Containerumschlag und Logistik in Bangladesch sind nach den politischen Unruhen der vergangenen Wochen weiterhin stark behindert – mit massiven Auswirkungen auf die Schiffssysteme der Containerlinien.

Vor dem wichtigsten Hafen des Landes, Chittagong, hat sich nach einer Analyse der elektronischen Frachtenbörse Freightos eine Warteschlange von inzwischen 50 Schiffen gebildet.[ds_preview]

Der Betrieb im Hafen Chittagong, wo pro Jahr über 3 Mio. TEU umgeschlagen werden, komme nach einem Totalstillstand aufgrund der Unruhen und einer am Sonntag verhängten Ausgangssperre nur schleppend wieder in Gang, heißt es. Der Terminal vor Ort sei bei einer Stellplatzbelegung von 80% mit rund 40.000 TEU inzwischen stark verstopft, »die Situation ist kritisch«, warnte Freightos-Researchleiter Judah Levine gestern.

Die operativen Engpässe dürften dazu führen, dass die Frachtraten für bereitstehende Ladung in den nächsten Tagen weiter anziehen. Das Niveau sei mit 6.300 $/FEU für Buchungen von Chittagong nach Hamburg und 8.650 $/FEU Richtung USA bereits stark erhöht. Zudem müssen sich betroffene Verlader laut Levine auf erhebliche Lagerkosten für Waren einstellen, die im Transit stecken bleiben.

Probleme auch im Hinterland-Verkehr

Auch im Hinterlandverkehr herrsche aufgrund der Aussetzung von Bahnverkehren und langen LKW-Wartezeiten an Grenzübergängen momentan Chaos. „»Wegen der Störungen und Ausgangssperren sind Handel und Verkehr weitgehend zum Erliegen gekommen. Es gibt einen erheblichen Rückstand im verarbeitenden Gewerbe, bei Containern und Transporten mit allen Verkehrsträgern«, warnte OOCL Logistics – die Logistiktochter der Reederei OOCL – in einem Rundschreiben.

Kühne + Nagel weist auf eine wachsende Überlastung bei Container-Packbetrieben (CFS) in Bangladesch hin, weil Voranmeldungen aufgrund von Einschränkungen bei der Telekommunikation nur bedingt möglich seien. Vor dem Hafen Chittagong müssten Containerschiffe durchschnittlich knapp vier Tage auf einen Liegeplatz warten.

Das südasiatische Land gilt mit seiner großen Bekleidungsindustrie als einer der wichtigsten Textillieferanten weltweit. Seit vergangenem Monat kam es zu immer größeren Massenprotesten gegen die Regierung. Die Ministerpräsidentin Sheikh Hasina hatte sich am Wochenende nach Indien abgesetzt. Es soll nun eine Übergangsregierung unter Leitung des Ökonomen und Friedensnobelpreisträgers Muhammad Yunus gebildet werden.    (mph)