Mehr als 800 Schiffe sind seit der Gründung der Hitzler Werft im Jahr 1885 in Lauenburg an der Elbe bereits gebaut worden. Wie waren die Anfänge, was waren die Highlights und wie entsteht ein Schiff heute? Drüber informierte sich eine Gruppe von WISTA Germany bei einem Besuch vor Ort. 

Die beiden Werftchefs Marek und Kai Klimenko nahmen sich einen Nachmittag Zeit, um der WISTA-Gruppe die Hitzler Werft und ihre Geschichte zu erklären. Den Grundstein für das Schiffbauunternehmen legte 1885 Johann Georg Hitzler.[ds_preview] Wie Kai Klimenko bei der Vorstellung erklärte, startete dieser zunächst mit einer Reparaturwerft. Schon bald wurde der erste Neubau errichtet, und zwar ein Schleppkahn. Seitdem wurden in Lauenburg im Sommer neue Schiffe gebaut, im Winter wurden Reparaturen durchgeführt, so Klimenko.

Hitzler setzt auf Spezialschiffbau

Reparatur und Neubau sind auch noch heute zwei wichtige Sparten bei Hitzler. Repariert werden vor allem Binnenschiffe, von denen nicht wenige an die 100 Jahre alt sind, wie Kai Klimenko der WISTA-Gruppe erklärte. Neu gebaut werden auf der Lauenburger Werft insbesondere Spezialschiffe. Der Spezialschiffbau zieht sich wie eine roter Faden durch die Unternehmensgeschichte. Zahlreiche Eisbrecher, Marineschiffe oder Schlepper sind auf der Werft entstanden. Besonders bekannt wurden die Lauenburger Schiffbauer jedoch durch ihren Hitzler-Versorger, der für den Einsatz an norwegischen Offshore-Plattformen entwickelt worden ist. Dieser wurde nicht nur 65 mal auf der Hitzler Werft gebaut, sondern in Lizenz auch an anderen Standorten.

Die dritte Geschäftssparte der Hitzler Werft bildet die Konstruktion. Dies ist das Spezialgebiet von Marek Klimenko. Bevor er 2021 die Hitzler Werft zusammen mit seinem Sohn Kai übernahm, war er dort über 30 Jahre Konstruktionsleiter. Schon in den 90er Jahren führte Marek Klimenko die Software Nupas Cadmatic ein. Von den rund 60 eigenen Mitarbeitern sind 15 in der Konstruktion heute beschäftigt. Dieser starke Fokus ermöglicht der Werft einen effizienten Schiffbau. Die genaue und sorgfältige Planung sorgt dafür, dass die schiffbaulichen Prozesse schnell ausgeführt werden können. Besonders stolz ist Marek Klimenko darauf, dass die detaillierte Planung dazu führt, dass beim Bau in der Regel nur wenige Änderungen vorgenommen werden müssen, und sich die Baukosten damit in »Grenzen halten«.

WISTA auf Werfttour

Nach der Vorstellungsrunde startete die Werfttour. Diese führte unter anderem durch verschiedene Werkstätten, in denen früher auch Dieselmotoren oder Ruderanlagen gefertigt worden sind. Die WISTA-Gruppe konnte ausserdem die 135 m und 85 m Slipanlagen sowie die Neubauhalle mit zwei Helgen (130 m x 18 m) besichtigen. In letzterer entstehen aktuell zwei Neubauprojekte, zum einen eine neue Bunkerstation für Hoyer, zum anderen das Forschungsschiff »Coriolis«, das von dem Forschungsinstitut Hereon beauftragt wurde. Es wird mit moderneren Technologien wie Brennstoffzelle, Batterien oder Stickoxidfiltern ausgerüstet. Ein dritter Neubau, der in den Starlöchern steht, ist eine mit Biogas betriebene Fähre für die Elbe. Mit der Umsetzung solcher Neubauprojekte knüpft die Werft an ihre langjährige Tradition des Spezialschiffbaus an.