Spotmarkt
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Die Frachtraten am Spotmarkt in der Linienschifffahrt geben leicht nach. Vor von Fernost nach Mittelost und nach Afrika zeigt die Tendenz abwärts.

Ist der Gipfel überschritten oder nur ein Zwischenhoch erreicht? Nach einer wochenlangen fieberhaften Rallye geben die Spotfrachten in der Container-Linienschifffahrt jetzt erstmals leicht nach. [ds_preview]

Der Shanghai Index SCFI, der die Marktpreise für dreizehn wichtige Exportrouten aus China heraus abbildet, gab gegenüber der Vorwoche deutlich um -3,6% auf rund 3.542 Punkte nach. In der Vorwoche war das Marktbarometer bereits leicht um -1,6% gesunken.

Der Ratenspiegel zeigt eine uneinheitliche Entwicklung. Rückgänge sind demnach vor allem auf den regionalen Strecken von China zum Persischen Golf, nach Afrika und Südamerika zu verzeichnen. Die aktuellen Indexfrachten liegen hier schon teils sehr deutlich unter den Werten des Vormonats. Die Relation Shanghai/Dubai wird zum Beispiel aktuell noch mit rund 2.200 $/TEU bewertet gegenüber knapp 2.900 $/TEU vor einem Monat.

Raten am Spotmarkt geben auch im Pazifik nach

Auch im Transpazifik-Trade von Fernost nach Nordamerika sind erste Schwächeanzeichen zu erkennen. Für Verladungen von Shanghai zur US-Westküste gab die SCFI-Rate diese Woche um fast -7% auf 7.124 $/FEU nach und liegt damit etwa auf Vormonatsniveau.

Zwar wachsen die Containerimporte der USA nach Schätzung des nationalen Einzelhandelsverbands NRF nach wir vor zweistellig. Doch die Verfügbarkeit von Laderaum hat sich trotzdem etwas entspannt, nachdem die Carrier einige neue Dienste auf der Route eingerichtet haben.

Laut Alphaliner wuchs das wöchentliche Stellplatzangebot für den ostgehenden Transpazifik-Trade kurzfristig von rund 520.000 auf 560.000 TEU an. Erste Carrier sollen inzwischen Raten rabattiert haben, um genug Ladung für ihre Schiffe zu bekommen. Für Verschiffungen von Fernost durch den Panamakanal zur US-Ostküste bleiben die Kapazitäten hingegen sehr knapp. Bei weiterhin überbuchten Abfahrten sind die Spotraten stabil bei rund 9.500 bis 10.000 $/FEU.

Auf der Asien-Europa-Route bewegen sich die Raten nach den jüngsten Tarifanhebungen Anfang Juli jetzt seitwärts. Der SCFI taxiert das Niveau auf rund 5.000 $/TEU.

Wie geht es nun weiter? Dass sich der Markt nach dem Anlaufen der Hochsaison für das Weihnachtsgeschäft etwas beruhigen würde, war klar. Mit erheblichen Rückgängen oder einem Einbruch der Frachten ist aber wohl nicht zu rechnen, solange die Linien dazu gezwungen sind, ihre Dienste um das Kap der Guten Hoffnung herumzuführen und dadurch rund 12% ihrer effektiven Kapazität einbüßen. Aus Speditionskreisen ist zu hören, dass einzelne Carrier auch für langfristige Geschäfte im kommenden Jahr noch erhöhte Raten auf Basis der jetzigen Routenführung kalkulieren.

Spotmarkt für Bulker und Tanker bleibt entspannt

Relativ entspannt präsentieren sich die Bulker- und Tankermärkte. In der Dry-Bulk-Befrachtung war die Woche von einem Nachfragerückgang für Capesize-Tonnage im Pazifik geprägt. Die Durchschnittsrate der Großbulker im Zeitcharter-Trip-Business fiel um rund 10% auf 24.700 $/Tag. Die kleineren Frachter profitierten je nach Größenklasse von einer erhöhten Nachfrage im Pazifik, dem Schwarzen Meer und dem US-Golf. So konnten sich die Panamaxe und die Supramaxe jeweils leicht verbessern auf rund 13.000 und 15.100 $/Tag.

Im Crude-Chartering erzielten die VLCC dank ordentlicher Aktivität auf der Route vom Persischen Golf nach China ein Plus von 8% auf 29.800 $/Tag bei den durchschnittlichen Spoteinnahmen. Für die Suezmaxe ging es bei relativ gedämpfter Nachfrage um -2% auf 37.600 $/Tag runter. Die Aframaxe konnten sich trotz hohem Tonnagedruck in Europa und dem Mittelmeer bei rund 42.000 $/Tag behaupten – dank erhöhter Anfragen im US-Golf. (mph)