Spotmarkt
© HANSA / Hollmann

Zu Jahresende herrscht hohe Aktivität im Shortsea-Geschäft in Nordeuropa. Die Frachten für kleinere Ladungen Bulk und Breakbulk in den Ost- und Nordseehäfen zogen diese Woche weiter an.

Der Branchendienst BMTI schätzt die durchschnittliche Frachtrate für Partien von 3.000 t ex Baltikum zu den ARAG-Häfen jetzt auf 27,75€ pro t – höher als letztes Jahr vor Weihnachten (26.92€). [ds_preview]

Vor einem Monat lag die Index-Rate für die Route noch bei 26,67 €/t. Laut dem britischen Schiffsmakler HC Shipping & Chartering hat das Frachtratenniveau in den vergangenen Wochen um rund +2% angezogen. In der Nordsee sorgte der Sturm „Darragh“ ausgehend von den Britischen Inseln für Unterbrechungen und Verspätungen im Schiffsbetrieb. Um ihre Verladetermine bis Weihnachten einhalten zu können, suchten diverse Charterer nach Ersatztonnage, was entsprechenden Aufwärtsdruck bei den Raten erzeugte, wie berichtet wird.

Charternachfrage in der Ostsee steigt

In den Ostseehäfen habe die Charternachfrage ebenfalls deutlich zugenommen mit einem breiten Spektrum an neuen Ladungen, berichtet BMTI. „Agrarprodukte, Mineralien und Baumaterial ergänzen die seit längerem starke Nachfrage aus dem Stahlbereich“, heißt es. Gleichzeitig werde das Angebot an Schiffen am Markt allmählich durch einsetzende Eisbildung in der nördlichen Ostsee begrenzt.

Noch immer gebe es zahlreiche offene Anfragen von Ladungskunden am Kontinent, so dass die Aussichten für nächste Woche ebenfalls positiv seien, berichten andere Marktteilnehmer. Demzufolge ist das Risiko, dass einzelne Shortsea-Schiffe keine Beschäftigung zur Überbrückung der anstehenden Feiertage finden, gesunken. Dass der eine oder andere Frachter leer ausgeht und erst im neuen Jahr den nächsten Auftrag bekommt, dürfte sich aber wohl nicht vermeiden lassen.

Grundsätzlich ist der Shortsea-Markt weiter von einem starken Nord-Süd-Gefälle geprägt. Während die Verdienstmöglichkeiten in Nord- und Ostsee relativ gut sind, stehen die Frachtraten im Mittelmeer und vor allem im Schwarzen Meer unter hohem Druck. Fast überall fehlt es an Ladungen, die reellen Erträge in der Spot-Befrachtung sollen so niedrig sein wie seit Jahren nicht mehr.

Baltic Dry Index sinkt weiter

In den weltweiten Dry-Bulk-Verkehren kannte der Markt diese Woche nur eine Richtung: abwärts. Der Baltic Dry Index sackte bis gestern erneut um -10% gegenüber der Vorwoche auf nur noch 1055 Punkte ab, den niedrigsten Stand seit rund anderthalb Jahren. Die Durchschnittsrate der Capesize-Bulker im Zeitcharter-Trip-Business fiel um -18% auf knapp 10.400 $/Tag. Vor allem im Pazifik hat der Druck auf die Raten zugenommen, nachdem weniger Großbulker die Region in Ballast Richtung Südatlantik verlassen haben. Zugleich sei die Charternachfrage für Eisenerz ex Westaustralien diese Woche ins Stocken geraten.

Für die übrigen Bulkertypen ging es mit dem Ratenniveau leicht um -2 bis -4% nach unten. Die Panamaxe verschlechterten sich auf knapp 9.200 $/Tag, Ultramaxe und Handies auf 12.142 und 11.260 $/Tag. Für die kleineren Frachter habe der Ladungszustrom in allen Regionen des Atlantiks merklich nachgelassen, berichten Makler.

Am Chartermarkt für Rohöltanker war die Ratentendenz ebenfalls durch die Bank weg abwärtsgerichtet, nachdem in der Vorwoche zumindest die Aframaxe noch kräftige Steigerungen erzielen konnten. Die Stimmung im VLCC-Segment erhielt bereits Ende vergangener Woche einen Dämpfer, als die OPEC-Staaten sich auf eine weitere Verzögerung ihrer Produktionserhöhungen einigten. Diese Woche fielen die durchschnittlichen Spoteinnahmen der VLCC bei erhöhtem Druck auf die Raten im Persischen Golf um -16% auf 23.600 $/Tag. Für die Suezmaxe und die Aframaxe ging es mit den Spoterträgen gleichermaßen um rund -3 bis -4% runter, auf knapp 35.000 und 36.000 $/Tag. (mph)