Die ”United States" im November 2024 am Liegeplatz 82. © United States Conservancy

Bei der geplanten Verlegung des amerikanischen Passagierdampfers „United States“, der als Taucherparadies vor Florida versenkt werden soll, verzögert sich. 

Es ist ruhig geworden um den historischen amerikanischen Ozeandampfer „United States“, dem bis heute schnellsten Passagierschiff der Welt, das bald im Meer vor Florida als Taucherparadies versenkt werden soll. Ausgesucht wurde eine Stelle rund 32 km von der Küste entfernt in etwa 55 m Tiefe. [ds_preview]

Nach einem Gerichtsurteil musste der ehemalige Eigentümer, die gemeinnützige Organisation SS United States Conservancy im vergangen Spätsommer 2024 eine schnelle Lösung für einen neuen Liegeplatz für das Schiff finden. Nur drei Monate hatte die Organisation dafür Zeit. Da sich aufgrund des Zeitdrucks kein geeignetes Konzept und auch Investor finden konnte, blieben zuletzt nur noch zwei Möglichkeiten für den 1952 erbauten Ozeandampfer: entweder die Verschrottung oder die Versenkung im Meer als künstliches Riff vor der Küste von Florida im Golf von Mexiko.

Nachdem am 12. Oktober die Eigentumsrechte von der gemeinnützigen Organisation SS United States Conservancy an Okaloosa County in Florida übertragen wurden, sollte das Schiff so schnell wie möglich den bisherigen Liegeplatz Pier 82 in Philadelphia verlassen. Zunächst wird das Schiff dann nach Mobile in Alabama geschleppt, wo letzte Vorbereitungen für das gezielte Versenken getroffen werden.

Doch der ursprüngliche Zeitplan für die Verlegung des Schiffes ist aus dem Ruder gelaufen. Ursprünglich sollte der Umzug mit Schlepperhilfe schon Mitte November stattfinden, aber dann verzögerte das Wetter im Golf von Mexiko die Abfahrt. Da das Schiff über den vom Gericht festgesetzten Termin vom 12. Dezember 2024 noch immer am Pier 82 in Philadelphia liegt, muss der Eigner nicht nur weiterhin eine tägliche Liegeplatzgebühr von 3.400 Dollar zahlen, sondern vermutlich auch noch eine Vertragsstrafe in Höhe von 100.000 US-Dollar, an den Vermieter des Liegeplatzes, der Penn Warehousing.

Fehlt die Stabilität für eine letzte Fahrt?

Der Hauptgrund für den aktuellen Verbleib der „United States“ in Philadelphia ist aber eine Anordnung der US-Küstenwache an die Schiffseigner, die Ende November verschickt wurde, wie amerikanische Nachrichtenagenturen berichten. Entsprechend dieser Anordnung durfte die „United States“ den Liegeplatz nicht verlassen, da sie „möglicherweise nicht die nötige Stabilität für die geplante Fahrt aufweist und eine Gefahr für den Hafen und die Wasserstraße darstellt“. Zudem wies die Küstenwache auch auf „einen möglicherweise beschädigten Tank“ und „große Mengen öliger Rückstände“ an Bord des Schiffes hin.

„Dies ist ein großes Projekt und erfordert mehrere Schritte, um einen sicheren Transport zu gewährleisten“, sagte nun Nick Tomecek, Pressesprecher des Okaloosa County. „Derzeit arbeitet der neue Eigner mit Bundes-, Landes- und Kommunalbehörden zusammen, um einen sicheren Transport des Schiffs zu gewährleisten, der auch die Anordnungen der Küstenwache einschließt.“

Wie weit die Planungen nun sind sei nicht bekannt, ein neuer Verlegungstermin des Schiffes von Philadelphia nach Mobile, Alabama noch nicht festgelegt worden. Die Küstenwache erklärte, mit der Verlegung des Schiffes erst begonnen werden kann, wenn die strukturelle Integrität des Schiffes nachgewiesen wurde, dass es auch die Verlegung auf dieser harten Reise standhalten könne.

Tests der „United States“ erfolgteich abgeschlossen

Mittlerweile konnte Okaloosa County einen „Schiffsingenieur beauftragen, der die Stabilitätstests erfolgreich abgeschlossen hat. Diese Tests wurden am 8. Januar von der Küstenwache abgenommen und als nächstes soll nun ein Schleppplan erstellt werden, unter Berücksichtigung der Gezeiten. Inzwischen teilte die amerikanische Küstenwache mit, dass „positive Fortschritte gemacht wurden“, um das Schiff fahrbereit zu machen.

Nick Tomecek erklärte, es gebe noch keinen konkreten Termin, da die Verlegung des Schiffes an die Koordination mehrerer Behörden, darunter der Küstenwache und der Delaware River Port Authority gebunden ist, weiterhin seien sehr gute Wetterbedingungen erforderlich. Obwohl der Verlegungstermin noch ungewiss sei, sei er zuversichtlich, dass die Reise ohne Zwischenfälle über die Bühne gehen könne. „Das Schiff wurde 1996 sicher an den Pier 82 in Philadelphia verlegt, und wir werden es auch wieder sicher hinausbringen“, sagte Tomecek.

„United States“ war 16 Jahre Stammgast in Bremerhaven

Bis heute ist die „United States“ Trägerin des legendären Blauen Bandes, für die noch schnellste Atlantiküberquerung eines Passagierschiffes. Auf der Jungfernreise im Juli 1952 überquerte das Schiff mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 34,51 Knoten, rund 60 km/h, in 3 Tagen, 10 Stunden und 40 Minuten den Atlantik zwischen New York und Southampton, kein ein Passagierschiff ist bisher so schnell über den Nordatlantik gerast.

Dabei hatte der Kapitän Harry Manning nicht mal die volle Turbinenleistung der vier Westinghouse-Dampfturbinen von 240.000 PS genutzt. Die wahre Höchstgeschwindigkeit sollte bei rund 40 Knoten liegen, blieb aber, wie so manch anderes an diesem Schiff, geheim. Wenn das Schiff „full speed“ über den Atlantik rauschte, konnten es die Passagiere bei dem starken Fahrwind draußen an Deck kaum aushalten, an ein entspanntes Sonnenbad im Liegestuhl war nicht dran zu denken, es war eben schnelles Transportmittel und kein Kreuzfahrtschiff.

Bis zu seiner letzten Fahrt beförderte das legendäre Schiff, das aufgrund der beiden riesigen rot-weiß-blauen Schornsteine den Spitznamen „The Big U“ erhielt, mehr als eine Millionen Passagiere über den Atlantik. Dabei war neben Auswanderern, Militärangehörigen auch viel Prominenz an Bord. So die US-Präsidenten Eisenhower und Kennedy, der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer, die Schauspieler John Wayne, Marlon Brando aber auch Marilyn Monroe.

167 Anläufe in Bremerhaven zwischen 1953 und 1969

Zwischen 1953 und bis zur Betriebseinstellung im Jahr 1969 lief das Schiff 167-mal die Columbuskaje in Bremerhaven an, zu einer Zeit, als noch amerikanische Besatzungssoldaten und Truppentransporter das Bild der Häfen bestimmte. Der Erstanlauf der „United States“ in Bremerhaven war am 3. Januar 1953, ab diesem Zeitpunkt war die Seestadt europäischer Endhafen. Mitten in der Nacht um 2 Uhr morgens machte der voll erleuchtete und über die Toppen geflaggte Ozeanriese bei klirrender Kälte erstmals an der Columbuskaje fest.

Zum Erstanlauf wurden rund hochrangige 200 Gäste aus Politik und Wirtschaft im Speisesaal der ersten Klasse geladen. Anschließend gingen die ersten 370 Passagiere mit Kurs nach New York wieder an Bord der „United States“, weitere wurden in Southampton und Le Havre aufgenommen. Bis zu 1.000 Besatzungsmitglieder kümmerten sich um die bis zu 2.000 Reisenden, die in drei Klassen untergebracht waren. Doch anders als die bisherigen Passagierschiffe, war die „United States“ mit einer eher schlichten, luxuriösen Ausstattung, neuen Materialien, und technischen Innovationen und bestem Brandschutz versehen und galt seinerzeit als das elegantes Schiff auf dem Atlantik und stellte das Symbol des modernen Amerikas dar. An Bord befanden sich drei Orchester, ein Ballsaal, zwei Kinos, 20 Aufzüge und ein Schwimmbad, für die 1950er und 1960er Jahre purer Luxus.

Bis zum November 1969 kam die „United States“ 167 Mal an die Weser, häufiger als jedes andere Fahrgastschiff und es begeisterte die Bremerhavener „Sehleute“ bis zum Schluss, denn der Columbusbahnhof wimmelte stets von Menschen, wenn die „Big U“ für einen Tag in der Stadt war.

United States 2012 am Pier 82 Foto United States Conservancy
Die ”United States“ im Jahr 2012 am Pier 82 © United States Conservancy