Für Panamaxe, Supras und Handies gab der Spotmarkt diese Woche um -8% bis -10% nach.
Besonders in Europa haben die kleineren Frachter mit Kränen jetzt schwer zu kämpfen. [ds_preview]
Bereits vor Chinesisch Neujahr stehen die Fracht- und Charterraten in der Dry-Bulk-Schifffahrt unter massivem Druck. Für Panamaxe und kleinere Schiffstypen mit eigenen Kränen wird es jetzt sehr schwierig, die Betriebskosten zu decken. Die großen Capes halten sich nach einer kurzen Rallye Ende vergangener Woche noch knapp über Wasser.
Seit Dienstag befinden sich die Raten der Großbulker aber ebenfalls auf dem Rückzug. Von 13.400 $/Tag zu Wochenanfang ging es bis Donnerstag wieder auf 12.300 $/Tag runter. Maklern zufolge ließ die Aktivität für Eisenerzverladungen an der Westküste Australiens im Laufe der Woche deutlich nach. Stärker war die Nachfrage in Brasilien, vor allem für nahe Verschiffungstermine. Einige wenige Schiffe konnten Berichten zufolge vergleichsweise hohe Raten von 18 bis 19 $/t für Eisenerzverladungen Ende Januar oder Anfang Februar nach China schließen. Für spätere Termine Mitte Februar stand hingegen eine 17 vor dem Komma, da saisonal bedingt mit einer kontinuierlichen Zunahme von Ballastern zu rechnen ist.
Überangebot auf dem Spotmarkt
Die mittleren und kleineren Bulkertypen vom Panamax bis zum Handy boten in Bezug auf die Ratenentwicklung am Spotmarkt ein sehr ähnliches Bild mit einem Rückgang der Baltic Index-Raten zwischen rund -8% und -10%. In den meisten Regionen lastet inzwischen ein hohes Überangebot an Spot-Schiffen auf dem Markt. Während die einen Reeder angesichts der erbärmlichen Marktraten zögern, ringen sich andere zu Charterabschlüssen unterhalb der Betriebskosten durch, um zumindest die Verluste im Schiffsbetrieb zu begrenzen.
Für den Panamax-Bulker gemäß Index (82.500 tdw) fiel die Durchschnittsrate im Zeitcharter-Trip-Business um fast -10% auf 8.060 $/Tag. Rundreisen ex Südostasien via Ostküste Südamerikas oder ex Fernost via Australien wurden teils zu 8.500 $/Tag berichtet. Wie tief der Markt noch fällt und wie schnell er sich nach Chinesisch Neujahr erholen wird, wird von den Reedern offenbar sehr unterschiedlich beurteilt. Einige flüchten sich bereits in Periodenabschlüsse zu Raten, die deutlich unter den Durchschnittswerten des Vorjahres liegen. Kurze Laufzeiten von vier bis sechs Monaten sollen zu 12.350 $/Tag, Perioden von einem Jahr zu 13.000 $/Tag vereinbart worden sein.
Im Supramax-Segment fiel das Niveau laut Baltic Index für den 63.000-Tonner Ultra um -8% auf 9.663 $/Tag. Der 38.000-Tonner Handy büßte auf Trip-Basis -10% auf 8.347 $/Tag ein. Relativ aktiv seien noch die Befrachter im US-Golf und in Teilen Fernosts gewesen, wobei es angesichts der hohen Tonnageverfügbarkeit auch dort nicht ausreichte, um die Raten zu stabilisieren.
Besonders angespannt ist die Lage für die kleineren Frachter mit eigenen Kränen am Kontinent und im Mittelmeer mit vermehrten Abschlüssen für Handies zu 4.000 bis 5.000 $/Tag. Maklern zufolge konnte der Operator Lauritzen sich die 2013 gebaute „CS Jaden“ (38.101 tdw) zu 5.000 $/Tag für einen Trip ab Dünkirchen zur US-Ostküste sichern. Cobelfret nahm laut Berichten die 2012 gebaute „Mother M“ (34.737 tdw) für eine Verschiffung von Zementklinker von der Türkei zum Kontinent zu 4.500 $/Tag aus dem Markt.
Chinas Bulker-Konjunktur zieht stark an
Für Erleichterung dürften die jüngsten Konjunkturdaten aus China in der Bulk-Schifffahrt sorgen. Mit +5,4% übertraf das BIP-Wachstum im vierten Quartal die Erwartungen bei weitem. Wie der Schiffsmakler Braemar auf Basis aktueller Zolldaten berichtet, erreichten die chinesischen Importe von Eisenerz, Kohle und Sojabohnen neue Rekordwerte. Sollte Beijing es gelingen, den wirtschaftlichen Schwung mit seinen fiskalischen Maßnahmen aufrechtzuerhalten, kann sich die Schifffahrt freuen.
Allerdings lassen sich die Zahlen auch anders interpretieren: Wenn die Entwicklung in China doch so gut war, warum war 2024 dann nur ein eher mittelmäßiges Jahr für die Bulker-Raten?
US-Sanktionen beflügeln Tankermarkt
Für die Tanker war es hingegen eine spektakuläre Woche. Die neuen Sanktionen der USA gegen die russische Tankerflotte schüren Sogen um die Verfügbarkeit von Tonnage im gesamten Markt. Ebenso haben die Strafmaßnahmen gegen die russischen Ölkonzerne Gazprom Neft und Surgutneftegas die Notierungen am Ölmarkt wieder in die Höhe getrieben. Die VLCC profitierten darüber hinaus von einer Belebung der Tonnagenachfrage im US-Golf und verzeichneten auf Wochensicht eine Verdoppelung ihrer durchschnittlichen Spoteinnahmen auf gut 60.000 $/Tag, wie Clarksons berichtet. Die Suezmaxe steigerten sich um 20% auf knapp 41.000 $/Tag. Nur im Aframax-Segment lastete weiterhin zu viel Spot-Tonnage auf den Märkten, das Ertragslevel gab um 25% auf 25.700 $/Tag nach.
Containermärkte kommen zur Ruhe
In der Containerschifffahrt scheinen sich die Märkte weiter zu beruhigen. Auf den Hauptrouten aus Fernost nach Nordamerika und nach Europa soll die Kapazitätslage bereits vor Chinesisch Neujahr begonnen haben sich zu entspannen, wie zu hören ist. Außerdem weckt das Waffenstillstandsabkommen zwischen Israel und der Hamas bereits Fantasien über eine Rückkehr der Linienschifffahrt ins Rote Meer, sollten die Huthi-Rebellen nun auch ihre Attacken auf die Handelsschifffahrt beenden. Sollten die langen Umwege um das Kap der Guten Hoffnung wegfallen – die nach Einschätzung von Analysten die Transportnachfrage (Meilenbasis) um gut 12% in die Höhe getrieben haben – würden sich Unterkapazitäten schnell in die Überkapazitäten verwandeln. Die Spot-Indices für den Frachtenmarkt rutschten diese Woche weiter ab. Der Shanghai Index sank um -7%. (mph)