Ausbildung, IMO, MPP, Allianzen, Meere, Bundestag
Michael Meyer Stellvertretender Chefredakteur – HANSA International Maritime Journal (© HANSA)

Vor etwas mehr als zehn Jahren hieß es an dieser Stelle »P3, 2M, C+?« – es ging um die Frage, wie sich die Neuordnung der Allianzen in der Containerschifffahrt auf den Wettbewerb auswirken könnte. Nun … lang ist’s her. Und jetzt steht die nächste Neuordnung an.

Von Michael Meyer – Stellvertr. Chefredakteur – HANSA International Maritime Journal

Von den seinerzeit diskutierten Kooperationen ist wenig bis gar nichts übrig geblieben. Und jetzt folgt die nächste Neuordnung, die großen Player bitten aufs Tanzparkett: Hapag-Lloyd hat mit Maersk das »Gemini«-Paar aus der Taufe gehoben, der heutige Marktführer MSC tanzt mit ONE, HMM und Yang Ming und deren neuer »Premier Alliance« zwischen Asien und Europa sowie mit ZIM im Pazifik.[ds_preview]

Erstaunlich ruhig ist es derzeit um die »Ocean Alliance« von CMA CGM, Cosco und Evergreen. Offenbar fühlt man sich wohl miteinander. Aber bleibt das so?

»Cosco+Evergreen« heißt immerhin auch »China+Taiwan« – das muss keine Partnerschaft auf Ewigkeit bleiben, zumindest keine reibungslose, wenn man die geopolitischen Ambitionen Pekings für eine »Wiedervereinigung« der Länder bedenkt.

Es bleiben Fragen, beispielsweise: Reicht Branchenprimus MSC die eher lose Zusammenarbeit in »Vessel Sharing Agreements«? Die Antwort dürfte derzeit »Wohl ja« sein. Es gibt zwar Stimmen, die meinen, das neapolitanisch-schweizerisch-dänische Selbstbewusstsein sei, entgegen dem angedachten »Solo«, wohl doch nicht unbegrenzt. Der Schritt war smart, meinen aber Andere, allein und unabhängig, aber mit Partnern. Den Rest macht die schiere Marktmacht aus: MSC hat einen Anteil von 20 % an der globalen Kapazität. Für die »Premier Alliance« (11,4 %) hingegen ist die Konstellation ein Segen, nachdem man mit Hapag-Lloyd einen wichtigen Partner verloren hat.

Das »Gemini«-Projekt scheint eine stabile Partnerschaft unter relativ Gleichgesinnten mit ähnlichem Taktgefühl zu sein. Die Hamburger müssen sich mit weniger Tanzpartnern abstimmen, Maersk hat angesichts des enormen Wachstumsstrebens des bisherigen Partners MSC wohl etwas mehr Ruhe auf dem Parkett. Bei den Dänen scheint sich zudem tatsächlich der Gedanke durchzusetzen, nicht mehr auf Teufel komm raus die Nr. 1 sein zu müssen.

Welche Allianzen geben die beste Figur ab?

Die Frage wird sein, wer die Abstimmung besser hinbekommt. Das Jonglieren mit der Kapazität dürfte die entscheidende Tanzfigur werden: Es kommen sehr viele Neubauten auf den Markt, insgesamt über 6,4 Mio. TEU, sehr viele davon von den Linien selbst bestellt. Das sind 21,6 % der fahrenden Flotte. Sie werden in etwas weniger guten Marktzeiten nicht einfach so wieder auf den Chartermarkt geworfen werden können, wie es in der letzten großen Krise vielfach geschehen ist.

Ein kleiner Hoffnungsschimmer ist die umweltpolitische Regulierung, die vermeintlich »alte« Schiffe in »natürlicher Auslese« nach und nach aus den Markt drängen wird.
Andererseits, so alt ist die Flotte gar nicht: das Durchschnittsalter liegt bei 13,47 Jahren. Wobei ein großer Teil der Mega-Boxer-Klassen deutlich jünger ist. Und wohin sich die Weltwirtschaft bewegt, ist ohnehin kaum vorhersehbar, von dort könnte Druck auf die Branche kommen – oder eben sogar Wachstum.

Also: Wer tanzt am besten, wer stolpert oder muss das Parkett nach einem Knöchelbruch gar komplett verlassen? Eine konkrete Prognose zu geben, ist unmöglich. Die vielstimmige Jury der Branche wir sicherlich mit Urteilen nicht geizen. Mal sehen, was an dieser Stelle nach den kommenden zehn Jahren geschrieben steht …