Die Branchenverbände der deutschen Offshore-Windindustrie sowie die Stiftung Offshore-Windenergie haben die Zubauzahlen für das erste Halbjahr 2024 veröffentlicht. Der Ausbau nehme Fahrt auf auf. Gleichzeitig gibt es erneut einige Forderungen an Politik und Verwaltung.
Die vom Beratungsunternehmen Deutsche WindGuard aufbereiteten Zahlen zeigen den Angaben zufolge, dass in diesem Zeitraum in Deutschland insgesamt 36 Anlagen mit einer Leistung von 377 Megawatt (MW) erstmals ins Stromnetz eingespeist haben und 73 weitere Fundamente errichtet wurden.[ds_preview]
In Summe sind in Deutschland derzeit 29 Offshore-Wind-Projekte mit einer installierten Leistung von 8.858 MW bzw. 1.602 Anlagen in Betrieb. Zwei weitere Projekte befinden sich im Bau.
»Die Ergebnisse der ersten Ausschreibung für Offshore-Wind in Deutschland in diesem Jahr bestätigen das anhaltende Interesse von Investoren am deutschen Markt. Allerdings legen sie auch nahe, dass das Ausschreibungsdesign schnellstens angepasst werden sollte«, teilten die Organisatoren mit.
»Offshore-Einnahmen reinvestieren«
Die Gebotssumme von rund 3 Mrd. € würden den Kostendruck in der industriellen Wertschöpfungskette zusätzlich erhöhen und dringend benötigte Investitionen ausbremsen. »Das Ausschreibungsdesign muss künftig stärker auf eine sichere und termingerechte Projektrealisierung ausgerichtet werden. Es ist daher gut, dass die Bundesregierung die Ausschreibungskriterien evaluieren will«, so der Kommentar der Branchenorganisationen BWE, BWO, VDMA Power Systems, WAB und WindEnergy Network sowie die Stiftung Offshore-Windenergie. Die Branche will sich weiter dafür einsetzen, mit einem reformierten Ausschreibungsdesign »die Akteursvielfalt zu stärken« und Ausfallrisiken für die Umsetzung der Projekte zu minimieren.
Die Einnahmen aus den Ausschreibungen sollten zudem zu einem substanziellen Teil in den Hochlauf der für den steigenden Ausbau der Offshore-Windenergie erforderlichen Kapazitäten fließen. Dafür eignet sich die von der Bundesregierung eingeführte »Transformationskomponente«, die aber eine Zweckbindung erfahren müsse. »Es ist wichtig, dass die Offshore-Windindustrie ihre Kapazitäten weiter ausbauen und die Innovations- und Technologieführerschaft erhalten kann«, so die Organisationen. Das ist nur möglich, wenn sich die bezuschlagten Projekte realisieren lassen und in Aufträge der europäischen Windindustrie münden.
»Es sind darüber hinaus umgehende Investitionen in Infrastruktur und Logistik erforderlich, um die zeitgerechte Umsetzung der Projekte sicherzustellen. Dazu gehören insbesondere Investitionen in Schwerlast- und Lagerflächen in Häfen sowie deren Hinterlandanbindung. Auch der Bau von Spezialschiffen für Vorerkundungen, Errichtung und Betrieb der Projekte sowie von Konverterplattformen wird benötigt«, sind sich die Akteure einig.
Die industrielle Kapazität für den gesetzlich festgelegten Ausbau der Offshore-Windenergie muss in wenigen Jahren erheblich gesteigert werden. Um diesen Hochlauf zu unterstützen, sei es gut, dass die KfW seit Kurzem zinsgünstige Darlehen für den Bau und Ausbau von Fertigungsstätten bereitstellt. Das Limit der Darlehenssumme müsse dabei jedoch deutlich höher als bei aktuell 25 Mio. € liegen. »Wir begrüßen es, dass die Bundesregierung darüber hinaus mit weiteren Finanzierungsinstrumenten die Lieferkette stärken möchte«, so die Organisationen.