Jetzt geht es los: Der Vertrag für den Bau des neuen Forschungsschiffs »Walther Herwig« wurde auf der Fassmer-Werft offiziell unterzeichnet.
Mitte 2027 soll die Bundesregierung eines der weltweit modernsten und leistungsfähigsten Schiffe für die Fischerei- und Meeresforschung in Betrieb nehmen. Der Neubau, der für 240 Mio. € bei Fassmer im niedersächsischen Berne entsteht, soll der Flotte zudem den Einstieg in die Nutzung von klimaneutralem Methanol eröffnen.
»Walther Herwig« – ein Schiff für 46 Wissenschaftler
Haupteinsatzgebiete werden die Nord- und Ostsee sowie der Nordatlantik von den Subtropen bis Grönland sein. Mit rund 85 m Länge und etwa 18 m Breite wird die neue »Walther Herwig« das größte Schiff in der Flotte der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). Es bietet Platz für ungefähr 46 Personen, bestehend aus Besatzung und Wissenschaftlern.
Zur Ausrüstung gehören unter anderem zehn Labore, Arbeitskräne, eine Vorrichtung für pelagische, und demersale Fischerei sowie Twin-Trawling, ein Heckkran und ein Aussetzsystem für Forschungsarbeiten in der Tiefe. Ein großes freies Arbeitsdeck und diverse Container-Stellplätze dienen als multifunktionale Auslegung mit Zukunftsreserven.
So wird dem Thünen-Institut als Nutzer des Schiffes das Monitoring wichtiger Fischbestände, meeresökologische Untersuchungen mit modernsten Methoden ermöglicht, aber auch meereschemische und physikalische Messungen sowie die Erforschung von Auswirkungen der Fischerei auf die Meeresumwelt.
Antrieb mit Methanol-Option für die »Walther Herwig«
Die »Walther Herwig« Fbekommt einen dieselelektrischen Antrieb. Dank der Abgasnachbehandlung durch SCR-Katalysatoren und Rußpartikelfilter werden anspruchsvolle Abgasvorschriften erfüllt und damit der gesetzliche Standard übertroffen; die Grenzwerte des »Blauen Engels« für umweltfreundliches Schiffsdesign und die US-Norm EPA Tier IV werden ebenfalls unterschritten. Der Antrieb kann auf die Nutzung von Methanol als Kraftstoff umgerüstet werden, heißt es.
Die Konzeption und Planung des Neubaus sowie das europaweite Vergabeverfahren übernahm federführend das Referat Schiffstechnik der Bundesanstalt für Wasserbau (BAW), unterstützt von einem Projektteam, dem die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) als Auftraggeber und Reeder sowie das Thünen-Institut als künftiger Nutzer angehörten.
Der Haushaltsausschuss des Bundestages hatte die benötigte Investitionssumme für den Nachfolgebau der »Walther Herwig III« erst im August freigegeben. Das heute eingesetzte Schiff, von der Hegemann-Gruppe in Wolgast und Berne gebaut, ist bereits 30 Jahre alt.
Ursprünglich war der Auftrag für eine neue »Walther Herwig« für 85 Mio. € bereits 2017 an die niederländische Werftengruppe Damen vergeben worden. Doch dann gab es in der Detailplanung zwischen der Werft und dem Bundeslandwirtschaftsministerium als Auftraggeber keine Einigung. Vor zwei Jahren war der Auftrag daraufhin wieder kassiert und Bauvorschrift sowie Ausschreibungsunterlagen überarbeitet worden. Die niederländische Werftgruppe ist aber nach wie vor prinzipiell offen dafür, auch deutsche Forschungsschiffe zu bauen, beispielsweise in Kooperation mit einer deutschen Werft.
Neue »Walther Herwig« mit fünf Jahren Verspätung
Folge: Mit der Ablieferung des Nachfolgeschiffes ist – statt ursprünglich 2020 – nicht vor 2025/2026 zu rechnen. Auch die Kosten sind nach früheren Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) mit inzwischen rund 175,5 Mio. € auf mehr als das Doppelte angestiegen.