Die Tramp-Reeder in der Containerschifffahrt können mit dem Jahresauftakt zufrieden sein. Die Verfügbarkeit am Chartermarkt ist winzig, der Ratentrend weiter aufwärtsgerichtet.
Obwohl das Risiko einer kurzfristigen Verschärfung der Kapazitätslage in der Containerschifffahrt mit der Tarifeinigung für die Häfen der US-Atlantikküste diese Woche gesunken ist, bleibt die Marktlage unübersichtlich.[ds_preview]
Fest steht, dass das Angebot an Schiffen am Chartermarkt immer noch extrem knapp ist – und es auf absehbare Zeit auch dabei bleiben wird. So ist es nicht überraschend, dass sich der Aufwärtstrend bei den Zeitcharterraten für Containerschiffe zu Jahresanfang fortgesetzt hat. Der New ConTex der Vereinigung Hamburger und Bremer Schiffsmakler kletterte seit dem 19.12. um 24 auf 1422 Punkte und liegt damit nun knapp 2% höher als vor einem Monat. Merkliche Steigerungen verzeichnen aktuell die kleineren und mittleren Größenklassen von 1.700 bis 2.800 TEU – wohl auch deshalb, weil in diesen Segmenten noch am ehesten Tonnage zu finden ist. In den oberen Klassen wird die Aktivität durch den Mangel an Kandidaten gebremst.
Im 2.700er Segment zahlt Maersk-Berichten zufolge einen satten Aufschlag für eine kurzfristige Beschäftigung. Die 2008 gebaute „Wan Hai 309“ (2.741 TEU, gearless) soll von den Dänen 45.000 $/Tag für eine Mindestdauer von vier Monaten in Fernost bekommen. Zwölfmonatige Perioden für den Typ werden laut Index mit gut 34.000 $/Tag bewertet. Für die ähnlich große, aber modernere „Irenes Wisdom“ (2.782 TEU, Baujahr 2023) habe Hapag-Lloyd bereits jetzt eine Weiterbeschäftigung für drei Jahre zu 32.000 $/Tag ab Juli vereinbart, ist zu hören.
„Schwarz“ gelistete Cosco am Spotmarkt aktiv
Sehr aktiv am Spotmarkt unterwegs ist derzeit die chinesische Linie Cosco, die gerade von den USA auf die Militärliste gesetzt wurde. Der Konzern nahm Maklern zufolge die 2007 gebaute „Hansa Osterburg“ (1.738 TEU, geared) zu 19.500 $/Tag für bis zu 24 Monate aus dem Markt. Für die 2019 gebaute „Skywind“ (1.809 TEU, gearless) zahlen die Chinesen sogar 21.000 $/Tag für bis zu 20 Monate, wie in Maklerberichten zu lesen ist. Im kleineren Feeder-Segment sollen die Eigner der „Contship Don“ (1.098 TEU, gearless, Baujahr 2006) 15.000 $/Tag für 14 bis 16 Monate bei Cosco im Karibik-Trade erzielt haben – ein Aufschlag von 10 bis 15% gegenüber dem Ratenniveau in Fernost.
Angesichts des Mangels an Schiffen mit Zellgerüsten taucht auch wieder der eine oder andere MPP-Frachter im Containermarkt auf. So hat die arabische Line Aladin Express Maklern zufolge das 2003 gebaute General Cargo Ship „Lila Mombasa“ (1.809 TEU, 30.530 tdw) für rund ein halbes Jahr zu 20.000 $/Tag auf Charter genommen.
Nur wenig verfügbare Schiffe im Postpanamax-Segment
In den Postpanamax-Klassen schätzt die Hamburger Reederei Peter Döhle die Verfügbarkeit an Charterschiffen dieses Jahr deutlich geringer als im Durchschnitt der vergangenen Jahre ein. Im Segment zwischen 5.501 und 6.999 TEU sei bestenfalls mit 18 Schiffen zu rechnen, zwischen 7.000 und 9.999 TEU mit höchstens 22. Sollten die aktuellen Charterer der Schiffe ihre Laufzeiten voll ausreizen, würde sich die Rücklieferung bei einem Teil davon sogar ins nächste Jahr verschieben, schreibt Döhle in seinem aktuellen Maritime-Overview-Report. Damit stünden die Chancen gut, dass die Raten vor allem für große moderne Schiffe weiter anziehen.
Eine Korrektur fand diese Woche bei den Frachtraten statt, nachdem die Gefahr eines weiteren Streiks in den Häfen der Ost- und Golfküste nun gebannt ist. Der Shanghai Index SCFI fiel heute um mehr als 8% auf 2290 Punkte. Vor allem auf der Rennstrecke von Fernost nach Nordeuropa kommt der Markt jetzt ins Rutschen, da die Ladungsmengen im Vorfeld des chinesischen Neujahresfestes offenbar nicht den Erwartungen entsprechen. Die SCFI-Rate für den Trade rauschte um 14% auf 2.440 $/TEU nach unten. Laut World Container Index von Drewry sank die durchschnittliche Spotrate für die Relation Shanghai/Rotterdam von 4.774 auf 4.375 $/FEU.
Dry-Bulk im Sinkflug
In der weltweiten Dry-Bulk-Schifffahrt kannten die Raten in der vergangenen Woche nur eine Richtung: abwärts. Anfängliche Zugewinne im Capesize-Spotgeschäft waren nur von kurzer Dauer. Seit dem 02. Januar fiel der Baltic Dry Index um 60 Punkte von 1029 auf 969 (Stand: gestern, 09.01.). In allen Größenklassen lastet nach den Feiertagen ein erhöhtes Tonnageangebot auf dem Markt. Auch in Regionen, in denen die Aktivität etwas besser war (z.B. US-Golf für Supramaxe) war für die Reeder folglich kein Blumentopf zu gewinnen.
Die Durchschnittsrate der Capesize-Bulker rutschte auf Wochensicht um 8% auf 9.653 $/Tag. Der Panamax-Typ konnte sich mit 8.931 $/Tag noch nahezu auf Niveau der Vorwoche behaupten. Supramaxe und Handies verzeichneten Rückgänge von 7 bis 8% auf rund 10.500 und 9.300 $/Tag. Im europäischen Shortsea-Trade gerieten die Raten der Mini-Bulker ebenfalls unter Druck. Der Branchendienst BMTI senkte seinen European Short Sea Index um 1,3% auf 26,19 Punkte.
Geteilt präsentiert sich derweil der Tanker-Chartermarkt. Die VLCC verzeichneten im Laufe der Woche eine anziehende Nachfrage, die gepaart mit Gerüchten über mögliche Anlaufverbote für Tanker der Schattenflotte in China die Frachtabschlüsse nach oben trieb. Die durchschnittlichen Spoteinnahmen der VLCC kletterten laut Clarksons um 13% auf 28.000 $/Tag. Unter den mittleren und kleineren Tanker-Typen war die Konkurrenz angesichts großer Verfügbarkeit zu intensiv, um die Raten zu stützen. Suezmaxe und Aframaxe verzeichneten Einbußen von 14% und 11% auf je rund 24.100 $/Tag. (mph)