„Auf dem Markt für Car Carrier brüllen langsam die Bären“ – trotz eines Cocktails aus Zöllen und steigendem Angebot deutet zwar einiges auf ein volatiles Jahr 2025 hin. Einen Einbruch erwartet die Analyse-Plattform Veson Nautical aber nicht.

Schon seit längerem ist der Markt der Carrier von relativ ausgeprägtem Optimismus geprägt, viele Neubauten wurden bestellt, um die erwartete Nachfrage in Zukunft abdecken zu können und die weltweite Flotte zu modernisieren.[ds_preview]

Mittlerweile gibt es aber Entwicklungen, die bei dem einen oder anderen erste Sorgenfalten entstehen lassen. Nachdem die Europäische Union (EU) angekündigt hatte, die Einfuhrzölle für in China hergestellte Elektrofahrzeuge (EVs) auf bis zu 45,3% zu erhöhen, machte sich im Juni eine eher pessimistische Stimmung auf dem Markt für Car Carrier breit. Die EU-Zölle, die im November für einen Zeitraum von fünf Jahren in Kraft traten und im Anschluss an eine Untersuchung staatlicher chinesischer Subventionen für einheimische Automobilhersteller erhöht wurden, belasten das Vertrauen, was den Betreibern von Autotransportern erheblichen Gegenwind beschert hat, heißt es in einem aktuellen Report der Plattform Veson (zu dem auch der Branchendienst VesselsValue gehört).

Der Aktienkurs des Car Carrier-Reeders Wallenius Wilhelmsen brach Ende Oktober nach der Veröffentlichung der Ergebnisse für das dritte Quartal ein und fiel innerhalb von zwei Wochen um knapp 20%, bevor er sich teilweise wieder erholte, nachdem Aktienanalysten auf schwächere Prognosen für den weltweiten Automobilabsatz hingewiesen hatten. Der aktualisierte Ausblick von Wallenius Wilhelmsen von gestern deutet auf ein weiteres solides Jahr 2025 hin, basierend auf einem bereinigten EBITDA-Wachstum von 7-12% im Jahresvergleich.

Aber: „Die Bären fangen an zu brüllen, aber wir sind der Meinung, dass die Nachfrage nach Tiefsee-Roll-on/Roll-off-Transporten (RoRo) aus China groß genug ist, um davon auszugehen, dass die Raten und Vermögenswerte in diesem Sektor kurz- und mittelfristig nicht abstürzen werden“, sagt Veson-Analyst Andrea De Luca im neuen Report.

Autos aus Containern zurück auf Car Carrier?

Brunswick, Georgia, Car Carrier, Wallenius, Terminal, Wilhelmsen
Wallenius Wilhelmsen hat eine Konzession für mindestens 20 Jahre in Brunswick unterzeichnet (© Wallenius Wilhelmsen)

VesselsValue hat außerdem rund 1 Million „Autos in Containern“ aus China ermittelt, die 2025/26 wahrscheinlich wieder auf RoRo-Verkehre umsteigen werden, was der Nachfrage nach Autotransportern einen Auftrieb geben werde.

Die Frachtraten für leichte Fahrzeuge von China nach Europa haben jedoch begonnen, sich abzuschwächen, da Chinas Exportvolumen langsamere Wachstumsraten erwarten lässt und große Neubauten in größerer Zahl abgeliefert werden.

Dazu gehören die „Hoegh Aurora“, ein Pkw- und Lkw-Transporter (PCTC) mit 9.100 Pkw-Äquivalenten (CEU), der im August von China Merchant Heavy Industries an das norwegische Unternehmen Höegh Autoliners ausgeliefert wurde, sowie die Armada von 30 PCTC der China COSCO Shipping Corporation (COSCO), die bis 2026 ausgeliefert werden sollen.

Bei Veson bleibt man aber bei der Einschätzung für Car Carrier: „Obwohl der wirtschaftliche Gegenwind stärker zu sein scheint als der Rückenwind, erwarten wir nicht, dass die Charterraten aufgrund der stabilen Nachfrageaussichten aus Asien, die von China angetrieben wird, wieder auf langfristige Durchschnittswerte zurückfallen.“

China braucht Europa mehr als die USA

Chinas Automarkt übertrifft den von Japan und Südkorea mit rund 26 Millionen verkauften Autos pro Jahr, was bedeutet, dass fast jedes dritte weltweit verkaufte Auto in China hergestellt wird. Daher ist das Potenzial für China, weiter zu exportieren, enorm.

Car Carrier
Car CArrier sind ein wichtiger Faktor in Bremerhaven (Foto: BLG)

Bei Veson schätzt man jedoch, dass die von der EU beschlossenen Zollerhöhungen, China etwa 10% der weltweiten Nachfrage entziehen könnten, die nicht ohne weiteres anderweitig ersetzt werden können, was einem Rückgang der weltweiten Nachfrage um etwa 2% entspricht. „Und wenn die EU bis 2030 eine Senkung der CO2-Emissionen um 55% und bis 2035 eine Senkung der CO2-Emissionen auf Null erreichen will, muss sie mit China zusammenarbeiten, weshalb sehr bald eine Lösung gefunden werden muss. Das Gleiche gilt für die USA, wo die Zölle für Elektrofahrzeuge bereits bei 100% liegen und unter der Regierung von Präsident Trump noch weiter steigen könnten.“

Car-Carrier-Flotte wächst um 11%

Dies alles führt zu einem unbeständigen Jahr 2025 für den Car Carrier-Markt. Das Verhältnis von 39 % zwischen Auftragsbestand und aktueller Flotte wird im Jahr 2025 zu einem Anstieg des Nettoangebots um satte 11 % führen, was tiefgreifende Auswirkungen haben könnte.

Darüber hinaus könnte eine früher als erwartete Lösung der Krise im Roten Meer diese Zahl um weitere 6% auf 17% ansteigen lassen, da nach einer anfänglichen Phase der Überlastung kürzere und häufigere Transitfahrten in den Suez zurückkehren.

„Obwohl dieses Szenario unwahrscheinlich ist, könnte es den Markt für Car Carrier in den Bereich des Überangebots kippen und einen perfekten Sturm auf die Raten und den Wert der Vermögenswerte auslösen, der eine große Abwrackungsrunde auslösen würde.“