Das Umschlag- und Logistikunternehmen Heuer startet mit der Verschiffung von CA-Kühlcontainern – ein Novum im Export aus Nordeuropa.
Wegen der langen Umwege um das Kap der Guten Hoffnung legen Logistiker nun spezielle Seefrachtlösungen für verderbliche Waren auf. In Bremerhaven wurde diese Woche beim Lagerei- und Umschlagbetrieb Heuer Port Logistics auf der Columbusinsel erstmals ein Reefer-Container mit CA-Technologie beladen.[ds_preview]
Das Kürzel steht für »Controlled Atmosphere«. Solche Boxen sind mit einem Aggregat ausgestattet, das für eine veränderte Luftzusammensetzung im Innenraum sorgt. Dabei wird der Stickstoffanteil der Luft auf rund 95% angehoben, wodurch der Verderbungsprozess von frischen Lebensmitteln wie Obst während des Transports gebremst wird.
Heuer hat den 40-Fuß-Container (high cube) mit 23 t Äpfeln aus Polen für Indien beladen, Bestimmungshafen: Nhava Sheva bei Mumbai. »Für uns ist das eine Pilotverschiffung, wahrscheinlich die erste Verladung mit CA-Container überhaupt in Nordeuropa. Wir hoffen danach auf regelmäßige Aufträge«, sagt Jan Zobel, Geschäftsführer und Leiter der Speditionsabteilung bei Heuer.
Die Buchung eines CA-Containers ist zwar um einiges teurer als die eines normalen Reefer-Containers, gibt dem Versender dafür aber die Gewissheit, dass seine Ware frisch und zur Zufriedenheit des Kunden am Ziel eintrifft. »Die Äpfel werden dazu quasi in Schlaf versetzt«, so Zobel.
Bislang waren Frucht- und Gemüseexporteure in Europa nicht auf CA-Technologie angewiesen, weil sie überwiegend länger haltbare Produkte verschiffen und die Transitzeiten dafür in den meisten Fahrtgebieten kurz genug waren. Hauptnutzer der Technologie sind Exporteure von Beerenobst oder Avocados auf der südlichen Halbkugel. Mit der Umleitung von Europa-Asien-Diensten um das Kap der Guten Hoffnung herum, habe sich die Situation für europäische Lieferanten drastisch verändert. »Vorher betrug die Transitzeit von Nordeuropa nach Indien 28 Tage, jetzt sind es mindestens 40 Tage«, erklärt Zobel. Zudem lagern die europäischen Äpfel schon seit Monaten in den Kühlhäusern, so dass immer weniger Restzeit für Transport und Vermarktung übrig bleibt.
Kühlcontainer: Nischengeschäft nach Pilotprojekt?
Aus dem »Pilotprojekt« könnte sich in den kommenden Wochen ein stabiles Nischengeschäft entwickeln, wenn das Beispiel bei anderen Obstexporteuren Schule macht. Wie groß das Potenzial dafür ist, macht Zobel am regelmäßigen Ladungsvolumen anschaulich: »Pro Woche verladen wir durchschnittlich 15 bis 20 Kühlcontainer allein nach Indien. Nächste Woche sind es sogar 50, größtenteils Äpfel.«
Den Container und den Stellplatz auf dem Schiff haben Zobel und sein Team beim japanischen Carrier Ocean Network Express (ONE) gebucht, der über eine der größten CA-Containerflotten verfügt. Für die Verschiffung musste der Behälter aber nach Hamburg umgefahren werden, weil Bremerhaven nicht im Fahrplan des betreffenden Dienstes (IOS) steht. Mit einem anderen Indien-Dienst (IO2) kommen die Japaner aber auch an die Weser-Stromkaje. »Beim nächsten Mal geht es dann vielleicht direkt ab Bremerhaven«, so Zobel. (mph)