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Wenn der Nautische Verein zu Hamburg zum Schifffahrts-Essen ruft, ist das für viele maritime Akteure aus dem gesamten Norden traditionell ein wichtiger Termin im Kalender – so auch in diesem Jahr. Bestimmende Themen waren unter anderem die Ausbildung und die deutsche Flagge.

Gestern Abend fand im mittlerweile 156. Jahr des Vereinsbestehens das Schifffahrts-Essen im Hotel Grand Elysée in Hamburg statt.

Über 500 Gäste aus maritimer Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Verwaltung waren zum Traditionsevent des NVzH mit Curry-Huhn und Hummersuppe gekommen. Es wurde ein gleichsam launiger wie interessanter Abend mit ausgiebigen Diskussionen um Wohl und Wehe des Schifffahrtsstandorts Deutschland.

Der NVzH-Vorsitzende Christian Suhr ging in seiner Begrüßung unter anderem auf den 37. Deutschen Schifffahrtstag ein, der im Mai in Hamburg stattfinden wird – zum mittlerweile dritten Mal. Zuletzt war das vor 57 Jahren der Fall.

Die Festrede beim Schifffahrts-Essen hielt Melanie Leonhard, Hamburger SPD-Chefin und Senatorin für Wirtschaft und Innovation der Elbmetropole. Das der DST nach so langer Zeit wieder nach Hamburg komme, sei eine »wirklich gute Nachricht«, die Stadt mit Deutschlands größtem Seehafen und einer großen maritimen Branche ein »idealer Ort«, um die große Bedeutung der Schifffahrt für Deutschland zu zeigen.

Leonhard fordert mehr Engagement vom Bund

»Eine ganz zentrale Aufgabe, auch beim DST, ist die Sicherung maritimen Know-hows für die Zukunft. Für Unternehmen, aber auch für Behörden und die Politik«, sagte Leonhard. Dies sei eine gemeinschaftliche Aufgabe, wichtig ist ihr dabei nicht zuletzt das Engagement des Bundesverkehrsministeriums zur Stärkung der deutschen Flagge. »Das begrüßen wir ausdrücklich«, so die Senatorin. Sie bestärkte den Nautischen Verein darin, weiterhin Impulse in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zu geben.

Der Hamburger Hafen soll auch künftig ein starker Faktor für die Wirtschaft des Landes bleiben. »Aus unserer Sicht ist eine Stärke des Standorts die Anbindung per Schiene und Straße. Darauf wollen wir auch künftig einen Schwerpunkt legen«, betonte die SPD-Politikerin, die aber auch mehr Engagement vom Bund einforderte: »Das können Kommunen und die Länder nicht alleine leisten. Daher wäre es schön, wenn wir hier einen gesamtgesellschaftlichen Geist hinbekommen können, wie er in anderen Ländern schon zu beobachten ist.«

Daniela Kluckert, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Verkehr und Digitales, machte in ihrer Rede deutlich, dass die Bundesregierung durchaus willens ist, die Rahmenbedingungen für die maritime Branche zu verbessern. »Wir befinden uns in herausfordernden Zeiten und es werden auch noch herausfordernde Zeiten auf uns zu kommen. Aber die Zukunftsfähigkeit der maritimen Branche ist wichtig, damit deutsche Unternehmen gut wirtschaften können«, so Kluckert.

Das FDP-geführte Ministerium wolle in die Digitalisierung und die Entbürokratisierung investieren sowie die Steuerlast herunter- und die Investitionsquote hochfahren. Die Bundesregierung insgesamt wolle und müsse investieren, unter anderem in die Häfen und die Infrastruktur. Allzu viel Pessimismus wollte sich aber nicht an den Tag legen: »Wir haben Hausaufgaben zu erledigen, aber so schlecht sind wir nicht. Ich denke, wir sind in vielen Dingen richtig gut«, sagte Kluckert. Die Regierung erwarte aber auch, dass Unternehmen es der Politik gleichtun und ebenfalls investieren.

»Luft nach oben« ist ihrer Ansicht nach noch in dem Bestreben, wieder mehr junge Leute für die Schifffahrt zu begeistern.

Schifffahrts-Essen: Flaggen-Reform im Fokus

Explizit ging Kluckert beim Schifffahrts-Essen auf die deutsche Flagge ein, deren Attraktivität gestärkt werden soll: »Wir nehmen uns der Sache an und treiben eine Flaggen-Reform voran, um mehr Schiffe unter die deutsche Flagge zu bekommen«, so die Staatssekretärin, die alle maritimen Akteure aufrief, sich in laufende Gespräche und die aktuelle Initiative einzubringen. Gleichzeitig nahm sie die Reedereien im Lande in die Pflicht: »Aber wir hoffen auch, dass wenn wir unsere Hausaufgaben gemacht haben, mehr Reeder ihre Schiffe zurück unter die deutsche Flagge holen.«

Die Debatte um die deutsche Flagge hat zuletzt offenbar wieder deutlich an Fahrt aufgenommen. Verkehrsminister Volker Wissing und sein Ministerium sowie die zuständige Behörde BG Verkehr haben neue Gesprächsrunden mit Reedern, Finanzierern und weiteren Akteuren initiiert. Erfahren Sie hier per Klick auf die Grafik mehr über die Initiative, Hintergründe und die »schwarz-rot-goldene Flotte:

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Förderpreise für Azubis

Ein traditionell wichtiger Bestandteil des Schifffahrs-Essens ist die Verleihung des Förderpreises für die Jahrgangsbesten der Ausbildung von Schifffahrtskaufleuten an der Berufsschule für Logistik, Schifffahrt und Touristik am Berliner Tor in Hamburg. »Im Gegensatz zur seemännischen Ausbildung ist die duale Ausbildung für Schifffahrtskaufleute in Deutschland nach wie vor ein Erfolgskonzept«, sagte Suhr. Die diesjährigen Jahrgangsbesten sind Tim Cordes im Bereich Linie von der Reederei MSC Germany und Laura Paschburg im Bereich Tramp von MPC Capital. Beide erreichten die Gesamtnote 1 in der Abschlussprüfung.

Im Anschluss hielt Erik Dalege, Vorsitzender der Bundeslotsenkammer, eine vielbeachtete Kapitänsrede. Dabei ging er auf seine eigenen Erfahrungen sowie auf die Bestrebungen ein, wieder mehr junge Leute für eine seemännische Ausbildung zu gewinnen.ifffah

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