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Nach dem Asien-Europa-Trade verzeichnen die Containerlinien jetzt auch auf den US-Strecken massive Preisrückgänge.
In der Containerschifffahrt ist bei den Frachtraten noch keine Bodenbildung erkennbar. Bei einem weiterhin saisonal schwachen Ladungsaufkommen in Fernost sackten die Spotpreise diese Woche erneut kräftig ab.[ds_preview]
Der Shanghai Index SCFI, der die Entwicklung auf 13 Exportrouten ab China abbildet, gab heute überraschend stark um -9% auf 1.595 Punkte nach. Der World Container Index (WCI) von Drewry fiel um -10% auf 2.795 $/FEU. Wie aus Speditions- und Agenturkreisen verlautet, ist trotz Abfahrtsstreichungen im Nachgang des chinesischen Neujahrsfestes aktuell ausreichend Laderaum verfügbar. Insider schätzen die Auslastung der Fernost-Europa-Dienste auf rund 95%. Laut SCFI gab die durchschnittliche Marktrate für Verladungen von Shanghai zu den Main Ports in Nordwesteuropa noch einmal um -2% auf 1.578 $/TEU nach. Für die gängigeren 40-Fuß-Container liegen die Raten Indices zufolge überwiegend zwischen rund 2.600 und 2.900 $/FEU. Spediteure in Hamburg und Bremen berichten hingegen von teils deutlich günstigeren Angeboten seitens der Carrier.
Zunehmend scheint sich der Druck auf die Raten von der Asien-Europa-Strecke auf die Trades nach Nordamerika zu verlagern, was angesichts der immer schärferen Rhetorik der Trump-Administration in Bezug auf Einfuhrzölle keine Überraschung ist. Die Raten-Benchmarks des SCFI für Buchungen von Shanghai zur West- und zur Ostküste der USA brachen heute um je -18% ein, auf 2.907 und 3.954 $/FEU.
Nur 50% aller Schiffe ist pünktlich
Operativ und qualitativ betrachtet haben Verlader aber wenig Grund zur Freude. Jede zweite Schiffsankunft weltweit ist weiterhin verspätet. Den europäischen Im- und Exporteuren bereiten verschärfte Engpässe in den Westhäfen Kopfschmerzen. Kühne+Nagel verzeichnet in Rotterdam Verspätungen von bis 24 Stunden bei der Abfertigung von Binnenschiffen und bis zu 72 Stunden bei Container-Feederschiffen. In Antwerpen seien die Anliefer-Slots für Exportcontainer drastisch verringert worden, um zuerst einmal Importcontainer von den Anlagen zu bekommen, heißt es. Neben Streiks in Belgien gilt das hohe Importaufkommen der vergangenen Wochen aus Fernost als Hauptgrund für die Nöte der europäischen Terminals.
Durchweg positiv entwickelte sich diese Woche die Befrachtungsaktivität für Bulker. Der Anstieg der Tonnagenachfrage im asiatisch-pazifischen Raum nach Chinesisch Neujahr und erste Erholungstendenzen im Atlantik trieben die Spotraten in allen Segmenten hoch. Der Baltic Dry Index kletterte seit Donnerstag letzter Woche um 161 auf 941 Punkte und erreicht damit den höchsten Stand seit vier Wochen. In zwei Schiffsklassen – Ultramax und Panamax – durchbrach das Ratenniveau im Trip-Business die 10.000-Dollar-Marke auf dem Weg nach oben.
Starker Anstieg im Capesize-Segment
Im Capesize-Segment ging es binnen Wochenfrist um +29% auf 7.603 $/Tag hoch. Hauptgrund dafür sei die Belebung der Nachfrage im Eisenerzgeschäft ex Westaustralien gewesen, nachdem der Umschlag in der Region wegen Wirbelstürmen in den vergangenen Wochen erheblich eingeschränkt war. Im Nordatlantik zogen die Raten von niedrigem Niveau ausgehend ebenfalls kräftig an. Marktteilnehmer führen dies auf verschiedene Faktoren zurück: zusätzliche Erzladungen an der Ostküste Kanadas, Verspätungen von Schiffen am Kontinent und ein nachlassender Zustrom von Ballastern aus Südostasien in den Atlantik.
Der 82.000-Tonner Panamax verzeichnete eine Steigerung des Time Charter Average (5TC) um +18% auf 10.300 $/Tag. Nach Südostasien und dem Nordpazifik sei diese Woche auch an der Ostküste Südamerikas deutlich mehr Aktivität zu beobachten gewesen, berichteten Makler.
In den kleineren Schiffsklassen, die über Bordkräne verfügen, nahmen die Frachtgeschäfte neben Asien auch am Kontinent und im Mittelmeer merklich zu. Der 63.000-Tonner Ultrmax und der 38.000-Tonner Handy erzielten durchschnittliche Steigerungen um +17% und +15% auf 10.946 und 9.407 $/Tag. Zwei 37.000-Tonner wurden Berichten zufolge zu wesentlich höheren Raten als in den vergangenen Wochen gebucht. Ein Schiff soll 14.000 $/Tag für einen Trip mit Anlieferung bei Brunsbüttel via Ostsee nach Westafrika erhalten haben, ein anderes 16.500 $/Tag für eine Ladungspartie Stahlschrott ex Bristol (UK) in die Türkei.
Grundrauschen im Bulker-Segment
Der Trockenfrachtmarkt für Shortsea-Trips in Europa präsentiert sich vergleichsweise lethargisch. In Nordeuropa sorgt ein Grundrauschen an Stahl- und Agrar-Ladungen für stabile bis leicht steigende Frachten. Das Niveau liegt dort knapp unter Vorjahresniveau. Im Mittelmeer und dem Schwarzen Meer sind die Spotmarktaktivitäten für kleine Stückgutschiffe und Mini-Bulker hingegen sehr gedämpft, die Raten weit unter dem des Vorjahres. Der Branchendienst BMTI setzte seinen European Short Sea Index (EUSSX) um -1,8% auf 24.27 Punkte herab. Vor einem Monat lag der Index bei 25.30 Punkten.
Am Tanker-Chartermarkt nahmen die Anfragen in einigen Bereichen stark zu. So berichten Makler von einer sehr hohen Aktivität im Persischen Golf für nahe Verschiffungstermine Anfang März. Offenbar kommen die staatlichen Rohölkonzerne in der Region etwas verspätet, aber dafür sehr geballt mit März-Ladungen an den Markt. Das kam vor allem den VLCC zugute, deren durchschnittliches Einnahmenniveau im Spotgeschäft gegenüber der Vorwoche um +12% auf 46.800 $/Tag kletterte. Zum Wochenende hin traten die Charterer etwas auf die Bremse, um den Markt abzukühlen.
In den unteren Größenklassen waren die Trends in den einzelnen Fahrtgebieten unterschiedlich. Die Suezmaxe erzielten Verbesserungen im Schwarzen Meer, gerieten im Persischen Golf aber unter Druck, weil die Aktivität dort sehr einseitig auf VLCC ausgerichtet war. Das Spot-Ertragsniveau über alle Routen sank leicht auf 36.400 $/Tag. Die Aframaxe konnten sich dank robuster Nachfrage im Golf von Mexiko leicht auf 26.200 $/Tag verbessern. (mph)