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Europas größter Seehafen Rotterdam hat ein erstes Quartal mit gemischter Bilanz hinter sich. Während der Containerumschlag gesteigert werden konnte, bleibt das Gesamtergebnis hinter dem Vorjahr zurück.

Insgesamt gingen von Januar bis März 1,4% weniger Tonnen über die Kaikanten des niederländischen Hubs.[ds_preview]

Unterm Strich stehen in der heute veröffentlichten Bilanz 110,1 Mio. t. für das erste Quartal. Der Rückgang wird seitens der Hafenbehörde hauptsächlich auf den geringeren Umschlag von Kohle, Rohöl und Erdölprodukten zurückgeführt. Der Umschlag von Eisenerz & Schrott sowie LNG (Flüssiggas) stieg dagegen an. Auch der Containerumschlag nahm um 3,3% zu.

Der neue Hafenchef Boudewijn Siemons sagte: »Die Umschlagszahlen zeigen, dass die Einfuhren von Rohstoffen und die Ausfuhren von Fertigerzeugnissen begrenzt sind. Dies zeigt uns, dass die europäische Industrieproduktion immer noch unter den hohen Energiepreisen und der geringen Nachfrage in den am stärksten rückläufigen Sektoren wie dem Baugewerbe, der verarbeitenden Industrie und der Automobilindustrie leidet.« Am Wachstum des Containerumschlags hingegen ließen sich die ersten Anzeichen einer Belebung des Welthandels ablesen. »Diese zaghaften Anzeichen bleiben jedoch aufgrund der zunehmenden globalen Spannungen äußerst unsicher«, so Siemons weiter.

Ladungssegmente in Rotterdam

  • Trockenes Massengut
    Der Umschlag von trockenem Massengut ist im Vergleich zu den ersten drei Monaten des Jahres 2023 um 4,5% zurückgegangen. Der Hauptgrund für diesen Rückgang ist der starke Rückgang des Kohleumschlags. Aufgrund der geringeren Nachfrage nach Energiekohle für die Stromerzeugung in Kohlekraftwerken wurden zwei Millionen Tonnen weniger Kohle umgeschlagen als im Vorjahr. Mit dem Anstieg der deutschen Stahlproduktion nahm hingegen auch der Umschlag von Eisenerz zu. Der starke Anstieg von 93,7% im Segment des sonstigen trockenen Massenguts werde durch die Tatsache verzerrt, dass es im ersten Quartal 2023 eine Korrektur beim Umschlag gab, so die Erklärung der Behörde. Das Gleiche gelte für den Rückgang von 23,9% im Segment Agribulk. »Ohne die Korrektur weist der Umschlag im Agribulk-Segment einen Rückgang von 10,9 % auf. Sonstiges trockenes Massengut verzeichnete einen Rückgang von 16,8 %«, heißt es in der Mitteiulung. Zum sonstigen trockenen Massengut gehören Rohstoffe, die in energieintensiven Sektoren verwendet werden. Die Produktion in diesen Sektoren ist immer noch gering, da die Energiekosten einen großen Teil der Produktionskosten ausmachen.
  • Flüssiges Massengut
    Der Umschlag an flüssigem Massengut ging um 3,1% auf 52,6 Mio. t. zurück. Der Rückgang  ist auf einen geringeren Umschlag von Rohöl, Mineralölprodukten und sonstigem flüssigen Massengut zurückzuführen. Die Raffineriemargen in Nordwesteuropa seien gut, was zu einer guten Raffinerieauslastung und einem fast gleichbleibenden Rohölangebot wie im Jahr 2023 führt. Allerdings sei die Nachfrage nach Erdölprodukten in diesem Quartal geringer als im ersten Quartal 2023, als viel importiert wurde, um russische Erdölprodukte zu ersetzen. Der Umschlag von LNG als Erdgasquelle ist erneut um 3,6% auf 9,1 Mio. t gestiegen. Das Segment des sonstigen flüssigen Massenguts verzeichnete einen Rückgang in allen Bereichen, von der Chemie über erneuerbare Energien bis hin zu pflanzlichen & tierischen Produkten. »Die verarbeitende Industrie in Europa hat aufgrund der hohen Energiepreise und der mangelnden Nachfrage immer noch zu kämpfen«, so die Erklärung.
  • Container
    Im Containersegment ist zum ersten Mal seit drei Jahren ein leichter Anstieg des Umschlags zu verzeichnen. Der Containerumschlag in Tonnen stieg um 3,3% auf 32,5 Mio. t. und in TEU um 2,0% auf 3,3 Mio. TEU. Die Situation im Roten Meer führte dazu, dass in den Monaten Januar und Februar aufgrund von Verspätungen und verpassten Abfahrten deutlich weniger Schiffe (24,5 %) und weniger Volumen aus Asien (-13,7 %) unterwegs waren. Die Anpassung an die geänderten Fahrpläne führte zunächst zu den notwendigen Anpassungen in der Lieferkette. »Die Gesamtnachfrage nach Gütern ist davon praktisch nicht betroffen«, schreiben die Niederländer. Inzwischen sei diese Situation unter Kontrolle, und im März kamen deutlich mehr Schiffe an (11,5 %), und die Mengen aus Asien erholten sich. Auch die Volumina auf den anderen Schiffsrouten zeigen ein positives Ergebnis. Die vorsichtige wirtschaftliche Erholung und der Abbau von Lagerbeständen tragen dazu bei. Auch der Feeder-Verkehr von Rotterdam zu den Mittelmeerhäfen verzeichnet einen starken Anstieg (29%). Da die Schiffe über das Kap der Guten Hoffnung umgeleitet und bestimmte Häfen ausgelassen werden, wird die Fracht für diese Region von Rotterdam aus über Feeder-Schiffe zu den Mittelmeerhäfen befördert.
  • Der Gesamtumschlag des Marktsegments Stückgut, zu dem vor allem RoRo-Ladungen gezählt werden, sank um 1,9% auf 7,8 Mio. t.. Der RoRo-Umschlag ging im Vergleich zum ersten Quartal des Vorjahres um 3,8% auf 6,3 Mio. t. zurück, da sich die Mengen im Verkehr mit Großbritannien noch nicht erholt haben. Das Segment des sonstigen Stückguts stieg um 7,4% auf 1,5 Mio. t.
Euromax ECT, Rotterdam
Das Euromax-Terminal ECT in Rotterdam (© Port of Rotterdam)