Die Räumung von Munitionsaltlasten aus deutschen Gewässern nimmt Fahrt auf. Auf der Ostsee sei „Geschichte geschrieben“ worden, erklärte das Bundesumweltministerium zu den jetzt gestarteten Pilotbergungen im Rahmen des Sofortprogramms Munitionsaltlasten.

In der deutschen Nord- und Ostsee werden bis zu rund 1,6 Mio. t Altmunition vermutet. Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hat daher im Februar 2023 das Sofortprogramm Munitionsaltlasten gestartet. Es ist mit 100 Mio. € Euro ausgestattet und soll eine systematische Räumung der betroffenen Gebiete einleiten.[ds_preview]

Im Juni 2024 wurden Aufträge für Pilotprojekte an drei Standorten in der Lübecker Bucht vergeben. Dabei sollen Technologien zur Erkundung und Bergung erprobt werden. In diesem Rahmen wurden im August elektromagnetische Kartierungen durchgeführt, wie das Ministerium mitteilte. Dabei sei auch „eingesackte und teilweise von Sediment überdeckte Munition neu aufgespürt“ worden.

Munition wird geborgen

Am 13. September sei nun an der Lokation Haffkrug mit der Bergung von Altmunition begonnen worden: „Zum ersten Mal seit 1945 konnte im Meer versenkte Kriegsmunition vorbeugend geborgen werden, um Menschen und Umwelt vor schädlichen Sprengstoffverbindungen vorbeugend zu schützen.“

Konkret wurde den Angaben zufolge zuerst eine Kiste geborgen. Aus ihr wurde das erste Objekt im Rahmen des Sofortprogrammes erfasst, eine 300 Gramm schwere Sprenggranatenpatrone, einst vorgesehen für Flugabwehrkanonen. Insgesamt seien in den ersten vier Tagen knapp 50 Kisten geborgen, erfasst und zur späteren Entsorgung vorsortiert worden.

SeaTerra und Eggers starten Pilotarbeiten

Die Pilotarbeiten erledigen die Firmen SeaTerra an zwei Standorten und Eggers Kampfmittelbergung/Hansataucher an einem weiteren Standort. Eine vierte Lokation war ausgeschrieben, aber zunächst nicht vergeben worden. Die Firmen sollen zusammen rund 70 Mitarbeiter in Tag- und Nachtschicht beschäftigen. Die Lokationen seien abgesperrt und Überwachungsboote vor Ort.

Ein weiterer wichtiger Schritt des Sofortprogramms ist die Ausschreibung für die Entwicklung und den Bau einer schwimmenden Industrieanlage. Sie soll Munitionsaltlasten später sicher und umweltgerecht auf See entsorgen. Die Ausschreibung für die Entsorgungsplattform soll laut Bundesumweltministerium in dieser Woche (KW 39) erfolgen. Im Vorfeld haben Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) sowie Rheinmetall den Willen bekundet, sich an der Ausschreibung zu beteiligen. TKMS möchte mit Partnern aus dem Mittelstand zusammenarbeiten, Rheinmetall setzt auf eine Kooperation mit WilNor Governmental Services aus der norwegischen Wilhelmsen Gruppe und German Naval Yards Kiel.   (PS)