Die Infrastruktur und die Verfügbarkeit dürften eine große Rolle spielen: Im vergangenen Jahr ist der Anteil der neu bestellten Schiffe, die mit alternativen Kraftstoffen betrieben werden können, nochmal gestiegen. Der Trend geht wieder (zurück) zu LNG.

Während vor gar nicht allzu langer Zeit der Fokus sich immer mehr auf Methanol und Ammoniak zu verschieben schien, setzen immer mehr Reeder (zum Beispiel Maersk) wieder verstärkt auf LNG, wenn sie Neubauten kontrahieren.[ds_preview]

Der Branchendienst Clarksons Research hat seinen neuesten „Green Technology Tracker“ veröffentlicht, der Daten für das gesamte Jahr 2024 enthält und die Fortschritte bei der Einführung alternativer Kraftstoffe und Investitionen in energiesparende Technologien in der weltweiten Schifffahrtsflotte aufzeigt.

Steve Gordon, Global Head of Clarksons Research, betonte bei der Vorstellung: „Mit einem Gesamtauftragsvolumen für Schiffsneubauten, das den höchsten Stand seit 2007 erreicht hat, spielen alternative Brennstoffe eine herausragende Rolle und machen 50% der gesamten 2024 bestellten Tonnage aus.“

LNG wird wieder attraktiver

Für das Jahr 2024 wurden 820 Schiffe mit 62,2 Mio. GT bestellt, die mit alternativen Brennstoffen betrieben werden können, was laut Clarksons ein Rekordniveau an Investitionen darstellt. Rechnet man LNG-Tanker, die ebenfalls mit LNG betrieben werden, heraus, sind es noch immer 727 Aufträge mit 52,1 Mio. GT.

Dominiert wird die Entwicklung von LNG-Dual-Fuel-Technologien: Sie betrifft 70% der bestellten Tonnage für alternative Brennstoffe ohne LNG-Tanker, gegenüber 43% im Jahr 2023. Hier wird der Unterschied zu Methanol deutlich: dessen Anteil sank von 30 auf 14%.

Insgesamt wurden Aufträge für Schiffe gemeldet, die entweder mit LNG (390 Aufträge, 297 ohne LNG-Tanker), Methanol (118 Aufträge), Ammoniak (25 Aufträge), LPG (72 Aufträge) oder Wasserstoff (12 Aufträge) betrieben werden können. Darüber hinaus ist der Anteil der Aufträge mit dem Status „ready“ auf etwa ein Fünftel aller Aufträge gestiegen (452 Aufträge, 21% der bestellten Tonnage).

Außerhalb der Schiffssegmente, die Kraftstoffe auch als Ladung nutzen können wiesen das Segment der 12.000+ TEU-Containerschiffe (71% LNG, 17% Methanol) und Car Carrier (78% LNG, 21% Methanol) 2024 den höchsten Anteil an Bestellungen für alternative Kraftstoffe auf. Der geringste Anteil an Aufträgen für alternative Kraftstoffe im Jahr 2024 entfiel dagegen auf Sektoren wie Ultramax (4%), Handysize (4%) und MR-Tanker (1%).

Problem Infrastruktur

100 % der 2024 bestellten LNG-Tanker waren LNG-Dual-Fuel-fähig, bei VLGC/VLAC/VLEC-Schiffen sind 90% LPG/Ethan/Ammoniak-Dual-Fuel.

„Mit dem bestätigten Auftragsbestand und den geplanten Investitionen in den kommenden Jahren prognostizieren wir, dass bis 2030 über ein Fünftel der gesamten Flottenkapazität mit alternativen Kraftstoffen betrieben werden kann“, heißt es im Clarksons-Report weiter. Auch hier wird die Entwicklung deutlich: 2017 waren es 2% der Flottenkapazität „auf dem Wasser“, 2024 waren es 8%, 2030 sollen es mehr als 20% sein.

Das branchenweite Problem, dass zu den Hemmnissen einer schnelleren Einführung alternativer Krafstoffe gehört: Investitionen in die Hafeninfrastruktur und die Verfügbarkeit „grüner“ Kraftstoffe hinken weiterhin hinterher. „Unser Green Technology Tracker zeigt 276 Häfen mit LNG-Bunkerung und 275 Häfen mit Landstromanschluss auf, aber nur 35 Häfen mit Methanol-Bunkerung, die verfügbar und geplant ist“, sagt Gordon.

Insgesamt rechnen die Experten daher auch mit weiteren Anpassungen in der Bestandsflotte. Angesichts einer alternden Flotte (13,1 Jahre auf gewichteter GT-Basis, gegenüber einem Tiefstand von 9,7 Jahren im Jahr 2013), rund einem Drittel der Flottenkapazität, die im letzten Jahr nach CII als D oder E eingestuft wurde, und längeren Vorlaufzeiten (~3,7 Jahre) bei großen Werften bleibe die Nachrüstung mit energiesparenden Technologien (EST) „ein entscheidender Bestandteil“ des Dekarbonisierungspfads der Schifffahrt.

Wind, Luftschmierung, CCS …

Auf über 10.360 Schiffen, die mehr als 37% der Flottentonnage ausmachen, wurden bereits bedeutende energiesparende Technologien (ESTs) eingebaut: Dazu gehören Propellerdüsen, Ruderanpassungen, Flettner-Rotoren, Winddrachen, Luftschmiersysteme und andere – es werden alleine über 580 Schiffe mit Luftschmiersystem und über 145 Einheiten mit „Wind“-Unterstützung in der Flotte und im Auftragsbuch gezählt. Der Tracker umfasst auch 37 Schiffe in der Flotte (plus 12 Neubaubestellungen), die die Kohlenstoffabscheidungstechnologie an Bord testen.