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Schüler erhalten Einblicke in das Leben und die Arbeit an Bord, wie hier auf dem Notschlepper »Nordic« der Reederei Fairplay (© Fairplay Towage)
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Zehn deutsche Reedereien beteiligen sich: Auch in diesem Jahr hat der Verband Deutscher Reeder (VDR) sein »Ferienfahrer-Programm« aufgelegt, um Schülern und Jugendlichen das Leben und die Arbeit auf See näher zu bringen – und potentielle Fachkräfte »von morgen« für den Beruf zu gewinnen.

Bis zu vier Wochen entdecken insgesamt 42 Schüler aus ganz Deutschland in diesen Sommerferien das Arbeiten an Bord eines Containerschiffes, Massengutfrachters oder Schleppschiffes einer deutschen Reederei.[ds_preview]

Der Bedarf am Fachkräften in der Schifffahrt ist groß – sowohl auf See an Bord, als auch für spätere Einsatzmöglichkeiten an Land, sei es nun in Unternehmen oder auch in Behörden. Neben den kaufmännischen Berufen wird vor allem auch in den nautisch-technischen Berufen nach Nachwuchs gesucht. Die Branche und die Politik sind sich der Herausforderung bewusst und gehen unterschiedliche Wege. Beim Verband Deutscher Reeder setzt man, neben Kooperationen mit anderen Akteuren, auch auf das Ferienfahrer-Programm.

»Unser Programm ist eine einzigartige Gelegenheit für junge Menschen, das maritime Leben kennenzulernen und gleichzeitig interessante Menschen aus verschiedenen Kulturen zu treffen. Es bietet nicht nur Abenteuer und Abwechslung, sondern auch eine solide Grundlage für eine mögliche Karriere in der Schifffahrt. Der Bedarf an Fachkräften in unserer Branche ist hoch,« erklärt Holger Jäde, Referent für Ausbildung beim VDR.

Zehn Reedereien beteiligt

In diesem Jahr sind die Jugendlichen auf Schiffe von zehn Reedereien aufgeteilt und unterwegs: Hapag-Lloyd, Fairplay Schleppdampfschiffsreederei, F. Laeisz, Hartmann Reederei, CPO (Offen Group), Briese Research (Forschungsschifffahrt), Peter Döhle Schiffahrts-KG, Claus Rodenberg Waldkontor GmbH, Flensburger Förde Reederei Seetouristik (FRS), Lotsbetriebsverein (LBV). Die Reisen führen sie an unterschiedlichste Orte auf der Welt.

Der Verband hat das das Ferienfahrer-Programm bereits in den 1960er Jahren entwickelt. Jugendliche können in ihren Sommerferien die Seeschifffahrt unter realistischen Bedingungen ausprobieren. Interessierte Schüler allgemeinbildender Schulen ab 16 Jahren konnten sich in diesem Jahr bis zum 15. April auf das Programm bewerben. Sie mussten einen Erste-Hilfe-Kurs und eine Bescheinigung über Seediensttauglichkeit für Decks- und/oder Maschinendienst nachweisen sowie ein Motivationsschreiben formulieren.

Eine der Teilnehmerinnen ist Annika Frühsorge, 17 Jahre aus Kiel. Sie segelt seit vielen Jahren. In den letzten Jahren hat sich bei ihr zunehmend der Wunsch gefestigt, ihre berufliche Zukunft auf See zu verbringen: »Ich freue mich besonders darauf, einen authentischen Einblick in den Alltag und die Arbeit von Seeleuten zu bekommen und praktische Erfahrungen, wie zum Beispiel bei der Arbeit auf dem Deck, zu sammeln.« Sie soll mit dem 335 m langen Containerfrachter »Conti Cortesia«, einem Schiff der Offen-Group-Reederei, knapp drei Wochen lang von London nach Fos-sur-Mer bei Marseille fahren. Dabei werden acht Häfen angelaufen, wobei die Route von England über die Nordsee entlang der Küste Spaniens führt.

Für Colin Lauterbach, 16 Jahre aus Rondeshagen beginnt diesen Sommer sein letztes Schuljahr. »Ich hoffe, mit diesem Praktikum herauszufinden, ob ich mir eine Ausbildung in der Schifffahrt vorstellen kann. Die Herausforderung auf sich gestellt zu sein, Neues zu erkunden und zu erfahren ein Teil eines großen Teams zu sein, darauf freue ich mich am meisten.« Ende Juli macht er sich mit dem Flieger auf den Weg nach Kanada, Vancouver auf ein Schiff von Hapag-Lloyd. »Damit hätte ich niemals gerechnet! Ich bin sehr gespannt auf meine Reise und freue mich riesig auf die Gemeinschaft und Mitarbeit mit allen«, so Colin.

Das Ferienfahrer-Programm soll dazu beitragen, dass möglichst viele Jugendliche die beruflichen Chancen und Möglichkeiten in der Schifffahrt erkennen und nutzen. Denn die deutsche Schifffahrt bietet vielfältige Ausbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten in den hiesigen Reedereien, sowohl an Bord als auch an Land. Neben den klassischen Positionen wie Kapitän und Schiffsoffizier gibt es Karrieremöglichkeiten in Bereichen wie Logistik, Informationstechnik, Personalwesen, Forschung und Entwicklung.