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Die Windindustrie ist für die hiesige maritime Industrie von großer Bedeutung – sei es für den Offshore-Markt oder als Ladung für Schiffe – unter den Belegschaften der Branche gibt es bei aller grundsätzlichen Zuversicht auch Sorgen um die Zukunft.

Die Windindustrie in Deutschland blickt weitestgehend zuversichtlich in die Zukunft, steht aber weiter unter erheblichem Druck, heißt es heute seitens der Gewerkschaft IG Metall.[ds_preview]

67% der Betriebe – und damit etwas mehr als im Vorjahr (66%) – gehen von einer positiven Marktentwicklung aus. Trotz der weltweit hohen Ausbauziele für Windenergie kommen allerdings 15% (14 %) zu einer negativen Einschätzung, was die zukünftige Entwicklung der Branche angeht. Das ist das Ergebnis einer Befragung von Betriebsräten aus 30 Unternehmen mit 28.600 Beschäftigten im Auftrag der IG Metall Küste, die diese im Vorfeld der Messe WindEnergy in Hamburg vorgestellt hat.

Die Ergebnisse zeigen demnach insgesamt ein gemischtes Bild: Während viele Betriebsräte optimistisch in die Zukunft blicken, befinden sich zahlreiche Betriebe im Umbruch. Mehr als die Hälfte der Betriebe (52%) führten in den vergangenen zwölf Monaten Restrukturierungen oder Umstrukturierungen durch beziehungsweise planen diese aktuell. Zudem haben zahlreiche Betriebe Verlagerungen vorgenommen oder planen diese. „Das zeigt, dass die heimische Windindustrie über die gesamte Wertschöpfungskette gestärkt werden muss. Wir benötigen die Technologie hier in Deutschland, um eine unabhängige und klimafreundliche Energieversorgung zu sichern“, sagte Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste.

Windindustrie hat Personalsorgen

Die Fachkräftesituation in der Windindustrie sei so angespannt, dass sie nach Einschätzung der Gewerkschaft den Ausbau der Windkraft in Deutschland beeinträchtigen könnte. Mehr als 82% der Betriebe haben Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen, und auch bei der Ausbildung konnten nur 41% der Betriebe alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen. „Das sind teils hausgemachte Probleme, denn vor allem Betriebe ohne Tarifbindung haben diese enormen Schwierigkeiten“, meint Friedrich. „Dort konnte nur jeder sechste Betrieb seine Ausbildungsplätze besetzen.“ Um im Wettbewerb um Fachkräfte zu bestehen, ergreifen viele Betriebe zusätzliche Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen, etwa durch attraktive Arbeitszeitmodelle oder Kooperationen mit Schulen und Universitäten.

Der Arbeits- und Gesundheitsschutz spielt laut der Gewerkschaft in der Windindustrie eine zentrale Rolle. Besonders in Betrieben mit Tarifvertrag würden Maßnahmen ergriffen, die über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehen, um den Schutz der Beschäftigten zu verbessern. Eine deutliche Mehrheit der Betriebsräte fordert zudem eine stärkere Beteiligung der IG Metall und der Betriebsräte bei der Ausgestaltung der Offshore-Arbeitssicherheitskonzepte.

Einen Fortschritt gab es laut Befragung bei der Tarifbindung. In den vergangenen Monaten konnten weitere Tarifabschlüsse in der Windindustrie erzielt werden, etwa beim Windanlagenhersteller Vestas und dem Offshore-Windparkbetreiber Orsted. In den „reinen Windbetrieben“, also Unternehmen, die 100% ihres Umsatzes im Windbereich generieren, stieg die Tarifbindung unter den teilnehmenden Betrieben demzufolge von 44 auf 50%. „Wir bleiben dran und werden uns auch in der Windbranche gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen aus den Betrieben weiter für bessere Arbeitsbedingungen mit Tarif einsetzen”, so Friedrich.