Der Auftragseingang für neue Produktentanker hat ein 18-Jahres-Hoch erreicht.
Die Nachfrage stieg im Vergleich zum Vorjahr zuletzt um 17% an, wie die Schifffahrtsorganisation Bimco ermittelte. [ds_preview]
„In den ersten sieben Monaten dieses Jahres wurden 194 Produktentanker mit einer Tragfähigkeit von mehr als 10.000 dwt und einer Gesamtkapazität von 13,3 Mio. dwt unter Vertrag genommen. Das ist ein Anstieg von 17% im Vergleich zum Vorjahr und der höchste Stand der Vertragsabschlüsse seit 2006“, sagte Niels Rasmussen, Chief Shipping Analyst bei Bimco.
Die Vertragsabschlüsse haben damit in den ersten sieben Monaten den zweithöchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen erreicht, während der dritthöchste Stand im vergangenen Jahr erreicht wurde. Zusammengenommen haben die Vertragsabschlüsse in den Jahren 2023 und 2024 zu einem raschen Anstieg des Auftragsbestandes geführt, der im Jahr 2023 um 135% und in diesem Jahr bereits um weitere 45% auf 37,1 Mio. dwt gestiegen ist. Am meisten von dem wiedererwachten Interesse am Neubau von Produktentankern haben chinesische Werften: Sie verfügen über einen komfortablen Anteil von 72% am Auftragsbestand.
Produktentanker am schnellsten wachsender Sektor
Infolgedessen ist das Verhältnis zwischen Auftragsbestand und Flotte von 5,9% Anfang 2023 auf 13,6% Anfang 2024 angestiegen und liegt nun bei 19,6%. Für den Zeitraum von 2025 bis 2027 sind 90% des Auftragsbestandes zur Ablieferung vorgesehen, was auf ein erhebliches Flottenwachstumspotenzial in diesem Zeitraum schließen lässt.
„Seit Anfang vergangenen Jahres ist der Auftragsbestand für Produktentanker der am schnellsten wachsende von allen Frachttransportsektoren. Der Auftragsbestand für Produktentanker ist um 241% gestiegen, und nur der Auftragsbestand für Rohöltanker konnte diese Entwicklung mit einem Wachstum von 151% im gleichen Zeitraum annähernd erreichen“, so Rasmussen.
Schiffsrecycling könnte Flottenwachstum verringern
Das Durchschnittsalter der Produktentanker hatte zuletzt 2011 seinen Tiefpunkt erreicht, ist aber seitdem um fast fünf Jahre auf 13,6 Jahre gestiegen. Zu dem relativ hohen Durchschnittsalter tragen 13% der Schiffe und 10% der DWT bei, die derzeit älter als 20 Jahre sind. Das Recycling der älteren Schiffe könnte dazu beitragen, das durch den wachsenden Auftragsbestand verursachte Flottenwachstum zu verringern.
Die derzeit guten Marktbedingungen für Produktentanker deuten jedoch nicht darauf hin, dass das Recycling in nächster Zeit zunehmen wird. Selbst wenn dieses in jedem der kommenden drei Jahre das höchste jemals erreichte jährliche Volumen von 3,8 Mio. dwt erreicht, würden bis Ende 2027 maximal 12 Mio. dwt recycelt werden. Im Vergleich dazu deutet das Auftragsbuch auf eine Auslieferung von 35,3 Mio. dwt bis dahin hin, was zu einer Flottenerweiterung von 23,3 Mio. dwt (12,5%) bis Ende 2027 führt.
Bimco erwartet mehr Angebot als Nachfrage
„Während die Nachfrage nach petrochemischen Produkten weiter steigen dürfte, wird die Nachfrage nach Produktentankern durch die Dekarbonisierung beeinträchtigt, nicht zuletzt durch die Elektrifizierung von Autos“, so Rasmussen. „Wenn das Recycling älterer Schiffe nicht drastisch zunimmt, wird das Angebot an Produktentankern die Nachfrage in den kommenden Jahren wahrscheinlich übersteigen.“