Auto-Importhäfen wie Bremerhaven hoffen auf mehr Geschäft mit chinesischen Herstellern. Doch die EU will die Einfuhr mit einem Extra-Zoll verteuern.
Noch vor wenigen Wochen hatte die Bremer BLG Logistics als Terminalbetreiberin freudig die Ankunft des ersten Autotransporters mit Autos der Marke BYD vermeldet. Den mittlerweile rückläufigen Exportmengen deutscher Hersteller wollen sie im Weserhafen mit mehr Ladung aus Fernost wettmachen. Doch jetzt könnte die EU dem Beispiel der USA folgen, und Autos aus China mit zusätzlichen Einfuhrzöllen belegen. Deutschland sträubt sich allerdings noch. [ds_preview]
Die EU-Kommission hat es eilig. Schon ab dem 4. Juli könnten die angekündigten Strafzölle erhoben werden. Diese Maßnahme sei eine Reaktion auf »unfaire Subventionen« im Reich der Mitte, heißt es. Chinesische Elektroautos sind im Durchschnitt 20% preiswerter als vergleichbare europäische Modelle. Die USA sind längst aktiv geworden: Sie verlangen inzwischen 100%igen Aufschlag auf Elektro-Fahrzeuge aus China.
EU verhandelt mit Herstellern über Strafzölle
Die EU will hingegen für jeden Hersteller unterschiedlich hohe Strafzölle fordern – je nach Kooperationsbereitschaft der Unternehmen. Im äußersten Fall sollen es 38,1% werden. Dazu kommen 10% regulärer Einfuhrzoll für alle Fahrzeuge aus China. Macht also maximal 48,1%. Bei BYD, einer der ersten Kunden der BLG, wären es 17-20%. Betroffen wäre aber auch der US-Hersteller Tesla für seine in Schanghai produzierten Fahrzeuge.
Laut dem Vizepräsidenten der EU-Kommission, Margaritis Schinas, hat die Kommission Kontakte zu chinesischen Behörden geknüpft, um mögliche Lösungswege zu erörtern. Nur wenn diese Gespräche bis zum 4. Juli keinen Erfolg hätten, sollen die Zölle vorläufig erhoben werden.
Deutschland gegen zusätzlichen Zoll
Denn auch die Mitgliedsstaaten der EU haben ein gewichtiges Wort: Die 27 Handelsminister müssten bis zum 2. November über die Abgaben abstimmen. Schweden, Ungarn, Tschechien, die Slowakei und Deutschland lehnen Strafzölle ab.
Die Bundesregierung befürchtet den Angaben zufolge, dass die Strafzölle Gegenreaktionen aus China auslösen könnten und am Ende ein regelrechter Handelskrieg droht. Stattdessen müssten E-Autos in Europa durch mehr Wettbewerb und wesentlich bessere Standortbedingungen billiger werden, so Bundesverkehrsminister Volker Wissing.
China erhebt auf Importautos aus Europa seinerseits einen Einfuhrzoll von 15% und könnte diesen ebenfalls anheben. Auch »Vergeltungsmaßnahmen« in anderen Wirtschaftsbranchen werden von Experten nicht ausgeschlossen.