Methanol, IMO, Wista
Das IMO-Hauptquartier in London (© IMO)
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Die Weltschifffahrtsorganisation (IMO) beginnt am Montag in London mit den Verhandlungen unter anderem über eine globale CO₂-Bepreisung für die Schifffahrt. Von der Reederei-Seite gibt es Zustimmung, die Branche fordert global einheitliche Regeln statt einen regionalen Flickenteppich.

Vom 30. September bis 4. Oktober diskutieren die Vertreter der 175 IMO-Mitgliedsstaaten insbesondere über ein international einheitliches System zur CO₂-Bepreisung, das spätestens 2027 in Kraft treten soll.[ds_preview]

Ein solches System kann nach Ansicht von Reedereien wesentlich zur Erreichung der globalen Klimaziele beitragen, die darauf abzielen, den CO₂-Ausstoß der Schifffahrt bis 2050 auf null zu reduzieren.

Martin Kröger, Hauptgeschäftsführer des Verbands Deutscher Reeder (VDR), begrüßt die Verhandlungen und betont die Notwendigkeit internationaler Emissionsregeln: „Es gibt über 60.000 Handelsschiffe, die 90% des weltweiten Handels transportieren; jährlich rund 11 Milliarden Tonnen Fracht. Die Weltflotte stammt aus mehr als 150 Nationen und ist auf allen Seewegen dieser Welt unterwegs. Um den Klimaschutz effektiv zu gestalten, sind daher weltweite Emissionsvorgaben unerlässlich.“

Einheitliche Regeln für die Schifffahrt seien zudem entscheidend, um Wettbewerbsverzerrungen zu verhindern: „Ein Flickenteppich regionaler CO₂-Vorgaben ist ein Hindernis für den globalen Handel. Deshalb muss die bereits bestehende CO₂-Bepreisung der EU, aber auch die übrigen an der Entstehung befindlichen Bepreisungsmodelle für CO2-Emissionen rasch mit dem internationalen System harmonisiert werden, sobald es beschlossen ist“, so Kröger.

Der globale Reederei-Verband ICS (International Chamber of Shipping) machte im Vorfeld deutlich, dass sich Schifffahrtsindustrie „weitgehend einig“ über die Notwendigkeit sei, den Kostenunterschied zu konventionellem Kraftstoff zu verringern, um Anreize für eine schnellere Einführung von treibhausgasfreien oder „fast-treibhausgasfreien“ Kraftstoffen zu schaffen, „so dass das Erreichen von Netto-Null-Emissionen bis 2050 oder kurz davor plausibel und möglich bleibt.“

„Müssen Rolle der IMO akzeptieren“

Der kürzlich von der EU-Kommission veröffentlichte Bericht von Mario Draghi, dem ehemaligen Präsidenten der Europäischen Zentralbank, unterstreicht die Notwendigkeit sicherzustellen, dass die EU im globalen Wettbewerb keine nachteiligen Rahmenbedingungen hat. Draghi hebt die führende Rolle der europäischen Schifffahrt hervor und weist zugleich auf die Dringlichkeit hin, Europa als Standort attraktiv zu halten. Deshalb gelte es, auf regionale Sonderregelungen zu Gunsten von internationalen Maßnahmen zu verzichten oder diese umfassend zu integrieren. „Um unseren Schifffahrtsstandort Europa wettbewerbsfähig zu halten, müssen wir akzeptieren, dass die internationalen Klimaschutzvorgaben für Schiffe von der IMO festgelegt werden. Einheitliche Regeln für alle sorgen dafür, dass auch unsere Reedereien im Bereich Klimaschutz wettbewerbsfähig bleiben,” betont Kröger.

Seit diesem Jahr ist der Schiffsverkehr in der EU Teil des Emissionshandels (EU-ETS), sodass Schifffahrtsunternehmen pro ausgestoßener Tonne CO₂ einen Preis zahlen. Dieser Preis verändert sich stetig und liegt aktuell bei rund 70 €. Die Türkei und auch das Vereinigte Königreich arbeiten ebenfalls daran, ein jeweils eigenes CO₂-Bepreisungssystem für die Seeschifffahrt einzuführen. Daher ist es für die Schifffahrtsindustrie von großer Bedeutung, dass die IMO ihren Zeitplan einhält und schnell konkrete Maßnahmen für eine global einheitliche Bepreisung von CO₂ verabschiedet.

Die Verhandlungen über die CO₂-Bepreisung der IMO dürften komplex und herausfordernd werden. „Wir sind uns der Schwierigkeiten bewusst, die diese Verhandlungen mit sich bringen, sind jedoch zuversichtlich, dass eine gemeinsame Lösung gefunden wird“, betont Kröger.