleisten, wird es um 12 m verlängert und in bestimmten Bereichen modifiziert. Dadurch wird auch mehr Platz und eine größere wissenschaftliche Kapazität im Bereich des Haupthangars geschaffen.
Vard geht von einem Ablieferungstermin im Februar 2025 aus, so dass die dann 195 m lange Yacht nach Komplettierung der wissenschaftlichen Innenausstattung ab dem vierten Quartal 2026 einsatzbereit sein wird. Vard wird den Umbau in den werfteigenen Anlagen an einem geeigneten Standort in Norwegen durchführen. Aktuell befindet sich die »REV Ocean« in Søviknes, etwas nördlich von Ålesund. Die endgültigen Fertigstellungsarbeiten sollen dann an einem noch festzulegenden Standort durchgeführt, der näher an dem Ablieferungsort der Vard-Werften liegen wird. In der ersten Planung der REV Ocean Foundation sollte die finale Ausrüstung der Yacht im Jahr 2000 bei der Lloyd Werft Bremerhaven durchgeführt werden.
Die Werft hat mittlerweile auch neue Renderings der Yacht veröffentlicht, die neben der Verlängerung des Schiffes auch eine die Verkleinerung des Oberdecks und die Entfernung der gläsernen Observation Lounge zeigen, was sicherlich zu einer weiteren Gewichtsreduzierung führen wird. Von der GL Yachtverglasung aus Halstenbek bei Hamburg wurde schon vor ein paar Jahren bei diesem Projekt unter anderem auch für diese auf Deck 9 untergebrachte Observation Lounge das speziell für diese Anwendungen entwickelte Glasprodukt GLY-MarineCobond eingebaut. Mit mehr als 11 m Breite und über 2,8 m Höhe war die Frontscheibe bei dieser Observation Lounge die größte gebogene Isolierglasscheibe, die bis heute auf einer Superyacht montiert wurde.
In Auftrag gegeben wurde die »REV Ocean« vom norwegischen Milliardär Kjell Inge Røkke, der zu diesem Zweck 2017 eine Stiftung gründete und sie finanziert. Er trat der Giving-Pledge-Kampagne bei, in deren Rahmen die Unterzeichner versprechen, mehr als 50 % ihres Vermögens für wohltätige Zwecke zu spenden. Die Organisation will die Bereiche Wissenschaft, Wirtschaft und Politik verbinden. Die Abkürzung REV im Namenszug steht dabei für Research Expedition Vessel.
Entworfen wurde die Yacht vom bekannten Designer Espen Oeino. Auf der Vard-Werft im rumänischen Tulcea wurde der zunächst knapp 183 m lange Stahlrumpf innerhalb von 18 Monaten gebaut und anschließend nach Norwegen für weitere Ausrüstungsarbeiten geschleppt.
Die nach dem Polar-Code der IMO für Einsätze in arktischen und antarktischen Gewässern konstruierte »REV Ocean« ist vor allem ein Forschungsschiff und soll eine besondere Rolle in der Meeresforschung spielen, da sie für Missionen ausgerüstet ist, die das gesamte Meeresökosystem abdecken. Zum Equipment sollen etwa wissenschaftliche Schleppnetze, Sonarsysteme, Labore, Auditorien und Klassenzimmer sowie U-Boote gehören. Vier Wärtsilä-Hauptmaschinen mit einer Leistung von 2.700 kW ermöglichen eine maximale Geschwindigkeit von knapp 18 kn. Bei einer Reisegeschwindigkeit von 11 kn beträgt der Wirkungsradius 21.120 sm. (CE)