Methanol, Ammoniak oder Wasserstoff? Der Bergbaukonzern BHP interessiert sich jetzt für die Nutzung von Kernenergie zur Dekarbonisierung der Bulk-Schifffahrt.
Der vor allem in Südamerika und Australien aktive Bergbaukonzern BHP gehört zu den weltweit führenden Produzenten von Rohstoffen wie Eisenerz, Kupfer, Nickel und metallurgischer Kohle. Um den Transport der Rohstoffe zu dekarbonisieren hat man bereits mit Rotorsegeln experimentiert oder Schiffe mit LNG-Antrieb bestellt. Jetzt prüft man auch andere mögliche Alternativen. [ds_preview]
BHP hat den niederländischen Nuklearenergie-Entwickler ULC-Energy beauftragt, die Optionen für von Nukleartechnologien für den Antrieb kommerzieller Seeschiffe zu untersuchen. Verglichen wurden im Rahmen der Studie die Hauptmerkmale verschiedener ziviler Reaktorkonzepte mit den Anforderungen für den potenziellen Einsatz in der kommerziellen Seeschifffahrt. Zudem bewertete ULC-Energy eine Reihe regulatorischer, betrieblicher und kommerzieller Herausforderungen wie Hafenzugang, Lizenzierung und Schiffsklassifizierung, Kapitalkosten sowie Ausbildung und Zertifizierung der Besatzung.
Bisher konzentrieren sich die Anstengungen der Schiffahrtsbranche zur Dekarbonisierung der Flotten auf Energieeffizienz durch den Einsatz größerer Schiffe, verbesserte Rumpfkonstruktionen und rationalisierte Abläufe. Einige Reedereien haben bereits Schiffe mit alternativen Kraftstoffe wie LNG, Methanol und Ammoniak im Einsatz. Die Kernenergie erweist sich nach Einschätzung von ULC-Energy ebenfalls »als vielversprechende Alternative, die in diesem Mix in Betracht gezogen werden sollte, da sie das Potenzial für eine größere Reichweite, schnellere Transitzeiten und die Verringerung des Betankungsbedarfs bietet«. Gleichzeitig lägen die Treibhausgasemissionen während der Reise nahezu bei Null.
Eine solche »zivile Nuklearvision« würde allerdings wesentliche Veränderungen erfordern, einschließlich der Überwindung technischer Herausforderungen, der Aktualisierung des Rechtsrahmens, um die Einhaltung internationaler Vorschriften zu gewährleisten, und der Umstrukturierung des Betriebs. »Zivile Nuklearlösungen haben das Potenzial, eine zuverlässige und kosteneffiziente Alternative zu anderen Schiffsbrennstoffen zu sein. Es ist jedoch weder einfach noch leicht – und es bedarf der Zusammenarbeit einer Reihe von Akteuren, um zivile Nuklearlösungen für die Schifffahrt zu ermöglichen«, sagte Dirk Rabelink, CEO von ULC-Energy.
»BHP schätzt die Bedeutung von Partnerschaften bei der Ermittlung einer Reihe von Wegen zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen im maritimen Sektor. Wir begrüßen die Gelegenheit, diese Studie von ULC-Energy zu unterstützen, um eine weitere potenzielle Alternative zu erforschen«, sagte Rashpal Bhatti, Vice President of Maritime and Supply Chain Excellence bei BHP.
Konrete Ergebnisse der Studie sind bislang nicht zugänglich. Vor einiger Zeit hatte die US-Klassifikationsgeselschaft ABS eine Studie zum Potenzial von Nulkearantrieben in der Schifffahrt veröffentlicht. Dabein wurden die Auswirkungen von Nuklearantrieben auf die Konstruktion, den Betrieb und die Emissionen eines 14.000 TEU Containerschiffs und eines 157.000 tdw Suezmax-Tankers modelliert.