Mit einer Gesamtkapazität von über 8 Mio. TEU haben die Auftragsbücher für Containerschiffe einen neuen Höchststand erreicht.
Der bisherige Rekord lag bei 7,8 Mio. TEU im letzten Jahr. Ein Segment sticht bei den Ordern besonders hervor. [ds_preview]
Obwohl die Ablieferungen ebenfalls ein neues Rekordhoch erreichten (2,9 Mio. TEU), nahm der Auftragsbestand mit neuen 4,4 Mio. TEU weiter zu.
„Mit einem Anteil von 92 % an der Auftragsbuchkapazität dominieren Schiffe mit 8k TEU oder mehr das Auftragsbuch“, sagte Niels Rasmussen, Chief Analyst der Schifffahrtsorganisation Bimco. „Das größte Segment, 12-17k TEU, macht 46% des Auftragsbestandes aus.“
Volle Auftragsbücher – besonders in China
Größter Gewinner dieser Entwicklung sind Werften in China. So profitieren deutlich von den Aufträgen der Containerreedereien und machen einen Anteil von 72% an. Darauf folgt Südkora mit 22%, auf japanische Werften entfallen noch 5%.
Fast vier von fünf Neubauten werden für Linienreedereien gefertigt, deren Anteil damit deutlich über den 61% der Flottenkapazität liegt, die sie derzeit kontrollieren. Künftig dürfte der Anteil der Linienreedereien demnach weiter steigen. Branchenprimus MSC allein bestellte im Dezember zehn weitere Megamax-Neubauten.
Wie aus den Zahlen der Bimco weiter hervorgeht, werden 99% der Aufträge noch vor 2030 abgeliefert; nur fünf Schiffe aus den aktuellen Auftragsbüchern werden danach folgen. Das meiste Volumen – 2,2 Mio. TEU – soll im Jahr 2027 abgeliefert werden.
Nur begrenztes Schiffsrecycling
Die Zahl der Schiffe, die 20 Jahre oder älter sind, ist in den letzten vier Jahren noch einmal gestiegen. Sie machen derzeit 3,4 Mio. TEU aus, was 11% der Gesamtflotte entspricht. Grund dafür ist das geringe Schiffsrecycling: Nur 166 Schiffe bzw. 256.000 TEU sind seit 2020 wiederverwertet worden. Der Großteil der älteren Schiffe entfällt auf das Segment bis 8.000 TEU – in den kommenden Jahren wird der Anteil dieser Größen um jährlich 4% schrumpfen, während alle anderen um ca. 7% wachsen werden. Die Containerschifffahrt entwickelt sich daher deutlich in Richtung der größeren Schiffsklassen. Die Gesamtflotte wird jährlich um 3% wachsen, sollten bis 2030 keine weiteren Schiffe zur Ablieferung ihren Weg in die Auftragsbücher finden.
„Um alle Schiffe, die 20 Jahre alt oder älter sind, in den nächsten fünf Jahren zu recyceln, wären 680.000 TEU pro Jahr erforderlich (der derzeitige jährliche Rekord liegt bei 657 000 TEU), aber das tatsächliche Recycling wird wahrscheinlich niedriger ausfallen“, erklärte Rasmussen. „Solange die Schiffe nicht vollständig in das Rote Meer zurückkehren können, wird das Recycling wahrscheinlich weiterhin gering sein, und gleichzeitig werden die kleineren Schiffssegmente tendenziell später als der Durchschnitt recycelt. Daher könnte das durchschnittliche jährliche Flottenwachstum in den nächsten fünf Jahren bei über 3 % liegen.“
Containerreedereien strichen zuletzt hohe Gewinne ein
Dass die Auftragsbücher derzeit so voll sind, ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen. So nahmen die Frachtraten während der Covid-19-Pandemie deutlich zu, was zu mehr Gewinn und mehr Bestellungen führte. Derzeit ist es die Krise im Roten Meer, ausgelöst durch Angriffe der jemenitischen Huthi-Miliz, die Reedereien zu einem Umweg um das Kap der Guten Hoffnung zwingt und so noch weitere Kapazitäten in der Schifffahrt bindet – und die Frachtraten seit Monaten erneut auf einem hohen Level hält.
Umweltauflagen, Klimaziele und Emissionslimits (wie z. B. EU-ETS und FuelEU) sorgen darüber hinaus dafür, dass die Flotte umgestellt werden muss. Da sich Retrofitting auf alternative Kraftstoffe bei alten Schiffen oft nicht mehr rechnet, sind volle Auftragsbücher für moderne Schiffe die Folge.