Print Friendly, PDF & Email

2023 war ein Rekordjahr an Neubau-Ablieferungen in der Containerschifffahrt, in diesem Jahr dürfte der »Bestwert« aber schon wieder übertroffen werden.

Wieviel Neubau verträgt die weltweite Flotte noch? Und wie viele älktere Schiffe werden angesichts steigender Umwelt-Regularien außer Dienst gestellt? In der Containerschifffahrt gibt es so einige offene Fragen.[ds_preview]

Nach Ansicht der – hauptsächlich von Reedereien getragenen – Schifffahrtsorganisation Bimco dürfte der Branche ein neues Rekordjahr bevorstehen: Am Ende dieses Jahres könnten demnach über 30 Mio. TEU Kapazität vorhanden sein.

»Im Jahr 2023 lieferten die Werften 350 neue Containerschiffe mit einer Gesamtkapazität von 2,2 Mio. TEU aus und übertrafen damit den bisherigen Rekord aus dem Jahr 2015, als 1,7 Mio. TEU abgeliefert wurden. Der Rekord von 2023 wird nun wahrscheinlich schon 2024 übertroffen werden«, schreibt Bimcos Chef-Analyst Niels Rasmussen heute in einem Branchen-Bericht.

Da im Jahr 2023 relativ wenig Containerschiffe recycelt wurden, führten die neu in die Flotte aufgenommenen Schiffe zu einem Anstieg der Kapazität der Containerflotte um 8%, dem schnellsten Wachstum seit 2011. Schiffe mit mehr als 15.000 TEU dominierten weiterhin die Ablieferungen und das Segment wuchs um 28%, nachdem 2023 1,3 Mio. TEU abgeliefert wurden.

»In diesem Jahr sollen 478 Containerschiffe mit einer Kapazität von 3,1 Mio. TEU abgeliefert werden. Die Kapazität der Containerflotte wird daher im Jahr 2024 voraussichtlich um 10% wachsen«, so Rasmussen.

Bimco Flotte Container
© Bimco

Neubau-Welle führt zu neuem Höchstwert

Er erwartet allerdings auch, dass das Recycling von Schiffen im Jahr 2024 zunehmen wird. Dennoch könnte die Flotte immer noch um fast 2,8 Mio. TEU wachsen und Ende 2024 zum ersten Mal in der Geschichte 30 Millionen TEU überschreiten.

Weitere 83 Schiffe mit einer Größe von mehr als 15.000 TEU sollen 2024 kommen, was die Kapazität des Segments um 1,4 Mio. TEU erhöhen und die Kapazität in nur vier Jahren verdoppeln würde.

China profitiert am meisten

Chinesische Werften haben am meisten von den rekordverdächtigen Aufträgen profitiert: Sie liefern fast 55 % der gesamten Schiffskapazität in den Jahren 2023 und 2024. Es folgt Südkorea mit voraussichtlich 38 % der Kapazität.

Wenn alle Schiffe abgeliefert sind, würde die Kapazität der Flotte um 10% gewachsen sein. Der Containerverkehr werde jedoch voraussichtlich deutlich langsamer wachsen, heißt es seitens der Bimco: »Wir gehen davon aus, dass der Anstieg des Containeraufkommens die Nachfrage nach Schiffskapazität im Jahr 2024 um 3-4 % erhöhen wird.«

Mehr Slow-Steaming?

In der Zwischenzeit ist die durchschnittliche Fahrgeschwindigkeit von Containerschiffen von 14,3 kn im Jahr 2022 auf 13,9 kn im Jahr 2023 gesunken und könnte 2024 weiter sinken. Dadurch sinke auch die Effizienz der Flotte, und es könnte sein, dass 3 bis 4 % zusätzliche Kapazität eingesetzt werden müssen, um den Anstieg des Volumens im Jahr 2024 bewältigen zu können.

»Das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wird sich im Jahr 2024 noch verstärken. Anhaltende Störungen im Roten Meer, die die Schiffe zwingen, über das Kap der Guten Hoffnung zu fahren, könnten das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage jedoch wiederherstellen«, schreibt Rasmussen. In den Jahren 2025-2026 sollen weitere 3 Mio. TEU abgeliefert werden, »und wenn das Recycling nicht erheblich zunimmt, dürfte das Marktungleichgewicht zurückkehren, sobald die Situation im Roten Meer gelöst ist«, so der Analyst.