
Das Umschlagunternehmen J. Müller mit Hauptsitz in Brake baut seine Aktivitäten in den stadtbremischen Häfen weiter aus. Langfristig sollen größere Schiffe mit noch mehr Ladung in die Hansestadt gelockt werden.
Gestern wurde am Liegeplatz vor der Getreideverkehrsanlage im Stadtteil Gröpelingen, die seit 2017 von J. Müller betrieben wird, ein neues Großumschlaggerät des finnischen Herstellers Mantsinen eingeweiht.[ds_preview]
3,3 Mio. € hat das Unternehmen für den Kran (Mantsinen 160 ES HybriLift) samt Ausrüstung sowie die Ertüchtigung der dafür erforderlichen Trichteranlage investiert. „Wir geben der Getreideverkehrsanlage wieder ein Stück Zukunft“, sagte Vorstandsvorsitzender Jan Müller. Mit dem neuen Gerät werde die Umschlaggeschwindigkeit für Getreide kräftig auf über 500 t pro Stunde angehoben und gleichzeitig die Staubbildung während des Löschvorgangs unterdrückt.
Müller sieht gute Zukunftschancen für die über 100 Jahre alte Getreideverkehrsanlage, die einst die größte ihrer Art in ganz Europa war. „Es handelt sich dabei um Infrastruktur, mit der die Ernährung sichergestellt wird. Die wird in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen“, erklärte der Unternehmer unter Verweis auf zunehmende internationale Spannungen, das Wachstum der Weltbevölkerung und steigende Risiken für die Versorgungslage.
Appell an das Land Bremen
Heute arbeitet die Getreideverkehrsanlage in Bremen weit unterhalb ihrer Leistungsgrenze. Auf 300.000 bis 400.000 t pro Jahr beläuft sich der Umschlag den Angaben zufolge. In Spitzenzeiten seien es früher 1,7 Mio. t pro Jahr gewesen. Dieses Potenzial könne man in Zukunft wieder ausschöpfen – sofern das Land Bremen, die Verkehrsanbindung der Anlage auf Vordermann bringe, appellierte Müller an die Politik.
Handybulker in Bremen
Einerseits müsse die Schienenanbindung verbessert werden, damit Ganzzüge aus Zentraleuropa zur Entladung nicht länger geteilt und Waggons zeitraubend hin- und her rangiert werden müssten. Des Weiteren sei es wichtig, die Wassertiefe am Liegeplatz und im Wendebecken des Getreidehafens auf den Standard von 10,70 Meter wie in anderen Hafengebieten in Bremen-Stadt zu bringen. Dadurch könne die Erreichbarkeit für Seeschiffe in der weltweiten Fahrt stark verbessert werden. „Dann könnten hier Handy-Bulker anlegen. Das ist durchaus realistisch“, so Müller. Bedeutet: Massengutfrachter mit Tragfähigkeiten von 28.000 bis 45.000 t. Derzeit würden überwiegend Küstenmotor- und Binnenschiffe abgefertigt, bisweilen auch größere – neulich brachte ein Frachter fast 16.000 t Getreide.
Für J. Müller ist der Ausbau der Umschlaganlagen für die Getreideverkehrsanlage die zweite Großinvestition in Bremen binnen weniger Jahre. Kurz zuvor hatte das Unternehmen einige Hundert Meter entfernt im Holz- und Fabrikenhafen eine neue Siloanlage für Rohkaffee fertiggestellt. Insgesamt und 40 Mio. € habe das Unternehmen in den vergangenen zwei Jahrzehnten am Standort investiert, „das ist ein sehr klares Bekenntnis“, unterstrich Vorstandschef Jan Müller. Insgesamt beschäftigt die Firma rund 120 Mitarbeiter in Bremen. (mph)