United States
"United States"-Verholung von Pier 82 an Pier 80 (© United States Conservancy)

Nach einigen eher ruhigen Wochen kommt im wahrsten Sinne des Wortes wieder „Bewegung“ in das Schicksal der „United States“.

In den vergangenen Wochen war es etwas ruhig geworden um den historischen amerikanischen Ozeandampfer „United States“, dem bis heute schnellsten Passagierschiff der Welt. Dieser soll bald vor Florida, rund 32 km von der Küste entfernt in etwa 55 m Tiefe, als Taucherparadies versenkt werden.[ds_preview]

Doch zunächst muss das Schiff seinen seit fast 30 Jahren dauerhaften Liegeplatz in Philadelphia am Pier 82 verlassen und das gestaltete sich zuletzt nicht immer ganz einfach. So fehlte es immer wieder an entsprechenden Genehmigungen, aber auch an Stabilitätsberechnungen und Bestätigungen, dass der alte Ozeanliner in dem aktuellen Zustand überhaupt verschleppt werden kann.

Doch in der vergangenen Woche war es dann endlich soweit, die Küstenwache erteilte dem neuen Eigener von Okaloosa County die Genehmigung, das Schiff vom aktuellen Ankerplatz in Philadelphia zum vorläufigen Liegeplatz nach Mobile, Alabama, zu verholen.

Am Freitag begann dann die erste Phase für den geplanten Umzug, so dass das Schiff zunächst mit Schlepperhilfe auf die gegenüberliegende Seite an Pier 80 verholt wurde. Damit war das Schiff erstmals seit fast 30 Jahren wieder in Bewegung. Nun folgt zum Anfang dieser Woche der nächste und komplexe Vorgang, der mittlerweile aufgrund einer Windwarnung um einen Tag verschoben wurde.

Nach derzeitigem Stand sollen mehrere Schlepper die „United States“ bei ablaufendem Wasser am Dienstag in den Delaware River manövrieren um sie dann bei absolutem Niedrigwasser flussabwärts unter verschiedenen Autobahnbrücken hindurch schleppen, darunter sind die Walt Whitman Bridge (I-76), die Commodore Barry Bridge (U.S. 322) und die Delaware Memorial Bridge (I-295). Kurzfristige, wetterbedingte Verschiebungen sind weiterhin möglich.

Während der dann anschließenden zweiwöchigen Überführungsschleppfahrt der „United States“ entlang der US-Ostküste werden die Schleppunternehmer eine Echtzeit-Routenplanung nutzen, die den Kurs des Schiffes alle sechs Stunden an das Wetter und die Strömungen anpasst.

Schnelle Lösung für „United States“?

Nach einem Gerichtsurteil musste der ehemalige Eigentümer, die gemeinnützige Organisation SS United States Conservancy, im vergangen Spätsommer eine schnelle Lösung für einen neuen Liegeplatz für das Schiff finden. Nur drei Monate hatte die Organisation Zeit dafür.

Da sich aufgrund des Zeitdrucks kein geeignetes Konzept und auch kein Investor zum Erhalt des Schiffes finden konnte, blieben zuletzt nur noch zwei Möglichkeiten für den 1952 erbauten Ozeandampfer: Entweder die Verschrottung oder die Versenkung im Meer als künstliches Riff vor der Küste von Florida im Golf von Mexiko. Nachdem am 12. Oktober die Eigentumsrechte von der gemeinnützigen Organisation SS United States Conservancy an das Okaloosa County in Florida übertragen wurde, sollte das Schiff so schnell wie möglich den bisherigen Liegeplatz Pier 82 in Philadelphia verlassen.

In Mobile sollen letzte Vorbereitungen für das gezielte Versenken getroffen werden. Ursprünglich sollte der Umzug mit Schlepperhilfe schon Mitte November 2024 stattfinden, aber dann verzögerte das Wetter im Golf von Mexiko die Abfahrt. Da das Schiff über den vom Gericht festgesetzten Termin vom 12. Dezember 2024 hinaus am Pier 82 in Philadelphia liegt, musste der Eigner nicht nur eine tägliche Liegeplatzgebühr von 3.400 Dollar zahlen, sondern vermutlich auch noch eine Vertragsstrafe in Höhe von 100.000 US-Dollar an den Vermieter des Liegeplatzes, der Penn Warehousing.

Trägerin des blauen Bandes

Bis heute ist die „United States“ Trägerin des legendären Blauen Bandes, für die noch schnellste Atlantiküberquerung eines Passagierschiffes. Auf der Jungfernreise im Juli 1952 überquerte das Schiff mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 34,51 Knoten, rund 60 km/h, in 3 Tagen, 10 Stunden und 40 Minuten den Atlantik zwischen New York und Southampton, kein Passagierschiff ist bisher so schnell über den Nordatlantik gekommen.

Dabei hatte der Kapitän Harry Manning nicht mal die volle Turbinenleistung der vier Westinghouse-Dampfturbinen von 240 000 PS genutzt. Die wahre Höchstgeschwindigkeit sollte bei rund 40 Knoten liegen, blieb aber, wie so manch anderes an diesem Schiff, geheim.

Häufiger Gast in Bremerhaven

Zwischen 1953 und bis zur Betriebseinstellung im Jahr 1969 lief das Schiff 167-mal die Columbuskaje in Bremerhaven an, zu einer Zeit, als noch amerikanische Besatzungssoldaten und Truppentransporter das Bild der Häfen bestimmte. Der Erstanlauf der „United States“ in Bremerhaven war am 3. Januar 1953, ab diesem Zeitpunkt war die Seestadt europäischer Endhafen.

Mitten in der Nacht um 2 Uhr morgens machte der voll erleuchtete und über die Toppen geflaggte Ozeanriese bei klirrender Kälte erstmals an der Columbuskaje fest. Zum Erstanlauf wurden rund hochrangige 200 Gäste aus Politik und Wirtschaft im Speisesaal der ersten Klasse geladen. Anschließend gingen die ersten 370 Passagiere mit Kurs nach New York wieder an Bord der „United States“, weitere wurden in Southampton und Le Havre aufgenommen.

Bis zu 1 000 Besatzungsmitglieder kümmerten sich um die bis zu 2.000 Reisenden, die in drei Klassen untergebracht waren. Doch anders als die bisherigen Passagierschiffe, war die „United States“ mit einer eher schlichten, luxuriösen Ausstattung, neuen Materialien, und technischen Innovationen und bestem Brandschutz versehen und galt seinerzeit als das elegantes Schiff auf dem Atlantik und stellte das Symbol des modernen Amerikas dar. An Bord befanden sich drei Orchester, ein Ballsaal, zwei Kinos, 20 Aufzüge und ein Schwimmbad, für die 1950er und 1960er Jahre purer Luxus.

Bis zum November 1969 kam die „United States“ 167 Mal an die Weser, häufiger als jedes andere Fahrgastschiff und es begeisterte die Bremerhavener „Sehleute“ bis zum Schluss, denn der Columbusbahnhof wimmelte stets von Menschen, wenn die „Big U“ für einen Tag in der Stadt war.       (CE)