Print Friendly, PDF & Email

Bei der europäischen Niederlassung der Modern American Recycling Services (MARS) im dänischen Frederikshavn ist mit der 362,8 m langen „FSPO Fluminense“ das bisher größte Schiff zur Verschrottung eingetroffen.

Bei der „Fluminense“ handelt es sich um eine schwimmende Produktions-, Lager- und Verladeeinheit aus der Offshore-Öl und Gasindustrie.[ds_preview]

Die 1975 ursprünglich als Großtanker „Sea Saint“ bei Kockums in Schweden erbaute „FPSO Fluminense“ wurde erst 2003 zu einem Produktions- und Lagertanker umgebaut und von Shell vor der Küste von Brasilien auf den Ölfeldern Bijupirá und Salema in Campos in Betrieb genommen. Sie liegen rund 250 km östlich von Rio de Janeiro in Wassertiefen von etwa 470 bis 800 m.

Mit diesem Auftrag von Shell hat sich MARS in Frederikshavn einen in der Branche viel beachteten Verwertungsauftrag geangelt. Nach Ansicht von CEO Kim Thygesen gibt es noch weitere spannende Aufträge in vielen Teilen der Welt, die man bislang noch gar nicht im Auge hatte.

Modern American Recycling Services, MARS, Dänemark, Recycling, Demolition, Verschrottung, FPSO, Fluminense
Das FPSO „Fluminense“ (© Eckardt)

Der Auftrag wurde bereits im Jahr 2023 unterzeichnet, aber erst nach Vorlage der erforderlichen Genehmigungen entsprechend der lokalen und internationalen Vorschriften konnte sich das Schiff vor rund drei Monaten auf den Weg nach Dänemark machen.

Beachtenswert ist zudem, dass Shell die schwimmende Produktionsplattform von Brasilien über den Atlantik nach Dänemark geschickt hat, sich der Hauptsitz von MARS aber in Louisiana in den USA befindet. Diese Entscheidung überrascht Kim Thygesen nicht, denn MARS in den USA verfüge über keinen geeigneten Platz für solch große Schiffe, so der CEO gegenüber lokalen Medien. Auch weltweit gebe es nur wenige zertifizierte Abbruchwerften, die Schiffe dieser Größe aufnehmen könnten.

MARS-Standort 2020 von EU zugelassen

Viele der bei den Schiffen ausgebauten Teile werden vor einer weiteren Verwertung auf der Homepage von MARS zum Ankauf angeboten. Dazu gehören Motoren, Krane, Pumpen und Rettungsboote. Selbst Waschmaschinen oder sogar eine komplette Sauna werden dort zum Ankauf angeboten.

Rund drei Jahre werden für den Auftrag von Shell Brasil Petróleo benötigt, um den alten Lagertanker fachgerecht von den rund 220 Mitarbeitern vollständig zu recyclen. Die von der Europäischen Union zugelassene „grüne“ Recyclinganlage von MARS wurde 2020 eingeweiht, um vor allem große Offshore-Anlagen aus der Gas- und Ölindustrie fachgerecht zu verwerten. Hierzu wurde eine Fläche von 300.000 m² im Hafen einschließlich 1.000 m Kajenfläche im rund 14 m tiefen neuen Hafen angemietet. Wurden in den Anfangsjahren von MARS vornehmlich Ölförderplattformen recycelt, zeichnet sich derzeit ein Trend in Richtung Verwertung von Lager- und Produktionstankern ab, liegen doch derzeit gleich drei FPSO-Schiffe zur Verwertung an der Pier des Unternehmens.

Weitere Großschiffe im Orderbuch

Neben dem 356.400-Tonner „FPSO Fluminense“ werden dort auch die „Zafiro Producer“ und die „FPSO Capixaba“ zerlegt. Diese 337 m lange schwimmende Produktionsplattform im Besitz von SBM Offshores traf im Frühjahr ebenfalls aus Brasilien kommend in Frederikshavn an. Der ehemalige, in Japan erbaute, Tanker mit dem Namen „Universe Mariner“ (IMO 7370193) wurde zwischen 2005 und 2006 auf der Keppel-Werft zum Lagertanker umgebaut.

Schon im letzten Jahr schickte der Exxon-Konzern die „Zafiro Producer“ aus Äquatorialguinea zur Verschrottung nach Frederikshavn. Exxon begründete den Weg nach Dänemark seinerzeit damit das die Werft von MARS „das Schiff sicher und umweltverträglich zerlegen und recyceln kann“. Dabei wurde die „Zafiro Producer“ im letzten Jahr von dem halbtaucherfährigen Schwerlastschiff „Boka Vanguard“ der Reederei Boskalis als Decksladung von Westafrika nach Dänemark gebracht. Die „Zafiro Producer“ wurde 1973 in Japan als Tanker „Takakurasan Maru“ (IMO-Nr.: 7311989) gebaut, ist 331,5 m lang und 56 m breit. Der Tanker wurde 1996 vor Äquatorialguinea zu einer FPSO und im Jahr 2000 zu einer FPU (floating production unit) umgebaut.   (CE)