Spotmarkt

Die Linienreedereien haben das Preisniveau im Export aus Fernost heraus kräftig angehoben. Der Laderaum Richtung Europa ist bereits auf Wochen ausgebucht.

Die Frachtraten in der Container-Linienschifffahrt schlagen wieder Kapriolen. So zog das durchschnittliche Preisniveau auf den 13 wichtigsten Routen ex China laut Shanghai Containerized Freight Index (SCFI) diese Woche um fast +19% an. [ds_preview]

Das Marktbarometer, das die Rateneinschätzungen von Schifffahrtsagenturen und Logistikern an Chinas wichtigstem Umschlagplatz widerspiegelt, notiert jetzt bei rund 2.305 Punkten und übertrifft damit den bisherigen Jahreshöchststand von 2.239 Punkten am 19. Januar.

Auf den Hauptstrecken von Fernost nach Nordamerika sowie nach Europa machten die Indexraten Sprünge von +19 bis +25% zur Vorwoche. Der World Container Index von Drewry und der Xeneta Shipping Index verzeichneten ähnliche Steigerungen. Damit kristallisiert sich heraus, dass die Linien ihre ambitionierten Tariferhöhungen zu Monatsanfang zu einem guten Anteil durchsetzen konnten.

Für Buchungen von China zu den nordeuropäischen Containerhäfen der Hamburg-Antwerpen-Range sind die kurzfristigen Raten nach Angaben von Marktteilnehmern jetzt auf rund 3.000 $/TEU und 4.000 $/FEU gestiegen, von 1.500 $/TEU bzw. 2.500 $/FEU im Vormonat. Den Hintergrund für die erneute Marktrallye bilden moderat steigende Ladungsmengen und eine kurzfristige Zunahme von Abfahrtsstreichungen, teils offenbar begründet durch die allgemeine Knappheit von Schiffen aufgrund der Umwege um das Kap der Guten Hoffnung.

Zudem sollen viel Importeure bemüht sein, Buchungen vorzuziehen, um so viel Ladung wie möglich vor den nächsten Ratenanhebungen per 15.05. und 01.06. auf die Schiffe zu bekommen. Das dürfte aber nicht allen gelingen, weil nicht nur Stellplätze an Bord der Schiffe extrem knapp sind, sondern auch Leercontainer in den Depots in China.

Spediteure rechnen nicht damit, dass sich die Situation in den nächsten drei bis vier Wochen entspannt. Zusätzlich bremst eine zunehmende Verstopfung in wichtigen Häfen an der Ostküste Nordamerikas, im westlichen Mittelmeer und auch an Plätzen in Nordeuropa wie Rotterdam die Drehzeiten für die Schiffe. Einige Feederschiffe konnten Rotterdam zuletzt erst nach sieben Tagen wieder verlassen, wie der Schiffsmakler Ernst Russ Shipbroker berichtet. Da verwundert es nicht, dass die durchschnittliche Laufzeit für Transporte von China nach Nordeuropa laut Flexport wieder leicht auf 61 Tage angestiegen ist.

Eine deutliche Befestigung gab es diese Woche auch in der Dry-Bulk-Schifffahrt. Der Baltic Dry Index kletterte dank einer erhöhten Nachfrage nach Schiffsraum im Capesize- und Panamax-Segment um 253 auf 2.129 Punkte. Die Durchschnittsrate der Capes im Zeitcharter-Trip-Business (5TC) verabschiedet sich auf einem Stand von 27.300 $/Tag ins Wochenende – ein Plus von 23% zur Vorwoche.

Hauptfaktor für den steilen Anstieg sei eine Zunahme der Eisenerzbefrachtung in Westaustralien gewesen. Alle großen Bergbaufirmen seien ins Rennen um Tonnage eingestiegen, dazu kamen noch Anfragen von der Ostküste Australiens, aus Malaysia und Indonesien, wie zu hören war.

Die Panamaxe steigerten sich um +7,5% auf 18.230 $/Tag dank einer lebhaften Aktivität an der Ostküste Südamerikas, im Nordpazifik sowie in Australien. Für die kleineren Bulker mit eigenen Kränen waren die Märkte geteilt: Im asiatisch-pazifischen Raum ging es leicht nach oben, im Atlantik hingegen leicht nach unten. Für die Supramaxe reichte es noch für einen kleinen Anstieg von +1,5% zur Vorwoche auf 16.333 $/Tag. Die Handies erlitten leichte Einbußen, das Ratenniveau für den 38.000-Tonner fiel um -3,5% auf 12.647 $/Tag.

Am Chartermarkt für Rohöltanker ging es für die großen Schiffe aufwärts, für die kleinen mit den Erträgen tendenziell runter. Ein unerwarteter Zustrom von Ladungen zur Verschiffung vor Monatsende im Persischen Golf verhalf den VLCC zu einem Sprung um +15% auf 54.900 $/Tag. Die Suezmaxe hielten bei mäßiger Aktivität ihr Niveau der Vorwoche von rund 45.000 $/Tag. Den Aframaxen mangelte es im Laufe der Woche an Anfragen im Mittelmeer und im US-Golf. Ihr Durchschnittsniveau sank in der Folge um -13% auf 40.800 $/Tag. (mph)