Investitionen in LNG-betriebene Schiffe nehmen zu, die Entwicklung der LNG-Bunkerinfrastruktur bleibt hinter dem Flottenwachstum und der potenziellen Nachfrage zurück.
Während das derzeitige Investitionsniveau in die Bunkerinfrastruktur niedrig erscheint, befindet sich die weltweite LNG-Bunkernachfrage auf einem steilen Aufwärtstrend und dürfte 2024 die 6-Mio.-t-Marke überschreiten, während sie 2023 noch bei 2,4 Mio. t lag. [ds_preview]
Dieser Anstieg ist auf die wachsende Bedeutung der mit LNG betriebenen Flotte in Verbindung mit sinkenden Preisen für den Kraftstoff zurückzuführen, da sich der LNG-Markt im Jahr 2023 aufgrund des Ausgleichs von Angebot und Nachfrage zu normalisieren begann. Aktuell sind 523 mit Flüssigerdgas betriebene Schiffe in Betrieb (ohne LNG-Tanker), was 0,5 % der weltweiten Flotte entspricht. 560 LNG-betriebene Schiffe stehen im Auftragsbuch, was 57 % der in Auftrag gegebenen Flotte mit alternativen Kraftstoffen ausmacht.
Das Beratungsunternehmen Drewry geht davon aus, dass bis Ende 2027 über 1.000 mit LNG betriebene Schiffe in Betrieb sein werden. Füssigerdgas werde mit anderen »sauberen« alternativen Kraftstoffen konkurrieren, aber der hohe Zuwachs an Kapazitäten und die erwartete Preisstabilität in den kommenden Jahren werden den LNG-Verbrauch im maritimen Sektor ankurbeln. Darüber hinaus seien die Investitionen in die Produktion von Bio-LNG und synthetischem LNG gestiegen, da diese Kraftstoffe wahrscheinlich als Drop-in-Kraftstoff in Dual-Fuel-Motoren verwendet würden, was ihre Beliebtheit für den Schiffsantrieb erhöhe.
»Massive Investitionen in LNG-Bunkerinfrastruktur erforderlich«
Die finale Investitionsentscheidung für das Marsa LNG-Projekt in Oman und die Bestellung von zwei LNG-Bunkerschiffen durch Avenir zeigen nach Einschätzung von Drewry, dass das Interesse der Investoren am Bunkersektor zurückkehrt. Allerdings seien »massive Investitionen in die Bunkerinfrastruktur erforderlich«, um die Verwendung von LNG als Schiffskraftstoff zu erleichtern.
Obwohl der Sektor seit Ende 2021 mit steigenden LNG-Preisen konfrontiert war, die 2022 durch den Russland-Ukraine-Krieg weiter eskalierten, werden der Rückgang der Preise im Jahr 2023 und die Prognosen für niedrige Preise bis 2028-30 die Nachfrage nach Erwartung der Marktbeobachter ankurbeln. »Die wachsende Nachfrage wird durch eine beträchtliche LNG-betriebene Flotte gedeckt werden, die bis 2028 einsatzbereit sein wird«, heißt es.
Die kürzlich von TotalEnergies und Oman National Oil getroffene Vereinbarung über das Marsa LNG-Bunkerprojekt unterstreicht das Wachstum in diesem Sektor. Das Marsa LNG-Projekt ist ein kohlenstoffarmes LNG-Projekt mit 1 Mio. t pro Jahr, das vor allem auf den maritimen Sektor ausgerichtet ist. »Das Projekt wird das erste derartige Bunkerzentrum im Nahen Osten sein, das die Verfügbarkeit und Beliebtheit von LNG als Schiffskraftstoff weiter steigern wird. Die geografische Lage des Projekts ist gut geeignet, da es alle Schiffe versorgen kann, die die Straße von Hormus passieren, durch die unter anderem 30 % der weltweiten Rohölströme, 25 % des LNG und 40 % des LPG fließen«, so Drewry. Die Anlage soll im 1. Quartal 28 in Betrieb gehen.
Europa weiterhin führend auf dem LNG-Bunkermarkt
Europa ist nach Beobachtung von Drewry weiterhin führend, was den LNG-Bunkermarkt angeht. Jüngstes Beispiel sei der Flottenausbau bei Avenir LNG, einem in Großbritannien ansässigen Midstream-LNG- und BioLNG-Unternehmen. Dieses hat bei der chinesischen Nantong CIMC Sinopacific Offshore & Engineering (SOE) zwei 20.000 m³ LNG-Bunkerschiffe zu einem nicht genannten Preis in Auftrag gegeben. Die Schiffe werden im 4. Quartal 2026 und im 1. Quartal 2027 abgeliefert und sollen ein Höchstmaß an Kompatibilität und Anpassungsfähigkeit für das Laden und Löschen von LNG und bioLNG für eine Vielzahl von Schiffen und Terminals bieten. Mit dem jüngsten Auftrag wird Avenir seine Flotte bis 2027 von 40 % auf 80 % (in Bezug auf die Kapazität) aufstocken, seine Position als führender Anbieter von LNG-Bunkerschiffen festigen und seine Bunkerkapazitäten erweitern.
»Da wir weiterhin optimistisch sind, was die steigende Bunkernachfrage in den nächsten fünf Jahren angeht, werden LNG-Bunkerschiffe wahrscheinlich eine zentrale Rolle bei der Dekarbonisierung der globalen Schifffahrt spielen. Wir gehen davon aus, dass die bestellten Schiffe für europäische Bunkeranlagen eingesetzt werden, da sich die Region durch ihren proaktiven Ansatz zur Dekarbonisierung als weltweiter Marktführer im Bereich LNG-Bunkerung positioniert hat«, so Drewry.