Beim Verband Hamburger und Bremer Schiffsmakler (VHBS) gibt es einen Wechsel im Vorstand: Benjamin Weinacht von CMB löst das langjährige Vorstandsmitglied Christoph Bruhn ab.
Im Rahmen der jüngsten Mitgliederversammlung wurde Bruhn, Inhaber und Geschäftsführer von Bruhn Shipbrokers aus Hamburg, verabschiedet.[ds_preview]
Der An- und Verkaufsmakler Bruhn gehörte dem Vorstand 19 Jahre an und koordinierte in dieser Zeit unter anderem die Beteiligung des Verbands bei der Erstellung von internationalen Dokumenten, wie der »Bimco Shipsale 22«. Der VHBS-Vorsitzende Christian Koopmann würdigte Bruhns Engagement für den Verband als »wirklich beispielhaft«. Dank seiner vielfältigen Kontakte und Verbindungen habe man so manche Frage in der internationalen Entwicklung »auch in unserem Sinne beeinflussen« und den Verband als verlässlichen Ansprechpartner für internationale Organisationen etablieren können.
Weinacht folgt auf Bruhn
Als Nachfolger von Bruhn wurde Benjamin Weinacht, Deutschland-Chef der belgischen Reedereigruppe CMB neu in den Vorstand gewählt. Seine Amtszeit beträgt drei Jahre. Zudem wurde Peter Eckhardt von Martini Chartering im Amt bestätigt, dessen Amtszeit turnusgemäß ausgelaufen war. Weitere Vorstandsmitglieder des VHBS sind Jan Bartels (Conmar Shipping), Thore Schiller (Franchtcontor Junge), Frederik Wexel (MSC) und Christoph Tamke (Menzell Döhle). Die nächsten Wahlen finden im kommenden Jahr statt.
Koopmann sagte: «Lieber Christoph, wir lassen Dich nur ungern aus dem Kreis des Vorstandes ziehen, aber du hast selbst gesagt, dass es nun Zeit sei, jüngere Kollegen zum Zug kommen lassen. Und ich bin davon überzeugt, dass wir von Benjamin eine Menge positiver Im-pulse für die Verbandsarbeit erwarten können.«
Gemischte Gefühle bei Schiffsmaklern im VHBS
Die Verband Hamburger und Bremer Schiffsmakler (VHBS) ist die größte regionale Branchenvereinigung von Schiffsmaklern und Schiffsagenten in Deutschland. Die Mitgliedschaft setzt sich aus Befrachtungsmaklern, An- und Verkaufsmaklern, Klarierungsagenten sowie Linienagenturen zusammen. Insbesondere über die Linienagenturen sind nahezu alle größeren ausländischen Reedereien in dem Verband organisiert, die auch die wesentlichen Kunden der deutschen Häfen darstellen. Sie wurde am 8. Januar 1897 in der Hamburger Börsenhalle gegründet. Heute gehören der Vereinigung rund 140 Mitglieder an. Der VHBS ist ihrerseits gemeinsam mit acht anderen regionalen Schiffsmaklervereinigungen Mitglied des Zentralverbands Deutscher Schiffsmakler e.V. (ZVDS).
Mit gemischten Gefühlen blicken die Hamburger und Bremer Schiffsmakler auf das Jahr 2023 zurück. Koopmann sagte bei der Mitgliederversammlung: »Das Jahr 2023 wird als ein Jahr der Veränderungen in Erinnerung bleiben. Auch wenn am Ende ein positives Ergebnis gezogen werden konnte, lassen die aktuellen Entwicklungen einen etwas vorsichtiger in die nähere Zukunft blicken.« Zwar seien einige Märkte, etwa die USA, Indien oder Vietnam, recht rege. Dieses reiche aber nicht aus, um die Verluste wegen der geopolitischen Verwerfungen auszugleichen. Gleichwohl habe sich die Situation stabilisiert.
Auch im Trampbereich setzten sich die Veränderungen fort. Vor allem im Containerbereich ließen die Zukäufe der Linien die Trampflotte weiter schrumpfen. Neubestellungen in den gängigen Feedergrößen blieben den Angaben zufolge »übersichtlich«, wofür wohl auch die Ungewissheit, welche Bunkersorten zukünftig vorhanden sind, eine Rolle spiele, meinen die Schiffsmakler. »Und nachdem es zunächst vor allem im zweiten Halbjahr so aussah, dass die Charterraten aufgrund der steigenden Zahl von Neuablieferungen signifikant sinken würden, sorgten die Angriffe der Huthis im Roten Meer unfreiwillig für eine Stabilisierung, da das Umfahren Afrikas den Bedarf nach zusätzlicher Tonnage ansteigen ließ.«
Koopmann machte deutlich: »Die vermeintliche gute Aussicht in einigen Teilmärkten darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir insgesamt vor großen Herausforderungen stehen. Und auch wenn es wirklich erfreulich ist, dass sich die Senate Bremens und Hamburgs im letzten Jahr wiederholt zu ihrer maritimen Industrie und zu ihren Häfen bekannt haben und so manches Projekt, dass seit Jahren diskutiert wurde, nun endlich bewilligt wurde, müssen wir lernen, mit den leeren Kassen des Bundes umzugehen.«
Mit Blick auf die anstehenden Verteilungskämpfe um die knappen finanziellen Ressourcen erinnerte der VHBS-Vorsitzende erneut an die überragende Funktion des Seetransportes für die Funktionalität des Landes. »Es wird kein Getreide exportiert, wenn die Terminals aufgrund fehlender Baggerarbeiten nur eingeschränkt erreicht werden können,« so Koopmann. Es würde auch keine Energie importiert werden, wenn keine Lotsen an Bord gebracht werden können, weil die Versetz-boote in der Nordsee fehlen.
Forderungen an die Politik
Auch der Transport von militärischen Gütern in befreundete NATO-Staaten müsse entfallen, wenn die Kaimaurern in den Häfen wegbröckeln. Und ohne Investitionen in eine Multi-Fuel-Infrastruktur in den deutschen Häfen würden auch keine modernen Schiffe die deutschen Häfen anlaufen, da sie keine alternativen Kraftstoffe bunkern können. »Auch wenn die Haushaltslage ernst ist, gibt es einen berechtigten Bedarf für Investitionen. Es mag nicht die Zeit für Luftschlösser sein, die Funktionalität der Häfen und der Wasserstraßen muss aber gewährleistet werden.« Aus Sicht der Schiffsmakler gehe es im Augenblick vorrangig darum, die grundlegende Funktionalität des Systems im Interesse eines reibungslosen Seeverkehrs sicherzustellen.
Dies beinhaltete neben der schnellstmöglichen Fertigstellung der Baggerarbeiten in der Elbmündung, auch die schnellstmögliche Vertiefung der Außenweser und mehr Mittel für die Baggerarbei-ten in den Stadtbremischen Häfen.
Unverzichtbar seien auch die neuen Lotsenversetzboote für die Nordsee, wie auch ausreichende Mittel für den Zoll und die Polizei zur Bekämpfung des Drogenschmuggels über die deutschen Häfen. Dazu gehöre es aber auch, der Erhalt der Hafenflächen, auch wenn dies in vielen Fällen mit den gängigen Vorstellungen der Stadtentwicklung vom Wohnen am Wasser kollidiere. Leben am Wasser dürfe nicht bedeuten, dass Arbeiten am Wasser nicht mehr möglich sei.
Eisbeinessen 2024
Im Rahmen der Mitgliederversammlung ging es am Rande auch um das diesjährige Eisbeinessen – eines der wichtigsten Branchenevents für die maritime Industrie. Es findet am 8. November statt. Als Partnerland hat sich der VBHS in diesem Jahr die Tschechische Republik ausgesucht. Man wolle damit auch die Bedeutung als Ziel- und Quelland für den Hamburger Hafen würdigen, hieß es.