Spotmarkt

Die Spotraten im Dry-Cargo-Geschäft kannten diese Woche am Spotmarkt nur eine Richtung: abwärts. Größte Verlierer waren die Capesize-Frachter.

Während die Containerschifffahrt aufgrund der Krise im Roten Meer eine erneute Raten-Hausse erlebt, zeigt die Marktentwicklung bei den Bulkern seit dieser Woche verstärkt genau in die entgegengesetzte Richtung. Der Baltic Dry Index brach um fast um ein Drittel auf 1.460 Punkte (-650) ein. [ds_preview]

Umleitungen von Reisen um die Südspitze Afrikas, um den Angriffen der Huthi-Rebellen auszuweichen, haben bislang keinerlei Effekt auf die Bulker-Raten. Nicht einmal in Regionen wie dem Mittelmeer, dem Schwarzen Meer oder dem Persischen Golf, deren Handel zumindest zu einem größeren Teil direkt über das Rote Meer läuft. Auch löst die Sicherheitskrise offenbar keine Vorwegnahme von Kaufentscheidungen oder gar Hamsterkäufe bei Bulkwaren aus.

Capesize-Raten am Spotmarkt gehen nach unten

Im Capesize-Sektor genügt die seit längerem bestehende Tonnageknappheit im Nordatlantik nicht mehr, um den Markt zu stützen. Im Pazifik und im Südatlantik (Brasilien, Westafrika) habe die Charternachfrage im Vergleich zur Vorwoche so deutlich nachgelassen, dass die wenigen aktiven Befrachter ganz klar am längeren Hebel gesessen hätten, berichteten Makler. Die Durchschnittsrate des 180.000-Tonners (5TC) purzelte im Vergleich zur Vorwoche um 43% auf gut 18.000 $/Tag.

Im Panamax-Segment nahm der Druck auf die Raten trotz einem relativ lebhaften Auftakt im Nordatlantik massiv zu. Das Durchschnittsniveau (5TC) im Zeitcharter-Trip-Business fiel auf Wochensicht um 15% auf ungefähr 12.700 $/Tag. Es fehle derzeit einerseits an Volumen in der Kohlebefrachtung in Asien und andererseits an Getreide in Südamerika, wo die Hochsaison erst ab Februar/März einsetzt, hieß es aus dem Markt.

Auch kleinere Bulker leiden im Spotmarkt

Die kleineren Frachter mit eigenen Kränen konnten sich dem negativen Trend ebenfalls nicht entziehen. Vor allem die Abkühlung der Nachfrage in den Laderegionen des Atlantiks, wo die Geschäfte Ende 2023 noch brummten, zieht weitere Korrekturen bei den Raten nach sich. So fielen die Durchschnittsraten der Supramaxe und der Handysize-Bulker um 10% bzw. 11% auf knapp 12.000 und 11.089 $/Tag.

Für die Handies gab der Markt vor allem am Kontinent, im westlichen Meer und an der Ostküste Südamerikas scharf nach. Während in Europa das Ladungsangebot kurzfristig stark nachgelassen habe, leide Südamerika (Ostküste) vor allem unter dem Zustrom von Tonnage in Ballast, ist zu hören. Das Indexniveau für den Trade von Rio/Recalada nach Europa sank seit vergangener Woche von fast 19.000 auf 15.200 $/Tag.

Mehr Nachfrage am Shortsea-Markt

Erfolgreicher verlief die Woche für die Reeder im europäischen Shortsea-Trade. Die Charternachfrage zog vor allem in Nordeuropa (Kontinent/Nordsee) und im westlichen Mittelmeer stark an, nachdem Händler und Befrachter/Operateure nach der Weihnachtspause zurück in den Markt kamen.

Gleichzeitig wird die Verfügbarkeit von Schiffsraum durch Verzögerungen infolge der kalten Temperaturen eingeschränkt. Das Spotangebot an Schiffsraum ging Berichten zufolge deutlich zurück, die Raten zogen aber noch nicht an.

Der European Short Sea Index (EUSSIX) von BMTI bewegte sich seitwärts bei 30.44 Punkten. Der norwegische Makler Norbroker ließ seine Schätzung für die Ertragslage (TCE) der 3.500-Tonner im Spot-Trade unverändert bei soliden 3.800 €/Tag. »Der Ausblick für die kommenden Wochen ist gut«, notierte ein britischer Makler.

Für Containerraten geht es aufwärts

Auf breiter Front aufwärts ging es an den Containermärkten, denen aufgrund der längeren Transportwege unter Vermeidung des Roten Meeres die Tonnage ausgeht. Der Spotfrachten-Index SCFI für die Linienverkehre ex Fernost zog heute erneut kräftig um 16% an. Auch am Chartermarkt ging es aufwärts, weil die Carrier immer mehr Extra-Loader benötigen, um ihre gebuchten Ladungen abzufahren. Der New Contex stieg gegenüber der Vorwoche um deutliche 7%.

In der Rohöltanker-Befrachtung zogen die Raten ebenfalls merklich an. Grund dafür seien aber weniger die Störungen im Transit durch das Rote Meer, sondern die allgemein hohen Exportmengen aus dem Atlantik heraus, vor allem dem US-Golf, berichten Makler. Die durchschnittlichen Spoteinnahmen der VLCC verbesserten sich um ein Drittel gegenüber der Vorwoche auf 57.900 $/Tag.

Im Suezmax-Segment blieb das Niveau stabil bei 58.100 $/Tag. Die Aframaxe steigerten sich laut Clarksons um fast 20% auf 70.800 $/Tag – getrieben durch hohe Anfragen im US-Golf und einer Verknappung der Tonnage im Mittelmeer aufgrund zunehmender Transitverzögerungen in den türkischen Meerengen. (mph)