Auf der Werft des niederländischen Yachtbauunternehmens Feadship in Amsterdam wurde kürzlich die noch namenlose 119 m lange Megayyacht mit dem Projektnamen »Feadship 821« ausgedockt: die weltweit erste Megayacht mit Wasserstoff-Brennstoffzelle, die noch dieses Jahr in Fahrt kommen soll.
Der Wasserstoff-Neubau, bei dem es sich um den bislang größten der Werft handelt – er soll auf Platz 44 der Weltrangliste der größten Yachten stehen –, hat über eine Breite von 19 m, einen Tiefgang von 5,25 m und ein Volumen von 7.247 BRZ.[ds_preview]
Das Außendesign und das Innendesign der »Feadship 821« stammen vom britischen Büro RWD. Bis zu 30 Gäste in 12 Kabinen und 44 Besatzungsmitglieder sollen zukünftig Platz an Bord der Yacht auf den fünf Gästedecks finden, die über einen Stahlrumpf mit Aluminiumaufbauten verfügt. Angetrieben wird sie von drei MTU-Motoren, für eine Höchstgeschwindigkeit von 17 kn. Nach Angaben der Werft handelt es sich um die weltweit erste Superyacht, die mit einer reinen grünen Wasserstoff-Kraftstoffquelle angetrieben wird, als Teil des Ansatzes der Werft, bis 2030 einen Netto-Null-Antrieb zu erreichen.
Wasserstoff für kurze Strecken
Hierzu ist aber anzumerken, dass an Bord Platz für die Brennstoffzellentechnologie besteht, um diese Antriebsform für Kreuzfahrten zwischen einzelnen Häfen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 10 Knoten lärm- und emissionsfrei oder den Hotelbetrieb der Yacht durchzuführen. Längere Strecken oder gar Ozeanüberquerungen kann das Projekt 821 nicht mit Wasserstoff absolvieren, da es nicht über genügend Speicher dafür verfügt.
Die Entwicklung des Schiffes dauerte mit Hilfe der Klassifikationsgesellschaft Lloyd´s Register fünf Jahre und umfasste den Bau entsprechend dimensionierter Ausrüstung sowie die gleichzeitige Ausarbeitung von Protokollen und Sicherheitsvorschriften, da es auf allen Ebenen an Vorschriften mangelte.
Bei der Wasserstoff-Brennstoffzelle entsteht als Abgas nur Wasserdampf, jedoch besteht die größte Herausforderung darin, dass die Speicherung von komprimiertem flüssigem Wasserstoff in Tanks bei -253 °C (-423,4 °F) erfolgen muss. Für die Speicherung von Wasserstoff wird zehnmal mehr Platz als für die die Speicherung von Diesel benötigt. Aufgrund seiner Größe war »Projekt 821« nach Angaben der Werft der perfekte Kandidat dafür, da man an Bord einen eigenen Lagerraum mit doppelwandigen kryogenen Lagertanks einrichten konnte, die 92 Quadratmeter Wasserstoff aufnehmen können.
Für längere Reisen setzt das Projekt 821 auf 3.200 kW starke ABB-Pod-Antriebe, die von drei 2.500 kW-MTU-Generatoren angetrieben werden, die mit hydrierten Pflanzenöl (HVO) betrieben werden, einem System, das Feadship entwickelt hat. Der Treibstoffbunker hat ein Volumen von 575 m³, bei einer Servicegeschwindigkeit von 14 kn beträgt die Reichweite rund 6.500 sm.
An Bord gibt es zudem ein patentiertes Abwärmerückgewinnungssystem von Feadship, dass die Pools und Whirlpools sowie das Dampfbad, die Luft, die Böden und Handtuchhalter in den Badezimmern erwärmt. Ein intelligentes Klimaanlagensystem hilft beim Energiemanagement und reduziert automatisch die Klimaanlage oder Heizung in Gästezimmern, die längere Zeit unbewohnt bleiben. Die Yacht verfügt für die Gäste über Annehmlichkeiten wie eine halb untergetauchte Neptun-Lounge, ein Kino, eine Bibliothek, eine Krankenhauseinrichtung und einen 8,2-Meter-Pool mit Gegenstrom-Anlage. Zu den lichterhöhenden Elementen im Schiff gehören ein Atrium mit einer Treppe, die um den Aufzug herumführt, und raumhohe Fenster mit Klarglasbalustraden, die eine ungehinderte Aussicht bieten.
In verschiedenen Internetforen wird als Auftraggeber der rund 600 Mio. € teuren Yacht der Microsoft-Mitbegründer Bill Gates benannt, der schon 2019 erklärte, eine Wasserstoffyacht bestellt zu haben. Eine Bestätigung dafür gibt es aber bislang nicht. (CE)