clerc, maersk. DB Schenker
Vincent Clerc © Maersk

Vincent Clerc ist Chef der Reederei Maersk. Nicht mehr die Nr. 1, aber noch immer mächtig. Daher dürften seine Zweifel am Hamburger Hafen für Aufsehen sorgen.

Bekanntlich ist künftig MSC nicht nur die Nr. 1 in der internationalen Container-Linienschifffahrt, sondern – nach dem Einstieg beim Terminalbetreiber HHLA – auch im Hamburger Hafen. Maersk hingegen verbündet sich mit Hapag-Lloyd ab Februar 2025 in der »Gemini Cooperation«. [ds_preview]

Beide sind auch in Hamburg durchaus Schwergewichte. Zu den zwölf zentralen Hubs, an denen die weltweiten Liniendienste der beiden neuen Partner gebündelt werden sollen, zählt die Hansestadt allerdings nicht, stattdessen fiel die Wahl auf Wilhelmshaven und Bremerhaven.

Maersk-Chef sieht kein »natürliches Tor zur Welt«

Maersk-Chef Vincent Clerc hat jetzt einem seiner eher raren Interviews Gründe dafür genannt. Er rüttelt sogar an einem Mythos, den die Hafenstadt an der Elbe durch die Jahrhunderte gepflegt und als Teil ihrer Identität begriffen hat. Der Standort verliere an Bedeutung und sei »nicht das natürliche Tor zur Welt.«

Wäre er Steuerzahler in Hamburg, würde er sich fragen, ob dieser Hafen jedes Jahr mehrere 100 Mio. € an Steuergeld wert sei. Allein, um die Fahrrinne der Elbe für die Großcontainerschiffe auszubaggern, müssten die Hamburger jährlich mehr als 100 Mio. € aufwenden. Dabei gebe es nur 100 km entfernt einen leistungsfähigeren und für Maersk günstigeren Hafen mit ausreichend Tiefgang – Bremerhaven.

Lieber Wohnungen als Terminals

Und dann kommt’s: Vielleicht wäre das Geld in Hamburg besser in Wohnungen am Wasser als in den Containerterminals angelegt, schiebt Clerc im Interview mit der »Zeit« nach.

Eine provokante These, die sich zum Teil daraus erklärt, dass Maersk am NTB-Terminal in Bremerhaven und Hapag-Lloyd am Jade-Weser-Port beteiligt ist. Bei Deutschlands einziger Linienreederei war von einer Abkehr aus Hamburg bislang nicht die Rede. Im Gegenteil: CEO Rolf Habben-Jansen hat in jüngerer Vergangenheit mehrfach die Verbundenheit zum Heimathafen bekräftigt. Zudem ist das Unternehmen weiter Anteilseigner am Terminal CTA.

Maersk hat keine Ambitionen für Platz 1

Auch Hapag-Lloyd hatte eine Beteiligung an der HHLA angeboten, der Senat aber hatte die Option MSC als attraktiver für die Stadt bewertet. Die Nr. 1 in der Containerschifffahrt  hat erst jüngst stolz verkündet, dass die Flotte nun mehr als 800 Schiffe zählt. Hamburg soll außerdem durch das Aponte-Unternehmen mehr Container (1 Mio. TEU bis 2030) und in der neuen Deutschlandzentrale in der Speicherstadt mehr Jobs bekommen.

Ambitionen, Platz 1 zurückzuholen, verneint der Maersk-Chef. »Das ist nicht mehr erstrebenswert für uns«, sagt er im Interview. »Ich möchte, dass wir führend werden beim Management von kompletten Lieferketten.«