Der Seefrachtmarkt hat seinen Höhepunkt im Zuge der Krise im Roten Meer jetzt überschritten und könnte schon bald in einen rasanten Abwärtssog geraten. So jedenfalls ist das Stimmungsbild laut einer neuen Studie der britischen Consulting-Firma Transport Intelligence unter Spediteuren und Logistikdienstleistern.
In einer Umfrage für ihren Global Freight Forwarding Report 2024 gehen gut 68% der Befragten davon aus, dass ein neuer Preiskrieg unter den Containerlinien noch in diesem Jahr »wahrscheinlich« oder »sehr wahrscheinlich« ist.[ds_preview]
Die Antworten ließen erkennen, wie »überhitzt« der Markt inzwischen sei, schreibt Transport Intelligence. Obwohl die Umwege um das Kap der Guten Hoffnung als Reaktion auf die Übergriffe der Houthi-Rebellen auf die Schifffahrt im Roten Meer die Kapazitäten in der Containerschifffahrt massiv verknappt habe, hole das Laderaumangebot dank der hohen Neubauablieferungen allmählich auf.
Auf rund 9% taxiert Transport Intelligence das nominale Flottenwachstum im laufenden Jahr, einige andere Research-Häuser tendieren sogar zu 10% oder mehr. Damit baue sich schleichend eine erhebliche Überkapazität auf, die die Carrier erneut zu einen Preiskampf zwingen könne. Die britischen Experten sprechen mit Blick auf die Lage am Seefrachtmarkt von einem »Brandsatz« dar, der nur noch gezündet werden müsse.
Druck auf Margen nimmt zu
Das Geschäftsklima bei den Seehafenspeditionen hat sich laut der Studie nicht so stark verbessert wie bei den Reedereien, obwohl die höheren Frachtraten den Dienstleistern eigentlich mehr Spielraum für Gewinnmargen bieten sollten. Über 90% der befragten Spediteure geben an, dass der Druck auf die Margen tendenziell zugenommen habe. Als Gründe werden genannt: Konkurrenz innerhalb der Branche, größerer Druck seitens Kunden und das hohe Tempo der Preiserhöhungen durch die Carrier.
Relativ gedämpft fällt auch die Marktprognose für das Seefrachtwachstum im Speditionssektor aus. Laut Transport Intelligence wird das von Dienstleistern kontrollierte Container-Ladungsaufkommen dieses Jahr um 2,5% zulegen. Für den Containerverkehr insgesamt liegen die Vorhersagen bei rund 5%. Demnach würde das Direktgeschäft der Reedereien mit Ladungskunden ohne Speditionsbeteiligung deutlich schneller wachsen. (mph)