1982 gebaut, mehrmals umbenannt, 2023 außer Dienst gestellt: Die ehemalige „Song of America“, ein in Finnland gebauter Kreuzfahrt-Oldie, hat ihre letzte Reise absolviert und wird nun verschrottet.
Es ist ein Stück der frühen Geschichte der amerikanischen Kreuzfahrtreederei Royal Caribbean. Nun wurde das Schiff am vergangen Wochenende im indischen Alang zur Verschrottung auf den Strand gesetzt.[ds_preview]
Das zuletzt unter dem Namen „Fortu“ fahrende Kreuzfahrtschiff, als „Song of America“ gebaut, war nicht nur für die Reederei, sondern auch für das seinerzeit aufstrebende Kreuzfahrtgeschäft etwas Besonderes.
Bis zur Außerbetriebnahme im Herbst 2023 bei der griechischen Reederei Celestyal Cruises war das bei der Ablieferung drittgrößte Kreuzfahrtschiff fast immer noch im Originalzzustand, selbst die bei den früheren Royal-Schiffen markante Viking Crown Lounge am Schornstein blieb erhalten.
1982 wurde die „Song of America“ mit einer Vermessung von 37.584 BRT bei der finnischen Wärtsilä Werft in Helsinki unter der Baunummer 431 als viertes Schiff der Reederei in Dienst gestellt – ein Schwesterschiff wurde allerdings nie in Auftrag gegeben. Anfang der 70er Jahre startete Royal Caribbean mit den wesentlich kleineren Schwesterschiffen, der 168 m langen „Sun Viking“, „Nordic Prince“ und „Song of Norway“ mit einer Vermessung von rund 18.346 BRT und einer Passagierkapazität für 700 Gäste.
Nach dem großen Erfolg mit den Karibikkreuzfahrten hatte man ein Programm zur Kapazitätssteigerung durch „Verlängerung“ der Bestandsschiffe in Auftrag gegeben. Noch während der Verlängerungsarbeiten an den ersten beiden Schiffen „Nordic Prinse“ und „Song of Norway“ um eine 26 m lange Mittelsektion trat die Wartsila-Werft aber mit Plänen für ein völlig neues und modernes Schiffskonzept an das Management von Royal Caribbean heran. Man stiße auf Zustimmung. Somit wurde die Verlängerung des dritten Schiffes, der „Sun Viking“ ausgesetzt und die Werft erhielt den Bauauftrag für die spätere „Song of America“.
Die „Song of America“ war 214,5 m lang, 28,41 m breit und hatte eine Kapazität für rund 1.575 Passagiere in 724 Kabinen. Bei der Ablieferung war das Schiff noch in Norwegen registriert, mit norwegischen Offizieren und einer internationalen Besatzung. Auf der Jungfernfahrt waren unter anderem auch der ehemalige und erst kürzlich verstorbene US-Präsident Jimmy Carter und seine Frau Rosalyn an Bord. Von der Größe war es damals das drittgrößte Kreuzfahrtschiff seiner Zeit, nur die ehemaligen Transatlantik-Liner „Norway“ (70.202 BRT) und „Queen Elizabeth 2“ (83.673 BRT) waren damals noch größer.
Innovative Elemente
Es gab einige innovative Features. So umgab bei diesem Schiff zum ersten Mal die „Viking Crown“, das Markenzeichen vieler Schiffe der Reederei: vollständig um den Schornstein herum bot sie Passagieren eine 360-Grad-Aussicht. Der Poolbereich war zu der Zeit der größte der jemals auf einem Kreuzfahrtschiff gebaut wurde, und umfasste zwei Poolanlagen. Erstmals wurde ein Großteil der Passagierkabinen weiter vorne im Schiff platziert und die öffentlichen Bereiche weiter hinten, so dass die Kabinen weiter von den lauten Schiffsmotoren entfernt waren.
Für viel Kritik sorgte damals dann aber schon die Größe der Passagierkabinen, die mit 12 Quadratmetern als viel zu klein bemängelt wurden. Doch musste man bei der Planung des Schiffes einen Kompromiss eingehen, um eine deutliche Vergrößerung der öffentlichen Bereiche, im Vergleich zu den Mitbewerben, zu erreichen. Zumal das Schiff vornehmlich für 7-Tages-Reisen in der Karibik geplant war, so dass die Planungen darauf hinausgingen, dass die Passagiere sich sowie die geringste Zeit in den Kabinen aufhielten. Zunächst verkehrte die „Song of America“ klassische Karibik-Routen von Miami nach Nassau, San Juan und St. Thomas an. Später wurden auch Fahrten von New York nach Bermuda hinzugefügt, um das Schiff für ein breiteres Publikum attraktiver zu machen.
Im Mai 1998 wurde das Schiff an Sun Cruises verkauft, die es als „Sunbird“ auf dem britischen Markt einsetzte. Im Sommer erfolgte der Verkauf an Louis Cruise Lines, jedoch wurde es dann bis 2011 an Thomson Cruises verchartert, die es als „Thomson Destiny“ einsetzten.
Erst ab 2012 betrieb Lous Cruise das Schiff selbst, zunächst als „Louis Olympia“. Im Rahmen der Umbenennung der Louis Cruise Line in Celestyal Cruises erhielt das Schiff den Namen „Celestyal Olympia“ und verkehrte in der griechischen Ägäis.
Mit der Übernahme der ehemaligen „Aidaaura“ im Herbst 2023 als „Celestyal Discovery“ wurde die „Celestyal Olympia“ außer Betrieb genommen und an einen Investor verkauft. Zunächst mit neuen Namen „Bella Fortuna“ wurde das Schiff in der Türkei, später in den Vereinigten Arabischen Emiraten aufgelegt. Unter der Flagge der Komoren und dem neuen Namen „Fortu“ verließ das Schiff am 22. Januar 2025 nun die Vereinigten Arabischen Emirate mit Kurs auf Alang in Indien, wo sie am 1. Februar zur Verschrottung auf den Strand gesetzt wurde. (CE)