Habeck, FSG, Nobiskrug
Der FSG-Betriebsratsvorsitzende Jan Brandt (l.) begrũßte Bundeswirtschaftsminister und Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck zusammen mit den vorläufigen Insolvenzverwaltern Christoph Morgen und Hendrik Gittermann (Mitte) sowie Michael Schmidt, IG-Metall Flensburg (r.) (© Marianne Lins/ FSG-Nobiskrug)

Nach dem kurzen Aufatmen bei der FSG und bei Nobiskrug läuft aktuell die Suche nach einem neuen Investor auf Hochtouren. Davon hängt die Zukunft der Werften in Flensburg und Rendsburg ab.

Die Finanzierung der insolventen Werftstandorte ist vorerst über das Insolvenzgeld und einen durch die Bürgschaftsbank des Landes Schleswig-Holstein abgesicherten Massekredit bis zum 31. Januar 2025 gesichert.[ds_preview]

„Die weitere Zukunft ist jedoch von der erfolgreichen Suche nach Investoren abhängig. Diese müssten die Standorte mit der Fertigstellung vorhandener und neuer Aufträge wiederbeleben“, heißt es in einer Mitteilung des vorläufigen Insolvenzverwalters.

Nobiskrug, FSG
FSG-Nobiskrug (© Anna Wroblewski)

Trotz der schwierigen Ausgangslage hätten innerhalb der ersten zehn Tage nach Anordnung des Insolvenzeröffnungsverfahrens am 12. Dezember schon mehrere interessierte Investoren die Werftenstandorte Rendsburg und Flensburg besichtigt, hieß es bei einem Besuch von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck vor Ort. Dies zeige „die hohe strategische Bedeutung von Werften für die Verteidigung und die Energiewende“.

Der Grünen-Kanzlerkandidat betonte die herausragende Bedeutung der Schiffbauindustrie für Deutschland und insbesondere für den Norden. Er versicherte, sich persönlich für den Erhalt der Standorte einzusetzen.

© FSG
© FSG

Dafür drängt die Zeit, da die Werften nur bis Ende Januar 2025 finanziert sind. Die vorläufigen Insolvenzverwalter haben unmittelbar mit der Investorensuche begonnen. „Wir haben bereits erste Gespräche mit potenziellen Investoren geführt. Diese machen eine positive Investitionsentscheidung von der künftigen Auslastung der Standorte abhängig“, sagte Christoph Morgen (Kanzlei Brinkmann & Partner), vorläufiger Insolvenzverwalter der FSG-Nobiskrug Holding GmbH und der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft mbH. „Dafür sind neben Aufträgen für Superyachten und der Fertigstellung der RoRo-Fähre in Flensburg insbesondere die Aussicht auf künftige Aufträge für die Marine und die Offshore-Windindustrie von erheblicher Bedeutung. Die potenziellen Investoren hoffen insoweit auf Planungssicherheit durch Zusagen der Politik“, so Morgen weiter.

„Großes Interesse“ für Standort Rendsburg

Für den Standort Rendsburg gibt es bereits großes Interesse, insbesondere für den Bau von Superyachten. „Diese hohe Nachfrage in der frühen Phase der Investorensuche stimmt mich zuversichtlich, dass wir trotz des extrem engen Zeitplans eine tragfähige Lösung finden werden“, sagte Hendrik Gittermann (Kanzlei Reimer), vorläufiger Insolvenzverwalter der Nobiskrug Yachts GmbH und der FSG Nobiskrug Design GmbH. „Insbesondere die vielen Anfragen aus dem Ausland haben mich positiv überrascht. Sie zeigen, dass die Qualität der von Nobiskrug gebauten Superyachten nach wie vor weltweit einen hervorragenden Ruf genießt“, so Gittermann.

FSG Windhorst
Lars Windhorst, Gesellschafter der FSG-Nobiskrug (M.), mit Robert Fischer von Mollard (r.),
neuer Geschäftsführer der beiden Unternehmen, und Michel Bollmann (l.), neuer
Technischer Leiter

Ziel des Investorenprozesses ist die Übergabe der Standorte zum 1. Februar 2025. Dafür haben die vorläufigen Insolvenzverwalter das M&A-Beratungsunternehmen PwC ins Boot geholt.

Die FSG besteht seit 1872 und hat mehr als 750 Schiffe gebaut, darunter komplexe Projekte wie RoRo-Fähren und Marineschiffe. Die Werft Nobiskrug baut seit über 120 Jahren Schiffe, zuletzt  Superyachten. Zu den bekanntesten Projekten gehören die „Sailing Yacht A“ und die umweltfreundliche Hybrid-Superyacht „Artefact“, die mehrfach ausgezeichnet wurde. Der Einstieg des umstrittenen Investors Lars Windhorst hatte allerdings nicht zu der erhofften langfristigen Stabilisierung geführt.

Betroffen von der Insolvenz sind vier Gesellschaften – die FSG-Nobiskrug Holding GmbH, die Flensburger Schiffbau-Gesellschaft mbH, die Nobiskrug Yachts GmbH und die FSG Nobiskrug Design GmbH mit den Werftstandorten Flensburg und Rendsburg. Pikantes Detail: Der Antrag kam nach Angaben der Insolvenzverwalter nicht von Windhorst, sondern von den Sozialversicherungsträgern. Der bisherige Eigner erklärte, er wolle die Werften erhalten und sanieren. Windhorst könne aber nicht mehr eigenständig Entscheidungen treffen, stellten die Insolvenzverwalter klar. In den ersten Tagen nach der Insolvenz hatte Christoph Morgen die ersten Erkenntnisse vor Ort noch als „erschreckend“ bewertet. Er sprach von einer „Verantwortungslosigkeit der Geschäftsführung“. Löhne und Gehälter seien nicht pünktlich gezahlt, Sozialversicherungsabgaben nicht abgeführt, Jahresabschlüsse seit über zwei Jahren nicht erstellt worden, sagte er nach einer Betriebsversammlung. Mehr als 150 Zwangsvollstreckungsaufträge häuften sich in den Büros, so Morgen.

Der FSG-Betriebsratschef Jan Brandt sagte: „Lügen, Lügen, Lügen haben wir von Lars Windhorst zu hören bekommen.“ Michael Schmidt, Geschäftsführer der IG Metall in Flensburg, sprach vom „Tag der Befreiung“.Parallel sondieren die beiden Insolvenzverwalter daher Optionen für eine Sanierung der Werften. Es gebe Interessenten, heißt es.