Peking, Hafenmuseum
Die "Peking" soll Teil des Hafenmuseums sein (© HHM)

In die Diskussion um das geplante Deutsche Hafenmuseum in Hamburg schaltet sich jetzt auch der Bund der Steuerzahler ein und kritisiert das Vorhaben massiv.

Mit den Worten „Steuerzahlergeld darf nicht in eine Förderruine fließen!“, fordert der Bund der Steuerzahler Hamburg heute den Stopp des Projekts, zu dem morgen eine Abstimmung in der Bürgerschaft angesetzt ist.[ds_preview]

Sascha Mummenhoff, Landesvorsitzender des Bundes der Steuerzahler Hamburg sagt: „Das Projekt droht, eine der teuersten Fehlplanungen Hamburgs zu werden. Fast 500 Millionen Euro Steuergelder, unrealistische Besucherprognosen und eine mangelhafte Planung sprechen eine deutliche Sprache. Wir fordern den sofortigen Stopp des Projekts, bevor weitere Gelder verschwendet werden. Aktuell ist das Deutsche Hafenmuseum auf dem besten Weg, ein Fall für das nächste Schwarzbuch zu werden.“

Ursprünglich mit 185,5 Millionen Euro budgetiert, könnten die Kosten laut Bundesrechnungshof auf fast 500 Millionen Euro steigen. „Neun Jahre nach Projektbeginn fehlen immer noch belastbare Planungsgrundlagen und gesicherte Genehmigungen“, heißt es in dem Statement weiter. Zusätzlich treiben laut Bundesrechnungshof umfangreiche Schutzmaßnahmen für das Hafenmuseum wegen seiner Nähe zu Störfallbetrieben die Kosten weiter in die Höhe.

Unrealistische Prognosen?

„Die Stiftung Historische Museen Hamburg rechnet mit 450.000 Besuchern pro Jahr. Doch das bestehende Hafenmuseum im Schuppen 50A zieht nur etwa 32.000 Besucher an“, schreibt der Steuerzahlerbund. Zum Vergleich: Das Internationale Maritime Museum Hamburg erreichte in Spitzenzeiten nach intensiver Werbung lediglich 150.000 Besucher pro Jahr. Diese Diskrepanz zeige, dass die Prognosen für das neue Museum völlig unrealistisch sind.

Zusätzlich besuchen viele Touristen in Hamburg durchschnittlich nur zwei bis drei Museen pro Aufenthalt. Die starke Konkurrenz durch bestehende maritime Ausstellungen dürfte die Attraktivität des neuen Projekts weiter schädigen.

„Fehlende Abstimmung und mangelnde Kooperation“

Peter Tamm, Vorstand des Internationalen Maritimen Museums, kritisiert, dass es keine Abstimmungsgespräche zwischen der Stadt Hamburg und seinem Haus gegeben hat. Sascha Mummenhoff dazu: „Es ist unhanseatisch, die Erfahrungswerte eines der erfolgreichsten maritimen Museen der Welt zu ignorieren. Diese Ignoranz gefährdet nicht nur das Projekt, sondern auch die gesamte Museumslandschaft Hamburgs.“

„Seit November 2022 ist ein Direktor für das geplante Hafenmuseum beschäftigt, dessen Vergütung seit seiner Einstellung etwa 230.000 € betragen dürfte. Die Vergütung „orientiert sich an E15Ü““, schreibt der Verein weiter. Auf Nachfrage habe die zuständige Behörde die Gehaltschätzung einschließlich Lohnnebenkosten mit den Worten kommentiert, es „ist eine realistische Nährung“.

Darüber hinaus zähle die Organisationseinheit des Museums (Stand November 2024) 16 Beschäftigte (ohne Gründungsdirektor) und verursacht Personalkosten von etwa 1 Million Euro pro Jahr. In 2024 (bis inklusive November) betrugen die Kosten 995.000 Euro (ohne Gründungsdirektor).

Mummenhoff fragt: „Was haben die Steuerzahler für diese hohen Kosten bisher erhalten? Noch ist kein Museum eröffnet, doch die Ausgaben laufen bereits jetzt aus dem Ruder. Wie werden sich diese Kosten erst entwickeln, sollte das Projekt jemals realisiert werden?“

Dazu wird auf den Bericht des Bundesrechnungshofs verwiesen: Im Oktober 2022 reichte die Maritime Stiftung Hamburg eine “formlose Anfrage” bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien ein. Bei der formlosen Anfrage der Stiftung fehlten ein Nutzungskonzept, ein Raumprogramm und Angaben zum Flächenbedarf sowie zu den Ausbaustandards. Auch mögliche Standortrisiken waren nicht benannt. Die BKM bat die Stiftung im November 2022 um Überarbeitung. „Eine nachgebesserte formlose Anfrage legte die Stiftung bisher offenbar nicht vor (Stand 26. August 2024)“.

Der Bund der Steuerzahler Hamburg fordert, die verbleibenden Mittel gezielter einzusetzen: zur Stärkung bestehender maritimer Museen und Sammlungen in Hamburg und zur Förderung historischer Schiffe, die bereits privat betrieben werden und keine dauerhafte öffentliche Finanzierung benötigen.

Als Fazit wird gefordert, dass die Notbremse gezogen wird. Mummenhoff sagt: „Wir sprechen uns klar gegen diese Verschwendung von Steuergeldern aus. Ein Projekt mit derart vielen ungelösten Problemen darf nicht weiterverfolgt werden. Das Deutsche Hafenmuseum darf kein Milliardengrab werden. Die bisherigen Investitionen in die Restaurierung der „Peking“ sind nicht verloren – das Schiff kann als eigenständiges Exponat genutzt werden. Der Bund und der Senat müssen jetzt handeln, um langfristige Schäden für Haushalt und Kulturlandschaft zu vermeiden.“

Die Peter Tamm Sen. Stiftung bestreitet den Betrieb des Internationalen Maritimen Museums Hamburg bereits seit 2008 ohne regelmäßige Zuwendungen der Freien und Hansestadt Hamburg. Mit den inzwischen erreichten 150.000 Besuchern und dem Engagement vieler Förderer und Ehrenamtlicher ist dies laut de Stiftung kostendeckend möglich. „Die vom Bund der Steuerzahler veröffentlichten Zahlen erschüttern uns und sind gleichzeitig ein Affront gegenüber den vielen privaten und hochengagierten Initiativen und Institutionen, die sich um das Maritime Erbe in Hamburg kümmern“, so die Stiftung zur aktuellen Situation.