Die International Energy Agency (IEA) sagt voraus, dass die Nachfrage an Erdöl nach dem Jahr 2029 abnehmen wird. Das würde große Änderungen in der Tankschifffahrt nach sich ziehen.
In ihrem jüngsten Bericht »Oil 2024« prognostiziert die IEA, dass die weltweite Ölnachfrage im Jahr 2029 mit 105,6 Mio. Barrel pro Tag ihren Höhepunkt erreicht. Im Vergleich zu heute (103,2 Mio.) wäre das ein Anstieg um 2,4 Mio. Barrel. Das bedeutet einen Anstieg von 500.000 täglichen Barrel pro Jahr. Nach diesem Zenit soll die Nachfrage aber abnehmen. [ds_preview]
Hoher Bedarf an Erdöl in Indien und China
Die zunächst steigende Nachfrage sei vor allem auf Indien und China zurückzuführen, sowie weitere asiatische Schwellenländer auf dem Weg zur Industrienation. Dem entgegen stehen die Umstellung auf Elektrofahrzeuge, außerdem werden fossile Energieträger wie Öl und Gas zusehends durch erneuerbare Energien verdrängt. So erwartet die IEA, dass E-Autos bis zum Jahr 2030 täglich einen Bedarf von 6 Mio. Barrel Benzin und Diesel ersetzen werden.
Während in einigen Sektoren ein klarer Rückgang zu verzeichnen ist, sei nach Ansicht der Energie-Analysten Poten & Partners die Entwicklung bei Rohöltankern gemischt. Der Öltransport vom Atlantik in den Pazifik werde die Nachfrage fördern, ebenso wie die westlichen Sanktionen gegen russische Ölexporte. Diese hätten zur Folge, so Poten, dass mehr Erdöl nach Asien exportiert werde.
Für die Tankerflotten bedeute ein baldiger Rückgang der Ölnachfrage zunächst vor allem weniger Wachstum. Neue Schiffe würden die alten ersetzen, statt das Gesamtvolumen der Flotten steigen zu lassen, heißt es im Bericht.
Weniger Bedarf für Tanker
Das konkurrierende Maklerunternehmen Gibson wies in einem Bericht darauf hin, dass der Spitzenwert und ein folgender Rückgang zwar in Sicht sei, das Gesamtvolumen an Fracht aber weiterhin groß bleibe.
»In Verbindung mit einer alternden Flotte, strengeren Umweltvorschriften und einem großen Pool von Schiffen, die in sanktionierten Fahrtgebieten eingesetzt werden, bedeutet dies, dass der globale Rohölmarkt wahrscheinlich auch über 2030 hinaus gesund bleiben wird«, so Gibson. Das Unternehmen fügte hinzu, dass zukünftig mehr Rohöl aus dem Westen nach Osten fließen werde – damit dürften die Rohöltonnenmeilen bis ins nächste Jahrzehnt weiter zunehmen.
Schwieriger soll sich die Entwicklung im Produkten- und Chemikalientankermarkt darstellen, führte Gibson weiter aus. Im Westen werde die Nachfrage für Kraftstoffe im Straßenverkehr bis zum Ende der 2020er Jahre nachlassen, während sie im Osten wächst. Dieser Markt liegt jedoch näher an den inländischen Raffinerien, sodass weniger Bedarf für Tanker bestehe.