Die Auftragslage der Meyer Werft hat sich mit zwei weiteren Carnival-Schiffen deutlich verbessert. Die finanzielle Situation hat sich noch nicht entspannt.
Im niedersächsischen Wirtschaftsministerium in Hannover ging es am heutigen Freitagvormittag erneut um die finanzielle Situation der Papenburger Meyer Werft. Wie die WirtschaftsWoche berichtet, wurden Wirtschaftsprüfer beauftragt, ein Sanierungsgutachten für das Unternehmen zu erstellen. Die niedersächsische Landespolitik sei ebenfalls involviert, weil möglicherweise zusätzliche Bürgschaften erforderlich werden.
Vor rund einem Jahr hatte die Meyer Werft mitgeteilt, dass ein zusätzlicher Kredit mit iner Laufzeit bis 2029 abgeschlossen werden konnte, um finanzielle Vorleistungen abzusichern. Land und Bund geben der Werft dafür Rückendeckung. Ein anderer Kredit muss bereits bis November getilgt werden. Dem Vernehmen nach ist die Refinanzierung noch nicht gesichert.
Braucht die Meyer Werft neue Bürgschaften?
Wie Christian Budde, Sprecher des niedersächsischen Wirtschaftsministeriums, auf Nachfrage der HANSA bestätigte, hat sich der kurzfristig einberufene Wirtschaftsausschuss jetzt erneut mit der Lage der Meyer Werft auseinandergesetzt. »Es ist üblich, dass wir kurzfristig zu derartigen Sitzungen einladen, um nicht unnötigen Raum für Spekulationen zu geben«, so der Sprecher.
Die Meyer Werft selbst wollte das Treffen nicht kommentieren. Nach den Worten von Werftsprecher Peter Hackmann habe man aber bei »Bund und Land angefragt, uns zu unterstützen.« Angesichts der staatsfinanzierten Mitbewerber in Italien (Fincantieri) und Frankreich (Chantiers de l’Atlantique) sei der Wettbewerb »mehr als verzerrt«. Genau wie bei vielen Kunden, die in der Pandemie Schulden angehäuft hätten, »ist auch unsere finanzielle Situation anspruchsvoll«, so Hackmann.
Material-Engpässe, Preissteigerungen und unsichere Lieferketten, die zuletzt auch immer wieder zu einer verspäteten Ablieferung von Neubauten geführt haben, haben in den vergangenen Jahren das Unternehmen deutlich belastet.
Finanzielle Lage »anspruchsvoll«
Laut dem Geschäftsbericht der in Luxemburg ansässigen Holding wurden bereits für 2022 Verbindlichkeiten in Höhen von 764Mio. € ausgewiesen. Bei einem Jahresumsatz von 2,1 Mrd. € lag das Jahresergebnis bei lediglich 34 Mio. €.
Ein Bankenkonsortium hatte im vergangenen Jahr einen Kredit in Höhe von 326 Mio. € gewährt. Das Land Niedersachsen bürgt Medienberichten zufolge für mehr als die Hälfte der Summe. Auch das Land Mecklenburg-Vorpommern hatte der zur Meyer-Werft-Gruppe gehörenden Neptun Werft in Rostock-Warnemünde im vergangenen Jahr eine Bürgschaft über rund 80 Mio. € für den Bau neuer Flusskreuzfahrtschiffe zugestanden.
Das Orderbuch des Traditionsunternehmens in Papenburg ist mit sechs Kreuzfahrtschiffen, einem Forschungsschiff und dem Stahlbau für vier Offshore-Konverterplattformen derzeit gut gefüllt. Die Beschäftigung der Belegschaft am Stammsitz im Emsland ist somit bis 2028 gesichert. (CA)