Bereits zum sechsten Mal kam die maritime Szene zum Zero Emission Shipping Symposium in Hamburg zusammen. Dabei wurde auch der „Nationale Aktionsplan klimaneutrale Schifffahrt“ (NAPS) vorgestellt.
Kernthemen waren unter anderem umwelt- und klimafreundliche Alternativen zu herkömmlichen Schiffsantrieben und -kraftstoffen sowie Grüne Schifffahrtskorridore. Die Sprecher fanden deutliche Worte zur Zukunft der Industrie in Deutschland. [ds_preview]
Eröffnet wurde das Symposium durch die Staatssekretärin im Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV), Susanne Henckel, sowie den Koordinator der Bundesregierung für die Maritime Wirtschaft und Tourismus im Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), Dieter Janecek. Beide betonten in ihren Grußworten die Unterstützung der Bundesregierung für eine klimafreundliche Schifffahrt und diskutierten im Anschluss auf dem Panel „Gemeinsam auf dem Pfad der maritimen Energiewende“ mit Vertretern der maritimen Wirtschaft.
„Klimaneutrale Seeschifffahrt bis 2050 sukzessiv forcieren“
„Im Juli 2023 haben wir im Konsens mit den IMO-Mitgliedsstaaten auf internationaler Ebene den Beschluss gefasst, eine klimaneutrale Seeschifffahrt bis zum Jahr 2050 sukzessiv zu forcieren“, sagte BMDV-Staatssekretärin Susanne Henckel. Dafür bringe man den Nationalen Aktionsplan klimafreundliche Schifffahrt der Bundesregierung auf den Weg. Weiterhin arbeite die Regierung gemeinsam mit der Branche an Lösungen für die Herausforderungen des maritimen Sektors.
„Der Austausch von Knowhow und Erfahrung ist ganz entscheidend, um hier in den kommenden Jahren gemeinsam viel Neues auszuprobieren, zu verbessern und kontinuierlich weiterzuentwickeln.“ Es sei wichtig, gute Ideen und wichtige Projekte sichtbar zu machen, um „gemeinsam die Chancen der maritimen Energiewende für den deutschen Schifffahrtsstandort zu nutzen.“
Janecek: Klimaschutz und Industrie „Hand in Hand“
Dieter Janecek, Koordinator der Bundesregierung für die Maritime Wirtschaft und Tourismus im BMWK, nannte die Schiffbau- und Zuliefererindustrie ein „Erfolgsmodell der deutschen Wirtschaft“ und betonte, dass man in vielen Bereichen Technologieführer, mittelständisch geprägt und exportorientiert sei. Gleichzeitig appellierte er an den Zusammenhalt in der Branche: „Nur gemeinsam werden wir die ambitionierten Klimaschutzziele für die Schifffahrt auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene erreichen. Zugleich wollen wir die Innovations- und Wertschöpfungskraft der maritimen Wirtschaft ankurbeln und klar zeigen: Klimaschutz und Industrie, Transformation und Wettbewerbsfähigkeit – das geht Hand in Hand.“
„Zero Emission“ nur über mehr Biokraftstoffe möglich
Man unternehme „alle Anstrengungen, die ambitionierten Klimaziele der EU und der IMO zu erreichen“, sagte Georg Ehrmann, Geschäftsführer der Maritimen Plattform. „Gelingen kann dies aber nur, wenn in ausreichender Menge und zeitlich auch absehbar grüne Moleküle in die Tanks kommen. Beginnend mit mehr Biokraftstoffen werden dann synthetische grüne Kraftstoffe in erheblichen Mengen benötigt. Dazu braucht es starke Impulse und große Unterstützung aus der Politik. Nur, wenn durch massive Investitionen ein Markthochlauf erzeugt wird, kann die maritime Energiewende gelingen. Diesen Kraftakt wird die Industrie alleine nicht schaffen.“
Dagmar Fehler, CEO und Sprecherin der NOW GmbH, die seit 2008 die Bundesregierung in klima- und industriepolitischen Zielen unterstützt, unterstrich die Bedeutung des Nationalen Aktionsplans klimafreundliche Schifffahrt. Das Unternehmen werde „die Koordination der Stakeholder-Partizipation von maritimer Wirtschaft, Wissenschaft und Behörden von Bund und Ländern“ weiter unterstützen. Dazu trage auch das Zero Emission Shipping Symposium bei, das von NOW ausgerichtet wird.
Auf der Veranstaltung wurden Projektfortschritte zu ausgewählten Förderprojekten mit Fokus auf Klimaschutztechnologien im Bereich der alternativen Schiffsantriebe und -kraftstoffe vorgestellt. Deutlich wurde dabei die breite Palette technologischer Lösungen auf dem Weg zur emissionsfreien Schifffahrt.
Zudem wurden Projektinitiativen und Konzepte für Grüne Schifffahrtskorridore als schwimmende Reallabore auf ersten Modellrouten für eine klimaneutrale Schifffahrt präsentiert. Dabei handelt es sich um ein wesentliches Handlungsfeld im Nationalen Aktionsplan klimafreundliche Schifffahrt, der seit Mai 2024 unter Beteiligung vielfältiger maritimer Akteurinnen und Akteure erarbeitet wird und der als Fahrplan für eine klimaneutrale Schifffahrt in Deutschland dienen soll. Die Grünen Korridore beziehen sich auf internationale Modellrouten, auf denen der Einsatz klimaneutraler Technologien erstmalig erprobt wird.
Förderprogramme des Bundes für klimaneutrale Schifffahrt
Das BMDV und das BMWK unterstützen die Schifffahrt auf dem Weg hin zum Netto-Null-Emissionsziel schon heute mit verschiedenen Förderprogrammen:
- Mit den Förderprogrammen zur nachhaltigen Modernisierung von Küsten- und Binnenschiffen fördert das BMDV in beiden Schifffahrtsmärkten technologieübergreifende Investitionen in die Flottenmodernisierung, um somit einen Beitrag zur Luftreinhaltung und zum Klimaschutz zu leisten.
- Ergänzend dazu unterstützt das BMDV die Nutzung von innovativen Technologien zur umweltfreundlichen Bordstrom- und mobilen Landstromversorgung von See- und Binnenschiffen über das Förderprogramm BordstromTech.
- Über das Nationale Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NIP) unterstützt das BMDV speziell die Entwicklung und Demonstration von Brennstoffzellen – sowohl für den Einsatz in der Binnen- als auch in der Seeschifffahrt.
- Über das Maritime Forschungsprogramm des BMWK werden im Förderschwerpunkt zeroGHG – Klimaneutrales Schiff Forschung, Entwicklung und Demonstration von Klimaschutztechnologien für die Schifffahrt unterstützt.